Kinderwahlrecht, Altersprivilegien, demografischer Wandel – in Regensburg lieferten sich CSU-Mann Alois Glück, 72, und der 28-jährige Wolfgang Gründinger, SPD und Piraten, einen harten politischen Schlagabtausch.
„Wenn Helmut Schmidt, unser aller geliebter Ersatzkaiser, befindet, Twitter verarme unsere Kommunikation, dann hat er nicht die geringste Ahnung, diskreditiert aber ein komplettes Medium“, so Wolfgang Gründinger. Die ältere Generation habe kein Verständnis vom Politikstil der Jüngeren, von ihren Kommunikationsformen, ihrem Aktivismus. Über den ewigen Vorwurf der „unpolitischen Jugend“ ist er sichtlich genervt.
Mit offenem Visier begegneten sich der 28-jährige Wolfgang Gründinger und CSU-Politiker Alois Glück, 72, bei einer Diskussion über Generationengerechtigkeit und demografischen Wandel im Regensburger Kolpinghaus. Denn wenn es um die Frage geht, ob es in Deutschland zwischen Alt und Jung gerecht zugehe, lässt Gründinger keinen Zweifel daran, dass die Älteren klar im Vorteil sind. Nicht nur wegen ihrer faktischen Mehrheit, sondern auch, weil sie zahlreiche Privilegien insbesondere im Arbeitsleben genießen.
Kinder- oder Familienwahlrecht?
Gründinger zufolge ist bereits heute jeder dritte Wähler über 60 Jahre alt und dieses Verhältnis wird sich weiter in Richtung der Älteren verschieben. Es drohe die Gefahr, dass die Jugend im politischen Prozess ignoriert werde. Insbesondere auch deshalb, weil Studien eindeutig belegen, dass bei den über 60-Jährigen die Toleranz gegenüber Maßnahmen für Jüngere wie beispielsweise Studienförderung signifikant abnehmen. Gründinger fordert deshalb das Wahlrecht für Jugendliche.
Glück dagegen kann sich zwar ein Familienwahlrecht vorstellen, hält aber eine weitere Absenkung des Wahlalters für nicht sinnvoll. Dafür sei die Jugend zu unpolitisch und bringe sich zu wenig ein. Zu wählen bedeute, Verantwortung zu übernehmen. Damit setze das Wahlrecht eine gewisse Mündigkeit voraus, die vom Gesetzgeber nicht ohne Grund zum Beispiel auch in der Strafmündigkeit altersbezogen festgelegt worden sei. Eine größere Verantwortlichkeit sei Jüngeren einfach nicht zumutbar.
„Gleiche Arbeit bei gleichem Lohn“
In der Arbeitswelt will Gründinger radikal Privilegien der Älteren abschaffen. Wie bereits bei der Angleichung der Urlaubsansprüche geschehen, fordert er altersunabhängig „gleiche Arbeit bei gleichem Lohn“ und eine Angleichung des Kündigungsschutzes. Es sei nicht verständlich, dass ein 55-jähriger Angestellter einen höheren Kündigungsschutz habe als eine junge Mutter. Alois Glück warnt dagegen vor einer weiteren Aufweichung des Kündigungsschutzes bei einer Angleichung nach unten genauso wie vor den Folgen höherer Einstellungshürden für die Unternehmen bei einer Angleichung nach oben.
Der komplette Bericht: Ist Deutschland enkeltauglich?
Die Veranstaltung von Körber-Stiftung, Deutschlandfunk, DRadio Wissen und Mittelbayerischer Zeitung ist Teil der Reihe „Generationendialog“, die in mehreren deutschen Städten Jung und Alt ins Gespräch bringen will. Die nächste Veranstaltung findet am 3. September in Köln statt. Dann diskutieren der Philosoph Richard David Precht und der Politiker Franz Müntefering. Informationen und Anmeldung
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