Die Sonne kommt hervor, das Thermometer klettert nach oben und den Körper drängt es mit aller Macht nach draußen. Um diesen Bewegungsdurst zu stillen, peppt Deutschland das bewährte Wandern mit unterhaltsamen Varianten auf.
bfs – Hat man früher noch einen Endpunkt angestrebt, soll das Wandern heute nicht mehr nur des Müllers Lust sein, sondern ein spaßiges und erholsames Erlebnis für die ganze Familie. Der Schwerpunkt liegt weniger darauf, ein bestimmtes Ziel zu erreichen, als das Wandern an sich mit allen Sinnen zu erfahren. Dieses Umdenken hat bereits vor einigen Jahren seinen Anfang genommen. In seinem Buch „Ich bin dann mal weg“ erzählt Hape Kerkeling unterhaltsam, humorvoll und motivierend über seine Pilgerreise auf dem Jakobsweg und rückt damit eine langweilig gewordene Freizeitbeschäftigung wieder in den Fokus der Aufmerksamkeit. Über vier Millionen Mal wurde „Ich bin dann mal weg“ verkauft, das in vielen Lesern die Lust auf eigene Naturabenteuer schürt. Um den Unterschied zum althergebrachten Marschieren durch Wald und Wiesen hervorzuheben, nennen Marketingexperten das Wandern neudeutsch Hiking, das in zahlreichen unterschiedlichen Formen existiert. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Weit oder nur kurz, Berg oder Tal, mit oder ohne Gepäck: Hauptsache es macht Laune und die eigene Umgebung wird bewusst wahrgenommen. Doch viele Varianten lassen dennoch das einzigartige Erlebnis einer Reise zu sich selbst vermissen, wie es häufig die Beschreiter des Jakobsweges nach der Rückkehr aus ihrem Pilgerziel Santiago di Compostela schildern. Für Abhilfe sorgt da der Besinnungspfad durch den Einsiedelwald bei Bad Rappenau. Auf dem Rundweg befinden sich 15 Stationen, die in einer natürlichen Umgebung Gelegenheit zum Innehalten und Orientieren bieten.
Wer sich weniger auf sein Selbst konzentrieren will und lieber neue Dinge kennen lernt, ist beim Bildungswandern richtig. Statt eines weisen Führers, der seiner zahlenden Gruppe Vorträge bietet, stehen dem Hiker entlang spezieller Lehrpfade Informationstafeln zur Verfügung. So kommt neben dem Körper auch der Geist in Schwung. Der Salz- und Soleweg bei Bad Rappenau beispielsweise liefert auf bebilderte Art Wissen über die 2000-jährige Geschichte und die Gegenwart des Salzgewinns am Neckar. Zusätzlich befinden sich entlang des Rundwegs historische Gebäude und technische Einrichtungen, die besichtigt werden können. Auch eine Bademöglichkeit in der Sole wird angeboten, um das Thema sozusagen hautnah zu erleben. Mit diesen Attraktionen eignen sich die 36 Kilometer für mehrere Wander-Touren ebenso wie für einen Ganztagesausflug mit dem Fahrrad.
Spielerische Gemüter kommen bei einer besonderen Form des Hikings auf ihre Kosten, beim Geocaching. Dabei handelt es sich im Prinzip um eine moderne Form der Schnitzeljagd für Groß und Klein. Auf Internetseiten werden die Koordinaten eines Ziels veröffentlicht, welches die Abenteurer mittels GPS-Empfänger bzw. Smartphone finden können. Dort befindet sich ein kleiner Behälter, der sogenannte Geocache, der ein Logbuch sowie kleine Tauschobjekte enthält. Besonders viel Spaß macht das Suchen von Multicaches, also einem Ziel mit mehreren Zwischenstationen, was die Spannung um einiges erhöht. So macht das Wandern sogar Bewegungsmuffeln Spaß und die ganze Familie kann miteinbezogen werden.
Viele Verstecke für ein ausgiebiges Sucherlebnis befinden sich in der Nähe des Neckarsteigs, der zugleich viele kulturelle und landschaftliche Attraktionen bietet. Burgen, Flussschleifen, Schluchten und Felswände sorgen für nachhaltigen Naturgenuss. Wegen dieses Abwechslungsreichtums wurde die Strecke 2011 als „Qualitätswanderweg Wanderbares Deutschland“ ausgezeichnet. Dank der guten Anbindung an die S-Bahn sind die gewünschten Streckenabschnitte, die Laufrichtung sowie die Anzahl der angestrebten Geocaches auf den etwa 127 Kilometern frei wählbar. Ein besonderes Highlight sind die Fahrgastschiffe auf dem Neckar, mit denen auch einige Wegpunkte gut erreichbar sind.
Mehrtägige Hiking-Touren auf dem Fernwanderweg lassen sich bequem mit einem Arrangement in Bad Rappenau verbinden, wo es auch noch die ein oder anderen Koordinaten, beispielsweise in der Nähe der örtlichen Klinik, zu erkunden gilt. Beim „Neckarsteig für Einsteiger“, einem Angebot der Stadt, gibt es nicht nur zwei Übernachtungen mit Halbpension, der Transferservice zur Wanderroute und wieder zurück sind gleich im Preis inklusive. Damit der Körper nicht schon nach dem ersten Trip schlapp macht, beinhaltet das Konzept zum Entspannen außerdem einmal freien Eintritt in das „RappSoDie“, ein Solebad mit Sauna. Dort werden die müden Füße mit einer Gratismassage entlohnt, damit auch der nächste Tag ein Erlebnis für die Sinne werden kann.
Autor: bfs (Katharina Pfaff)
Bilder: BTB Bad Rappenauer Touristikbetrieb GmbH, Touristikgemeinschaft Odenwald