Gezieltes Timing von Palliativversorgung bei Lungenkrebs

Studie der Karl Landsteiner Privatuniversität Krems zeigt Bedarf für zeitgerechte Konsultationen zur Palliativversorgung bei Kleinzelligem Lungenkarzinom.

 

Krems, Österreich, 14. Dezember 2022 – Die Wahl des passenden Zeitpunkts für eine spezielle Palliativversorgung kann für Patientinnen und Patienten mit Kleinzelligem Lungenkarzinom positiven Einfluss auf ihre Lebenserwartung haben. Zu diesem Ergebnis kommt eine vor kurzem international veröffentlichte Studie der Karl Landsteiner Privatuniversität Krems (KL Krems). Dort wurden am Universitätsklinikum Krems die relevanten Daten von 152 Patientinnen und Patienten ausgewertet. Das Ergebnis zeigt ein differenziertes Bild: Die Lebenserwartung der Betroffenen hängt sowohl vom Überweisungsgrund für die Spezielle Palliativversorgung als auch von deren Anfangszeitpunkt relativ zum Krankheitsverlauf ab.

 

Aktuellste Empfehlungen der WHO und anderer betonen den zeitgerechten Beginn einer Palliativversorgung von austherapierten Krebsbetroffenen. Dabei wird zwischen einer Speziellen Palliativversorgung (SPC – Special Palliative Care) und einer „normalen“ (PC) unterschieden, wobei die Spezielle Palliativversorgung neben geschulten Pflegekräften auch medizinisches Fachpersonal umfasst. Zahlreiche internationale Studien belegen für die SPC einen zusätzlichen Gewinn an Lebensqualität und Verbesserung anderer Parameter. Doch diese umfassendere Versorgung stellt hohe Anforderungen an die verfügbaren Ressourcen, und so wird die Auswahl des besten Zeitraums für die SPC immer bedeutender. Neue Einsichten in diese komplexe und sensible Materie bietet nun eine aktuelle Studie des Universitätsklinikums Krems der KL Krems für das Kleinzellige Lungenkarzinom, unter der Leitung von Priv.-Doz. Dr. Gudrun Kreye.

Lebensverlängernd

„Unsere Ergebnisse zeigen ein differenziertes Bild“, erläutert Dr. Klaus Hackner, einer von zwei Erst-Autoren der Studie und Oberarzt am Universitätsklinikum Krems (UK Krems) der KL Krems. „Deutlich zeichnet sich ab, dass jene Patientinnen und Patienten signifikant länger lebten, bei denen die SPC mindestens 60 Tage vor ihrem Tod begann. Ein eindeutiger Hinweis darauf, dass der Zeitpunkt des Beginns der SPC im Verhältnis zur Restlebenszeit von entscheidender Bedeutung für die Lebenserwartung dieser Betroffenen sein kann.“

Eine nähere Auswertung der Daten zeigte, dass insbesondere Patientinnen und Patienten mit einem schlechten Allgemeinzustand (hoher ECOG-Wert – Eastern Cooperative Oncology Group) und/oder metastasierenden Tumoren frühzeitig nach der Diagnose in die SPC überwiesen wurden. Diese Tatsache führte beim Auswerten der Daten dann auch zu einem Ergebnis, das anderen Studien zunächst widersprach: Patientinnen und Patienten, die keine SPC erhielten, lebten im Schnitt sogar länger (17 Monate) als jene, die entsprechend versorgt wurden (8 Monate). Ein scheinbarer Widerspruch, der durch die o.g. Variation in dem gesundheitlichen Zustand der Betroffenen zum Zeitpunkt der Zuweisungen eine Erklärung fand.

Beste Pflege bei knappen Ressourcen

„Tatsächlich scheint es so“, erläutert Dr. Hackner, „dass eine Zuweisung oftmals bereits kurz nach der Diagnose erfolgt – unabhängig von der Lebenserwartung. Der Grund ist dabei, dass den Betroffenen die Belastungen durch die folgenden Therapien erleichtert werden sollen. Ein verständlicher Grund, der bei limitierten Ressourcen für eine SPC aber auch zu fehlender Unterstützung für jene führen kann, die austherapiert und besonders pflegebedürftig sind.“

Das Studienteam schlussfolgert, dass der Auswahl des optimalen Zeitpunkts für den Beginn der (S)PC zukünftig mehr Bedeutung beigemessen werden sollte, und dass hierzu weitere Analysen dringend notwendig sind. Insbesondere sollte die zu erwartende Restlebenszeit bei der Entscheidung berücksichtigt werden, denn – so zeigt die Studie – so kann die SPC tatsächlich neben allen anderen Erleichterungen, die sie Betroffenen in ihren letzten Monaten ermöglicht, auch verlängernd auf die Lebenszeit wirken.

Mit dieser Studie unter Beteiligung der Klinische Abteilung für Pneumologie und des Palliativteams der Klinischen Abteilung für Innere Medizin 2 des UK Krems demonstriert die KL Krems das umfassende Spektrum ihrer klinischen Forschung in der Onkologie. Neben der stetigen und patientennahen Weiterentwicklung bester Therapieoptionen liegt ein spezieller Fokus auch auf der Optimierung der Palliativversorgung von Patientinnen und Patienten.

Originalpublikation: A Retrospective, Single-Center Analysis of Specialized Palliative Care Services for Patients with Advanced Small-Cell Lung Cancer. C. Wachter, K. Hackner, I. Groissenberger, F. Jutz, L. Tschurlovich,N.-S. Le, & G. Kreye. Cancers2022,14,4988. https:// doi.org/10.3390/cancers14204988

Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften (Stand 2022)

An der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften (KL) in Krems ist die umfassende Betrachtungsweise von Gesundheit und Krankheit eine grundlegende Zielsetzung für Forschung und Lehre. Die KL stellt mit ihrem europaweit anerkannten Bachelor-Mastersystem eine flexible Bildungseinrichtung dar, die auf die Bedürfnisse der Studierenden, die Anforderungen des Arbeitsmarkts ebenso, wie auf die Herausforderungen der Wissenschaft abgestimmt ist. In den Studienrichtungen Medizin und Psychologie studieren aktuell rund 600 Studierende. Die drei Universitätskliniken in Krems, St. Pölten und Tulln gewährleisten eine klinische Lehre und Forschung auf höchstem Qualitätsniveau. In der Forschung konzentriert sich die KL auf interdisziplinäre Felder mit hoher gesundheitspolitischer Relevanz – u.a. der Medizintechnik, der molekularen Onkologie, der mentalen Gesundheit und den Neurowissenschaften sowie dem Thema Wasserqualität und den damit verbundenen gesundheitlichen Aspekten. Die KL wurde 2013 gegründet und von der Österreichischen Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung (AQ Austria) akkreditiert.

 

 

 

 

 

 

 

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