Grünen-Politikerin Höhn kritisiert Lebensmittelindustrie

Bärbel Höhn, Fraktionsvizevorsitzende der Grünen im Bundestag, hat Lebensmittelhersteller kritisiert, die Fußball-Europameisterschaft zu nutzen, um sich mit EM-Fanprodukten gezielt an Kinder zu wenden. Diese „Kinder-Köder-Taktik“ verstoße gegen die sogenannte EU-Pledge. „Wenn die freiwilligen Selbstverpflichtungen nicht greifen, brauchen wir gesetzliche Regelungen zum Schutz der Kinder vor der Werbeflut“, sagte Höhn der Tageszeitung „Die Welt“ (Dienstagausgabe).

Im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion hat Professor Michael Radke von der Potsdamer Klinik für Kinder- und Jugendmedizin 50 EM-Fanprodukte untersucht. „75 Prozent dieser Produkte sind reine Süßwaren, Snacks oder Süßgetränke“, sagt Radke der Zeitung. Die Hälfte der untersuchten Produkte, so zeigt die Studie, enthalten mehr als 500 Kalorien pro 100 Gramm und sind damit wahre Kalorienbomben. Radke warnte: „Viele dieser Produkte stecken voller ungünstiger Inhaltsstoffe und fördern so das Übergewicht.“ Die Studie kritisiert vor allem, dass die EM-Produkte mit aufgedruckten Comic-Figuren, Teamstickern, Sammelbildchen oder Fußball-Tatoos besonders Kinder ansprechen. Radke wirft der Lebensmittelindustrie vor, die EM-Euphorie zu nutzen, um Eltern und ihren Kindern ungesunde Lebensmittel „unterzujubeln“. Ausgerechnet während eines sportlichen Großereignisses wie der Fußball-EM werde der Trend zu einem ungesunden Lebensstil auch noch gefördert, kritisierte Radke. Schon heute sind rund 15 Prozent der Mädchen und Jungen unter 17 Jahren in Deutschland zu dick. Jeder zweite Erwachsene bringt zu viele Pfunde auf die Waage.