Leipzig, Oktober 2011: Software zu testen erzeugt einen hohen Aufwand und ist somit für einen erheblichen Teil der Entwicklungskosten verantwortlich. Der Softwaretest ist die zentrale Maßnahme zur Beurteilung der Qualität einer Software. Je nach Qualitätsanforderungen an eine Software kann der Testaufwand 30% – 60% der Entwicklungskosten betragen. Der Einsatz von Maßnahmen zur Reduzierung der Testaufwände bei gleichbleibender oder steigender Softwarequalität kann deshalb zu massiven Effizienzsteigerungen in Softwareprojekten führen. Eine solche Maßnahme entwickeln wir in unserem Forschungsprojekt „Probate.Web“.
Die Tätigkeiten im Rahmen des Softwaretests gliedern sich grob in zwei Bereiche: Zum einen in die Planung und Spezifikation von Tests, zum anderen in ihre Durchführung und Auswertung. Diese Tätigkeiten sind sehr aufwändig und werden oft zu einem erheblichen Teil manuell durchgeführt. Mit unserem Forschungsprojekt verfolgen wir deshalb das Ziel, ein Verfahren zur möglichst umfangreichen Automatisierung dieser Tätigkeiten zu entwickeln, zunächst mit Fokus auf webbasierten Geschäftsanwendungen. Ergebnis des Projektes sind eine Methode und eine Werkzeugunterstützung zur Erreichung dieses Ziels.
Im ersten Schritt der Methode werden Testfälle aus bestehenden Geschäftsprozessmodellen automatisiert abgeleitet. Dies ist ein neuartiges Vorgehen, mit dem bereits existierende Modelle der Anwendung, die beispielsweise in der Anforderungsanalyse, der Softwarearchitektur oder bei Implementierungsarbeiten entstehen, wiederverwendet werden können. Die Ableitung der Testfälle erfolgt mit Hilfe eines spezialisierten Werkzeugs, das auch einen grafischen Editor zur Bearbeitung der generierten Testfälle enthält. Durch diese Wiederverwendung kann eine enorme Zeitersparnis auf Grund der weitgehenden Vermeidung der manuellen Testfallerstellung erreicht werden. Darüber hinaus ermöglicht es dieses Vorgehen auch, Testabdeckungskriterien auf Geschäftsprozessebene anzuwenden und somit die Übereinstimmung der entwickelten Anwendung mit den Geschäftsprozessen ermitteln zu können.
Im zweiten Schritt der Methode werden die abgeleiteten Testfälle durch ein modifiziertes Open-Source-Testwerkzeug automatisiert, durchgeführt und ausgewertet. Das Neuartige an diesem angepassten Testwerkzeug ist dessen Fähigkeit, einmal definierte Testfälle auch dann noch erfolgreich an einer Anwendung auszuführen, wenn die Anwendung zwischenzeitlich verändert wurde. Dies wird möglich durch das genannte methodische Vorgehen, mit dem flexible Testfallbeschreibungen erstellt werden können. Die permanente umfangreiche manuelle Anpassung der Testfälle, an die im Laufe eines Entwicklungsprojektes veränderte Oberfläche einer Anwendung, entfällt damit weitgehend.
Dieses Forschungsprojekt wird durch das Institut für Angewandte Informatik e.V. an der Universität Leipzig in Zusammenarbeit mit den Softwareforen Leipzig realisiert. Die Ergebnisse aus diesem Projekt werden Ende 2012 vorliegen. Interessierte Praxispartner können sich gerne über den aktuellen Entwicklungsstand informieren und ggf. auch bereits realisierte Teilergebnisse in eigenen Projekten testen, um uns Feedback und Gestaltungsanregungen zu geben. Sprechen Sie uns bei Bedarf gerne an.
Ansprechpartner:
André Köhler
Geschäftsführer
Telefon: 03 41 / 124 55 – 60
E-Mail: koehler@softwareforen.de
Über die Softwareforen Leipzig:
Die Softwareforen Leipzig, eine Ausgründung aus der Universität Leipzig, sind Wissensdienstleister für softwareintensive Unternehmen. In enger Zusammenarbeit mit renommierten Universitäten und Forschungseinrichtungen vermitteln sie in verschiedenen Veranstaltungsformaten modernes Know-how für die Softwareentwicklung, berichten über Ergebnisse aus der internationalen Forschungsszene und zeigen die Best Practices auf. Dabei wird gezielt der Austausch in der Branche auf Fach- und Führungsebene moderiert und vorangetrieben.