Öffentlich geförderter Wohnungsbau mit niedrigen Wasserkosten in ehemaliger Kirche (Klaus W. König)
Denkmalschutz und Brandschutz forderten einen hohen Konstruktionsaufwand beim Einbau von Wohnungen in das 100 Jahre alte Kirchenschiff der Herz-Jesu-Kirche in Mönchengladbach. Der Investor ging noch einen Schritt weiter und integrierte ein Betriebswassernetz zum Recycling von Grauwasser für Waschmaschine und Toilettenspülung. Die Wasserrechnung der Mieter fällt dadurch deutlich niedriger aus.
Sanitärinstallation
Frei vor Wände und Pfeiler gestellte Holzkonstruktionen mit Beplankung in Gipskartonplatten ermöglichten in den Zwischenräumen Leitungsführungen, so dass schwere bauliche Eingriffe in die schützenswerte Bausubstanz nicht erforderlich waren, siehe Bild 1 u. 2. „Gleichzeitig war dies eine Voraussetzung dafür, dass es nicht zu den bei Modernisierung und Umbau sonst üblichen Einschränkungen bei der Sanitäreinrichtung kam“, freut sich Georg Wilms, einer der beiden Geschäftsführer bei Schleiff, dem Projektentwickler. „Die Bäder sind vom Zuschnitt her nicht anders als in einem Neubau. Die doppelte Leitungsführung von Trinkwasser und Grau-/Betriebswasser war problemlos möglich“.
Die Toilettenspülkästen werden in allen 23 Wohnungen mit Betriebswasser aus der zentralen Grauwasseranlage versorgt. Laut gesetzlicher Vorschrift
stehen den Mietern zwei Ventile für den Waschmaschinenanschluss mit entsprechender Beschriftung zur Verfügung. Sie haben die Wahl, ob sie gebührenpflichtiges Trinkwasser oder kostenloses Betriebswasser nutzen.
Grauwassertechnik
Nur für etwa die Hälfte des Wasserbedarfs im Haushalt benötigen wir Trinkwasser. Der zur Körperreinigung genutzte Anteil kann nach Aufbereitung als Betriebswasser nahezu den restlichen Bedarf abdecken. Ohne Komfortverlust halbiert sich so die Wasserrechnung.
Jede Grauwasseranlage benötigt ein separates Leitungsnetz. Das für die Körperreinigung genutzte Trinkwasser kann als so genanntes Grauwasser beim Abfluss aus Badewanne, Dusche und Handwaschbecken gesammelt, aufbereitet und als Betriebswasser ein zweites Mal gebührenfrei in der Wohnung genutzt werden, siehe Bild 3. Es eignet sich der Qualität und Menge nach für Toilettenspülung und Waschmaschine. Die Auffang- und Vorrats-Behälter für das Grauwasser der Kirche befinden sich im unterirdischen Technikraum, für die hochwertigen Wohnungen, die neben der Kirche zusätzlich gebaut werden, im Keller des Neubaus.
Funktionsweise
Für die umgebaute Kirche wurden drei 2000-Liter-Tanks zu einer Anlage verbunden und in einem unterirdischen Technikraum neben dem Kirchenschiff untergebracht, siehe Bild 4. In den ersten fließt das Grauwasser per Sammelleitung im freien Fall. Das benötigt keine Energie. „Herzstück“ der Grauwasseranlage ist die Membranfiltertechnik. Als Ultrafiltration hält sie zurück, was größer als 0,00005 mm ist. Diese Aufbereitung findet im mittleren Behälter statt, unterstützt durch einen Belüfter, welcher von außen eingeblasene Luft in den unteren Teil des mit Grauwasser gefüllten Behälters drückt. Die Filtermembranen stehen, zu einem Block gebündelt, mitten drin. Die Luft blubbert am hauchdünnen Membrangewebe entlang und reinigt es von Ablagerungen der gefilterten Stoffe.
Vom ersten in den zweiten und nach Reinigung aus dem Inneren der Membranen in den 3. Tank wird das Wasser periodisch durch kleine, automatisch laufende Pumpen gefördert. Ist der 3. Behälter leer, weil der Bedarf an Betriebswasser größer war als der Zulauf von Grauwasser, so fließt automatisch Trinkwasser ins System. Im letzten Tank, dem Reinwasser- oder Vorratsbehälter, wird durch eine weitere Pumpe nach Bedarf Wasser entnommen. Diese hält das Betriebswassernetz bis zu den Verbrauchsstellen unter dem voreingestellten Leitungsdruck. Das dafür verantwortliche Bauteil ist ein frequenzgesteuerter Druckwächter, der die nötige Drehzahl bzw. Frequenz an die Pumpe übermittelt und so für gleichmäßige Druckverhältnisse an den Verbrauchsstellen sorgt. In dieser Hinsicht gibt es keinen Unterschied zu einem Anschluss ans Trinkwassernetz.
Effizienz und Sicherheit
Die Entwicklung des Grauwasser-Recyclings beim Hersteller iWater Wassertechnik hat mehrere Ziele. Natürlich sollen die Anlagen störungsfrei und wartungsarm funktionieren. „Zusätzlich optimieren wir die ökologische und ökonomische Effizienz, indem wir die Überwachung und Steuerung sowie den Pumpenbetrieb so Strom sparend wie möglich konzipieren“, sagt Geschäftsführer Axel Pungs. Vorrangiges Ziel ist und bleibt die Wasserqualität. Es darf laut Trinkwasserverordnung keine Beeinträchtigung des öffentlichen Trinkwassernetzes geben. Das könnte theoretisch bei der Nachspeisung von Trinkwasser in den leeren Reinwasserbehälter passieren. Doch hier gibt eine nach DIN genormte Übergabeeinrichtung, die Teil der im Werk vorgefertigten Anlage ist, die vom Gesetzgeber geforderte Sicherheit.
Laut Pungs ist die Aufbereitung bei diesem Projekt für die Behandlung von Grauwasser aus Duschen und Handwaschbecken ausgelegt. Der Küchenablauf sollte aufgrund der im Abwasser enthaltenen Fette nicht angeschlossen werden. „Unsere Technologie garantiert durch die Barrierewirkung der Ultrafiltrationsmembran einen nahezu vollständigen Bakterienrückhalt“ bestätigt er und ergänzt: „Selbst die hygienischen Vorgaben der europäischen Richtlinie für Badegewässer werden eingehalten“.
Projektdaten
Adresse: Pescher Str. 138 – 140, 41065 Mönchengladbach
Baumaßnahme: Umbau der ehemaligen Herz-Jesu-Kirche
zu 23 Zwei- und Drei-Raumwohnungen auf 4 Ebenen
und Neubau eines Mehrfamilienhauses mit 11 Wohnungen
Bauträger/Projektentwickler: Schleiff Denkmalentwicklung, 41812 Erkelenz
Planung/Bauleitung: B15 Architekten, 41061 Mönchengladbach
und Schleiff Denkmalentwicklung, 41812 Erkelenz
Fertigstellung: Kirchenumbau 01.10.2011
Neubau Mehrfamilienhaus 01.02. 2012
Technik Grauwasseranlagen
Herkunft von: Badewanne, Dusche und Handwaschbecken
Verwendung für: Toilettenspülung und Waschmaschine
Funktionsweise: Membranbioreaktor mit Ultrafiltration,
Fabrikat: Kirchenumbau: iWater Wassertechnik, Typ PowerClear 2500
Neubau Mehrfamilienhaus: iWater Wassertechnik, Typ PowerClear 800
Kosten Anlage und Rohrleitungsnetz: Kirche: 40.000 EUR zzgl. Mwst.
Neubau Mehrfamilienhaus: 15.000 EUR zzgl. Mwst.
Weitere Informationen: www.ewu-aqua.de
Bildrechte: Schleiff Denkmalentwicklung
Marktführer für Grauwassernutzung
Kontakt:
iWater Wassertechnik GmbH & Co. KG
Axel Pungs
Josef-Kitz-Str. 18a
53840 Troisdorf
02241/2544028
a.pungs@ewu-gruppe.de
http://www.ewu-aqua.de
Pressekontakt:
iWater Wassertechnik GmbH & Co.KG
Axel Pungs
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