Wer noch will immer nur das Beste? Das neue Buch – dein Leitfaden fürs Leben von Hannes Matthiesen
Der Autor Hannes Matthiesen wurde in Langen bei Bremerhaven geboren, wuchs an der Nordseeküste auf, entschlüpfte dem Dienst an der Waffe durch 22jährigen Aufenthalt in Kreuzberg/Westberlin. Baute als Studioleiter einen privaten Rundfunksender in Oberfranken auf, verdingte sich als Deutschlehrer an einer Privatschule in Griechenland, wo er heute noch als sehr freier Schriftsteller in Thessaloniki lebt.
Das Buch stellt keinen billigen Ratgeber dar, sondern einen zum Lachen reizenden Ausriss aus einem lebendigen Werdegang, der sich auch so nennen darf. Keine psychologisierende Geheimniskrämerei, eher eine brachiale Vorführung dessen, was man gemeinhin Leben nennt. Ein mitreißendes Buch von einem und um einen Schicksalsritter, der zu allem Überfluss auch noch seine drei Kinder allein großzog.
Das Buch bei amazon unter Autorennamen Hannes Matthiesen. Außerdem auch Reiseführer über Griechenland, Thessaloniki sowie die Halbinsel Halkidiki. Meine Webseite
Auszug aus dem Buch:
Wer noch will immer nur das Beste?
oder:
Wie mein Leben so verläuft.
„Schreib das auf!“
„Du solltest das aufschreiben, unbedingt!“
Sobald mir jemand mit dem Imperativ kommt, das heißt mit Befehlen, stellen sich bei mir die Nackenhaare auf, ähnlich wie bei einem neapolitanischen Kampfhund oder wie bei einem Offizier die Epauletten. Empfehlungen und alle noch so wohl gemeinten Ratschläge, die auch nur in die Nähe von Anordnungen geraten, verursachen im Handumdrehen einen Widerwillen in mir, der bei penetranter Wiederholung mich zum unversöhnlichen Angreifer generieren lässt. Genug der Selbstbeschreibung.
Ein reiches Leben soll abrollen vor mir, besser vor euch, ihr Unbedarften, auf dass ihr eintauchen könnt in das, was vorgibt, Leben zu sein. Fremdes Leben, mein Leben. Das Wort Leben ist eine Schöpfung der Menschen wie alle Wörter: Gott und Festplatte zum Beispiel und es meint den Vorgang zwischen Werdung, sprich Geburt und dem Hinscheiden. Ersteres nehmen wir selbst überhaupt nicht bewusst wahr, letzteres hingegen sehr wohl. Auch eines der verbleibenden Ungereimtheiten, die noch zu klären sein werden.
Ich bin Rentner, gehöre also zur Gattung Auslaufmodelle und nutze nun die Zeit ohne Aufforderung, mich hier zu ergießen, meine Story sozusagen euch zu unterbreiten. Und sie ist es wert, wie ich meiner eigenen Wertung entnehmen will. Wert auf chronologische Folge lege ich nicht. Und auch ihr tätet gut daran, eure eventuell abhanden gekommene Fähigkeit, unvorhergesehenen Ereignissen zu folgen, wieder zu trainieren, indem ihr Brüche in dieser Lebensgeschichte letztendlich mühelos ignoriert.
Eine Mindestmaß an Abfolge will ich leisten: Meine Geburt muss alles in allem nicht problematisch gewesen sein, die Zeit hingegen schon: Man schrieb das Jahr 1942, ein reichlich Verhängnisvolles, zumindest für mein Volk, zu dem ich mich nun zählen musste, noch verhängnisvoller war es indes gerade in dem Monat, wo ich nun just zur Welt kam: im Februar. General Paulus, der Arme, irgendwo in Stalingrad, ergab sich mit seiner Restarmee, obwohl er doch nun wirklich beschwörend von Hitler gebeten bis befehlend aufgefordert wurde weiter zu kämpfen. Sollte dieses kriegsverweigernde Verhalten mich etwa dermaßen traumatisiert haben, dass ich Zeit meines Lebens Befehle ablehnte, ja nicht einmal den Wehrdienst an der Waffe ableistete. Erst spät kommt mir die Erkenntnis, dass mir vielleicht General Paulus an meiner Wiege jene defätistischen Ideen einhämmerte statt mein Vater? Der war derzeit nun grad verhindert, weil er als SS-Offizier – ja, so einer war er – nun keineswegs in Stalingrad Wache schieben musste, sich eher nach eigenen Angaben mit weniger eigenwilligen Krankenschwestern in Albanien die Zeit vertrieb. Da endet aber auch schon die Bereitschaft des Vaters, weitere Einzelheiten aus dieser glorreichen Zeit preiszugeben. , vereinzelt kamen noch verhaltene Schilderungen von ebenso offensichtlich wenig eigenwilligen Französinnen zum Vorschein. Die Frauen spielten also augenscheinlich eine gewisse Rolle im Leben meines Vaters, was meine Mutter mitunter mit den für mich Steppke damals unerklärlichen Worten: „Ja, der Helli, das war einer…“, kommentierte.
General Paulus und mein Vater, beide unwissentlich meinen Lebensweg geebnet? Will nicht abstreiten, dass ich dem, wie immer wieder penetrant wiederholt wird, schönen Geschlecht huldige. Es beschämt mich keineswegs, eine einigermaßen ebenmäßige Gestalt wie die einer Frau zu bewundern. Es ist durchaus kein Widerspruch für mich, in einer Frau eine Ästhetik zu entdecken, die ich nach Bekunden von wohlmeinenden Zeitgenossen zum Beispiel in der Ordnung meiner Wohnung vermissen lasse. Beides hat meines Erachtens nach nicht das Geringste miteinander zu tun. Wenn ich eine von diesen angebeteten Göttinnen in mein Haus einlade, versammeln sich andere, mehr wollüstigere Gedanken hinter Stirn und Bauch als ausgerechnet die berechnende Einsicht, die weibliche Gefügigkeit durch dumpfes Aufräumen der Wohnung zu stimulieren. Einen derartigen Einfluss auf mein jeweils bewundertes Wesen konnte ich bisher nie feststellen.