Hoffnung auf freiwillige Umschuldung in Griechenland schwindet

In der EU schwindet die Hoffnung auf eine freiwillige Umschuldung in Griechenland. Nach Informationen der Wochenzeitung „Die Zeit“ rechnen führende europäische Währungspolitiker damit, dass die Gläubiger durch eine rückwirkende Änderung der Anleiheverträge zum Forderungsverzicht gezwungen werden müssen. Ein solcher Schritt würde rechtlich wohl als Zahlungsausfall gewertet werden und Kreditausfallversicherungen aktivieren.

Grund für die Skepsis ist, dass die Gläubigerinstitute unter Berücksichtigung der Zinsausfälle auf mehr als 70 Prozent ihres Geldes verzichten müssten, um den Schuldenstand Griechenlands auf 120 Prozent der Wirtschaftsleistung zu senken. Für den Internationalen Währungsfonds ist das die Voraussetzung für ein neues Hilfsprogramm für die Griechen. Einen derart hohen Verzicht würden eine ganze Reihe von Banken und andere Gläubiger wohl nicht freiwillig leisten, hieß es in EU-Kreisen. Deshalb sollen die Anleiheverträge so geändert werden, dass eine einfache Mehrheit der Gläubiger alle Anleihebesitzer zu einem Forderungsverzicht zwingen kann. Das ist für die an der Umschuldung beteiligten Institute rational, weil die Kosten für jeden einzelnen Gläubiger geringer sind, je mehr Gläubiger sich am Schuldenschnitt beteiligen. Schließlich wird die Last so auf mehrere Schultern verteilt. Auf diese Weise könnte auch die Europäische Zentralbank (EZB) zu einer Umschuldung gezwungen werden. Die Notenbank hält griechische Anleihen im Wert von rund 40 Milliarden Euro und ist bislang nicht an den Umschuldungsgesprächen beteiligt. Wenn sie diese Anleihen abschreiben muss, wird der Steuerzahler belastet, weil die Zentralbank dann weniger Gewinne ausschütten kann. Die EZB könnte zwar versuchen, sich einem solchen Vorgehen zu widersetzen, doch hochrangige Notenbanker schätzen einen solchen Schritt als riskant ein. Eine endgültige Entscheidung ist noch nicht gefallen.