Gehaltsumfrage unter Bauhandwerkern: Goldener Boden – aber keine goldenen Nasen

Handwerkermangel und Frust am Bau: Gesellen und Meister verdienen oft unterm Bundesdurchschnitt / Vergleichbare Industriegehälter sind höher

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Handwerker verdienen am Bau deutlich weniger als der Bundesdurchschnitt. (Bildquelle: haustec.de)

Bauen wird immer teurer, das Angebot kann die Nachfrage nicht bedienen: Es herrscht Wohnungsnot in Deutschland – Prognosen der KfW zufolge müssen bis 2020 jährlich 350.000 bis 400.000 Einheiten gebaut werden. Gleichzeitig fehlen am Bau bis zu 250.000 Handwerker, wie der Zentralverband des Deutschen Handwerks schätzt (1). Warum fehlen so viele Handwerker? Das Gebäudetechnik-Portal www.haustec.de befragte 1.385 Handwerker zu ihrem Verdienst – der liegt oft deutlich unterm Durchschnitt.

Auch wenn das Handwerk derzeit besonders goldenen Boden beackert, verdient sich kaum einer der Mitarbeiter im Handwerk eine goldene Nase. Rund 70 Prozent der befragten Handwerksgesellen erhalten weniger als 36.000 Euro Bruttojahresgehalt – und liegen damit deutlich unter dem deutschlandweiten Durchschnittsverdienst von ca. 41.000 Euro (2).

Auch mit ähnlichen Industriegehältern, beispielsweise in der Metall- und Elektroindustrie, können Handwerkergehälter meist nicht mithalten. Hier kommt mancher Berufsanfänger dank tariflicher Zulagen schon direkt nach seiner dreijährigen Ausbildung auf rund 42.000 Euro Bruttojahresgehalt (3).

Weitere Ergebnisse der Befragung:

-Fast die Hälfte (48%) aller Befragten liegt mit maximal 36.000 Euro Brutto-Jahresgehalt unter dem deutschlandweiten Durchschnittsverdienst.
-Handwerker müssen sich nach der Gesellenprüfung zwingend weiterqualifizieren, wenn sie in gehobene Einkommensgruppen vordringen wollen
-Selbst 40% der Meister mit bis zu drei Jahren Berufserfahrung verdienen weniger als der Durchschnittsdeutsche
-Dagegen starten nur 20% der Akademiker aus Gebäudetechnik-Gewerken mit unterdurchschnittlichem Gehalt

Teil des Problems: Ruinöser Wettbewerb über Stundenlöhne

Teil des Problems – das klingt bei der Befragung durch – ist der lokale Wettbewerb der Handwerker, der immer noch vielfach über Stundenlöhne ausgetragen wird. haustec.de-Redakteur Oliver Janßen: „Beim Endkunden wird oft nur zwischen 35 und 50 Euro für die Gesellenstunde abgerechnet – mit starken regionalen Schwankungen. Das limitiert die Gehälter angesichts hoher nicht verrechenbarer Anteile an der Arbeitszeit erheblich.“

Anspruchsvolle Berufsbilder – wenig Geld

„Als Anlagenmechaniker ausgebildete Fachkräfte werden auch in der Industrie und im Vertrieb haustechnischer Lösungen händeringend gesucht – und geschätzt. Die Gehälter dort sind deutlich besser und die Arbeit ist dort nicht so ungemütlich wie im Winter auf den Baustellen“, sagt Janßen. So komme es, dass die klugen Köpfe aus dem Handwerk schnell in die Industrie abwandern. Sein Fazit: Das Handwerk müsse sich besser verkaufen – und vermutlich besser zahlen.

Die Befragung
Die Ergebnisse stammen aus einer Online-Befragung auf haustec.de, an der insgesamt 1.385 Handwerker, Architekten, Planer und Ingenieure teilgenommen haben. Die „Große Gehalts-Umfrage“ wurde vom 3. August bis zum 21. September 2018 durchgeführt und beinhaltet anonyme Fragen zu Alter, Ausbildung, Berufserfahrung und Gehalt.

Die umfangreichen Ergebnisse der Befragung sind auf www.haustec.de einsehbar.

Sekundärquellen:

1) http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wohnen/bauen/zu-wenig-handwerker-fuer-den-bau-wegen-fachkraeftemangel-15734246.html

2) Laut den aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts verdienen Vollzeitbeschäftigte in Deutschland 3.441 Euro brutto pro Monat.
https://bit.ly/2phH028

3) Tarifvertrag IG Metall
https://www.swr.de/marktcheck/tarifverhandlungen-metall-und-elektroindustrie-was-verdient-eigentlich-ein-metaller/-/id=100834/did=20955526/nid=100834/11sanbj/index.html

Das Online-Portal haustec.de ist ein Fachmedium für Profis in der Gebäude- und Fassadentechnik aus dem Stuttgarter Gentner Verlag. Zielgruppe sind Handwerker, Planer, Architekten und Ingenieure aus technischen Baugewerken wie Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik sowie Fensterbauer, Solarteure und Energieberater.

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