Drei Industrieunternehmen sparen jährlich gemeinsam umgerechnet eine Million Liter Heizöl ein und decken den Energiebedarf zu 80 Prozent aus regenerativen Quellen
Memmingen (jm).
Die Industrie in Memmingen macht vor, wie die Energiewende funktioniert: Umgerechnet eine Million Liter Heizöl pro Jahr sparen die Goldhofer Aktiengesellschaft, die Niederlassung der Dachser GmbH & Co. KG sowie die Pfeifer Seil- und Hebetechnik GmbH dank einer gemeinsamen Nahwärmeversorgung ein, die seit zwei Jahren über das Heizwerk Memmingen realisiert wird. Umgesetzt wurde das bundesweit bislang einzigartige Projekt, bei dem der CO2-Ausstoß jährlich um 2.600 Tonnen reduziert wird, von den ebenfalls in Memmingen ansässigen Energiespezialisten E-Con AG und Alois Müller GmbH. Bei der jetzt erfolgten Präsentation der Energiebilanz sprachen alle Beteiligten von einer mehrfachen „Win-Win-Situation“.
Herzstück der gemeinsamen Energieversorgung ist ein 3,3 MW Holzhackschnitzelkessel, so dass ca. 80 Prozent des Wärmebedarfs aus dem regenerativen Brennstoff Holz gedeckt werden. Vebrauchsspitzen deckt eine redundande Gas- und Ölfeuerung mit einer Leistung von 5,0 MW ab. Zusätzlich sichert ein Blockheizkraftwerk die Grundlastversorgung mit Wärme und Strom. Zusammen mit einer Photovoltaikleistung von 2,9 MW auf den Firmengebäuden der drei Memminger Mittelständler wird der Großteil des Strombedarfs vor Ort erzeugt.
„Für uns geht das Nahwärmekonzept des Heizwerks Memmingen voll auf. Denn wir haben innerhalb kürzester Zeit die Menge fossiler Energien um 80 Prozent reduziert. Über das Hackschnitzelheizwerk schonen wir die Umwelt nachhaltig, außerdem sind wir unabhängig von der Preispolitik der Ölkonzerne und haben somit eine hohe Kostensicherheit. Zudem bleibt die Wertschöpfung in der Region, denn wir beziehen unsere Hackschnitzel vom Biomassehof in Erkheim“, erklärte Stefan Fuchs, Vorstandsvorsitzender der Goldhofer Aktiengesellschaft. Es sei die absolut richtige Entscheidung gewesen, angesichts der damals anstehenden Neubaumaßnahmen für Verwaltungs- und Kundenzentrum den Schritt in ein völlig neues Energiekonzept zu wagen.
Nach dem Bau des Verwaltungszentrums und der Kundenauslieferungshalle hat die Goldhofer Aktiengesellschaft nach und nach auch sämtliche bestehende Produktions-, Montage- und Lagerhallen an das Nahwärmenetz angeschlossen und vor Ort bis zu 80 gasbefeuerte Deckenstrahler ausgetauscht. Diese wurden durch ein zwei Kilometer langes Netz an modernen Warmwasser-Deckenstrahlplatten ersetzt, welche jetzt 14.500 m2 an Produktions- und Lagerfläche beheizen.
Gemeinsam mit Andreas Müller, Geschäftsführer der Alois Müller GmbH und Initiator des Projektes, fand Stefan Fuchs in Gerhard Pfeifer, dem geschäftsführenden Gesellschafter der Pfeifer-Firmengruppe, und Thomas Henkel, dem Leiter der Memminger Dachser-Niederlassung zwei Mitstreiter, die sich auf Anhieb von der innovativen Idee begeistern ließen und sich nun ebenfalls bestätigt sehen. „Für uns ist ganz klar, dass wir diesen erfolgreichen gemeinsamen Weg weiter gehen werden. Die Erfahrungen sind durch die Bank positiv und voraussichtlich zum Jahr 2015 werden wir unser gesamtes Betriebsgelände auf die Nahwärmeversorgung umgestellt haben“, sagt Gerhard Pfeifer. Bei Pfeifer werden die 5.500 m2 große neue Produktionshalle und das Verwaltungsgebäude über das Memminger Heizwerk versorgt, nach und nach sollen auch die weiteren Flächen, insgesamt 13.000 m2, umgestellt werden. Nicht nur bei der Geschäftsführung und im Controlling, sondern auch bei den Mitarbeitern kommt das Konzept hervorragend an: „Die Arbeitsatmosphäre in der neuen Halle ist natürlich viel angenehmer, weil nicht mehr über Gas befeuert wird, also auch keine Abgase entstehen, die abgesaugt werden müssen. Für uns ist die Investition in das Heizwerk Memmingen damit gleichzeitig auch eine Investition in die Gesunderhaltung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, so Pfeifer.
Auch Thomas Henkel, Leiter der Memminger Niederlassung der Dachser GmbH & Co. KG ist begeistert. „Das Konzept, Wärme-Energie lokal, unabhängig, ökologisch nachhaltig und kalkulierbar zu produzieren, hat uns überzeugt. Nachhaltigkeit ist für uns ein zentraler Unternehmenswert, der hier vollumfassend berücksichtigt wird“. Bei Dachser in Memmingen sind neben der Verwaltung mit einer Fläche von 3.000 m2 auch Logistikhallen mit einer Gesamtfläche von 25.000 m2 an das Nahwärmekonzept angeschlossen. 90 Prozent der Heizenergie des Logistikzentrums werden dadurch bereits gedeckt. Man hat von Anfang an langfristig geplant. Schon in 2008 wurden für einen Neubau sowie die bestehenden Anlagen die Voraussetzungen geschaffen, sie an die Nahwärmeversorgung anzuschließen. Henkel ergänzt: „Die zukunftssichere Energie aus dem Heizwerk Memmingen wirkt sich sehr positiv auf unsere CO2-Bilanz aus“.
Für Andreas Müller, Geschäftsführer der Alois Müller GmbH, ist das Memminger Heizwerk absolut beispielgebend: „Alle reden von der Energiewende. Wir beweisen gemeinsam, dass man die Energiewende nicht mehr herbeireden muss, sondern in der Industrie bereits jetzt umsetzen kann. Und zwar profitabel, von Anfang an.“ Genauso positiv sehen es die LEW Schwaben, die die E-Con AG für das Heizwerk Memmingen mit dem LEW-Innovationspreis Klima und Energie ausgezeichnet hat, und die Bayerische Staatsregierung, die das Projekt im Rahmen des Förderprogrammes „BioKlima“ mit Mitteln des Freistaats Bayern gefördert hat.
Den beteiligten Unternehmen bietet das Memminger Nahwärmekonzept ganz neue Freiheiten. Sie können sie sich voll und ganz um ihr Kerngeschäft kümmern, denn die komplette Wartung und Instandhaltung läuft über die E-Con AG. Projektleiter Sascha Fuchs, Vorstand der E-Con AG, hat das gesamte Netz auf dem Schirm und kann im Falle des Falles schnell reagieren.
Nicht nur die Unternehmen profitieren von der innovativen Zusammenarbeit bei der Energieversorgung, sondern in besonderem Maße auch die Umwelt. „Wir setzen im Heizwerk Memmingen eine besonders leistungsstarke Filtertechnik ein. Gegenüber Einzelanlagen können wir dadurch die Immissionen halbieren. Der CO2-Ausstoß wird sogar um bis zu 70 Prozent reduziert“, so Sascha Fuchs. Allein durch die Optimierung der Regel- und Steuerungstechnik erreichten die Spezialisten von E-Con und Alois Müller eine Steigerung der Energieeffizienz von 25 Prozent. Weiterer Pluspunkt: Da das Heizwerk Memmingen zentral zwischen den drei Standorten der Abnehmer platziert werden konnte, ist das Leitungsnetz mit einer Gesamtlänge von gerade mal zwei Kilometern verhältnismäßig kurz und besonders effektiv. Darüber hinaus zeigt sich das Heizwerk Memmingen zukunftssicher. Derzeit rufen die drei Unternehmen knapp unter 9,0 MW an Leistung ab, technisch sind aber bis zu 13 MW machbar.
Das Memminger Heizwerk
Projektbeschreibung:
Die Anlage hat eine Leistung von 8500 kW und erzeugt über ein Blockheizkraftwerk den benötigten Betriebsstrom weitestgehend selbst. Die Gesamtleistung setzt sich aus einem Holzhackschnitzel-Kessel mit 3,3 MW, einem Spitzenlastkessel mit 5,0 MW und einem Blockheizkraftwerk mit 200 kW zusammen. Der Spitzenlastkessel ist mit einem modernen Zweistoffbrenner für Heizöl und Erdgas ausgestattet und dient der Spitzenlastabdeckung sowie als Reservekessel zur Sicherstellung der Wärmeversorgung. Für die optimale Wärmenutzung ist zusätzlich ein 100.000 Liter großer Pufferspeicher im Einsatz.
Zusätzlich zu den Wärmeerzeugern sind in der Heizzentrale die Lagerflächen für die Brennstoffbevorratung mit Austrags- und Fördereinrichtungen zu den Kesseln, alle Umwälzpumpen und die zentrale Steuerungseinrichtung für den Betrieb der Anlage installiert. Dadurch gehen vom Memminger Heizwerk keine Auswirkungen wie Lärm oder Staub auf angrenzende Unternehmen aus.
Das Heizwerk wird weitestgehend automatisiert betrieben und von der E-Con AG fernüberwacht. Sämtliche Übergabestationen sowie die Heizzentrale werden anhand des tatsächlichen Energie-verbrauches geregelt und sind mit kompatiblen Regelungsanlagen ausgestattet. Die Vernetzung der Abnehmer zur Heizzentrale erfolgt durch modernste Busanbindungen mit Glasfasertechnik.
Die zum Einsatz kommende Kesseltechnik der Nahwärme Memmin-gen erreicht eine CO2-Einsparung von zirka 74 Prozent und durch die hochwertige Filtertechnik wird der Schadstoffausstoß (Staub) gegenüber Einzelanlagen um fast 90 Prozent reduziert. Gemäß TÜV-Gutachten liegt die Anlage damit 50 Prozent unter dem gesetzlich zulässigen Wert für die Reinhaltung der Luft (TA-Luft).
Alois Müller GmbH – Energie im Fokus
Die Alois Müller GmbH ist innerhalb der vergangenen 39 Jahre vom traditionellen Familienbetrieb zum mittelständischen Unternehmen mit über 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewachsen. Das Unternehmen gilt als Spezialist für Anlagenbau, Energie- und Gebäudetechnik (Heizung, Lüftung, Sanitär und Klimatechnik) und durfte sein Know-how bei vielen interessanten Projekten unter Beweis stellen. So waren die Spezialisten der Alois Müller GmbH unter anderem am Neubau der Allianz Arena in München sowie der SGL-Arena in Augsburg beteiligt. http://www.alois-mueller.com
E-Con AG – Energie-Contracting-Consulting
Die E-Con AG mit Sitz in Memmingen wurde im Jahr 2006 gegründet und ist Spezialist für Energieconsulting und -contracting. Das Unternehmen hilft Kunden dabei, Ressourcen zu schonen und Energiekosten zu optimieren. Dies erfolgt über die Minimierung des Energiebedarfs von Gebäuden und Anlagen. Die Dienstleistungen erstrecken sich von der Grundlagenanalyse über die Konzeption bis hin zur Umsetzung in Eigenverantwortung. Dies beinhaltet Anlagenfinanzierung und -errichtung, Betrieb, Instandhaltung und Energieverwaltung sowie Kontrolle bis zur Erfassung und Abrechnung der Energie. http://www.econ-ag.com
Über die Goldhofer Aktiengesellschaft
Goldhofer ist der internationale Weltmarktführer für extreme Transportaufgaben in den Bereichen allgemeiner Straßen-, Schwerlast- und Spezialtransport. Mit einer umfassenden und technologisch ausgereiften Produktpalette deckt Goldhofer die unterschiedlichsten Bedürfnisse für nahezu jede Transportaufgabe ab. Goldhofer stellt seine Innovationsfreude und Lösungskompetenz auf dem schwierigen Feld der kombinierten Transporte zwischen den Verkehrsträgern Straße, Schiene, See und Luft tagtäglich bei vielen erfolgreich gelösten Transportaufgaben unter Beweis. Auf dem rund 100.000 qm großen Betriebsgelände arbeiten mehr als 650 Mitarbeiter an innovativen Transportlösungen und fertigen technisch erstklassige Fahrzeuge im Nutzlastbereich von 25 bis 10.000 Tonnen für anspruchsvolle Kunden rund um den Globus. http://www.goldhofer.de
Über die Pfeifer Firmengruppe
Unter dem Motto „Wir bringen Technik in Anwendung“ zählt die Pfeifer-Firmengruppe in der Seil-, Hebe- und Bautechnik sowie im Seilbau zu den führenden Unternehmen in Europa. Die Gruppe ist in 17 Ländern Europas, Nord- und Südamerikas sowie im Nahen und Fernen Osten mit 26 eigenen operativen Gesellschaften vertreten. Sitz der Hauptverwaltung ist in Memmingen. Die Geschäftstätigkeit konzentriert sich auf die Geschäftsbereiche Seilanwendungstechnik, Aufzugtechnik, Bergbau-/Industrieseile, Seilbau, Schutzverbauungen, Bautechnik, Hebetechnik sowie Anschlag-/Zurrtechnik mit Prüfservice und Fachseminaren. Der Name Pfeifer steht für Leistungen mit hohem technischen Anspruch. So werden Seile von Pfeifer in den Aufzügen von acht der höchsten zehn Gebäude der Welt genutzt, Pfeifer liefert Seile für die anspruchsvollsten Kranbauer der Welt und Pfeifer realisiert komplexe Seiltragwerke für z.B. Stadiondächer und Brücken. Die Firmengruppe zählt knapp 1.200 Mitarbeiter und tätigt einen jährlichen Umsatz von rund 230 Millionen Euro. http://www.pfeifer.de
Über die Dachser GmbH & Co. KG
Das Familienunternehmen Dachser zählt zu den führenden Logistikdienstleistern Europas. Mit einem Netzwerk von weltweit 315 Standorten und 21.000 Mitarbeitern erwirtschaftete das Unternehmen in 2011 einen Umsatz von 4,3 Milliarden Euro. Das Logistikzentrum Allgäu in Memmingen ist mit über 700 Mitarbeitern und einem Areal von 167.000 Quadratmetern einer der größten Dachser-Standorte. http://www.dachser.com
Die Alois Müller GmbH ist innerhalb der vergangenen 39 Jahre vom traditionellen Familienbetrieb zum mittelständischen Unternehmen mit über 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewachsen. Das Unternehmen gilt als Spezialist für Anlagenbau, Energie- und Gebäudetechnik (Heizung, Lüftung, Sanitär und Klimatechnik) und durfte sein Know-how bei vielen interessanten Projekten unter Beweis stellen. So waren die Spezialisten der Alois Müller GmbH unter anderem am Neubau der Allianz Arena in München sowie der SGL-Arena in Augsburg beteiligt.
Kontakt:
Alois Müller GmbH
Andreas Müller
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