Fusion von Glencore und Xstrata droht Widerstand aus Brüssel

Der Fusion der Rohstoffkonzerne Glencore und Xstrata droht Widerstand seitens der europäischen Wettbewerbshüter. Das legen Zahlen zur Marktkonzentration aus dem Bundeswirtschaftsministerium nahe. Demnach erhöhte sich der Herfindahl-Hirschmann-Index nach einem Zusammenschluss der Unternehmen im Zinksektor auf 2553. Das wäre ein Anstieg um 627 Punkte.

Das geht aus einer Antwort des Ministeriums auf eine parlamentarische Anfrage hervor, die dem „Handelsblatt“ (Dienstagausgabe) vorliegt. Der Herfindahl-Hirschmann-Index liefert Kennzahlen zur Konzentration eines Marktes. Auch die EU-Kommission stützt sich bei der Bewertung von Fusionsplänen darauf. Der rund 35 Milliarden Dollar schwere Glencore-Xstrata-Deal soll einen Rohstoffgiganten mit einem Börsenwert von knapp 70 Milliarden Euro schmieden, bei dem von der Förderung über Verarbeitung, Lagerung und Transport bis hin zu Vermarktung und Verkauf zahlreicher Rohstoffe alles in einer Hand ist. Ende 2012 soll er unter Dach und Fach sein. Brüssel könnte den Zeitplan nun durcheinanderwirbeln. Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia will am 8. November entscheiden, ob er das Vorhaben durchwinkt oder aber in eine vertiefte Prüfung einsteigt. Bei einem Herfindahl-Hirschmann-Index (HHI) zwischen 1000 und 2000 sowie einem Anstieg unter 250 Punkten legen die EU-Wettbewerbshüter fusionierenden Unternehmen laut EU-Recht keine Steine in den Weg. Das gleiche gilt für einen HHI-Wert von über 2000 nur dann, wenn der Anstieg nicht mehr als 150 beträgt. Dieser Wert wird bei der Fusion von Glencore und Xstrata für den Zinkmarkt aber überschritten. „Legt die Kommission ihr Regelwerk zugrunde, müsste sie Bedenken gegen den Zusammenschluss haben und zumindest Auflagen bestimmen“, kommentiert ein Wettbewerbsanwalt die Zahlen aus dem Bundeswirtschaftsministerium. In Berlin hält man die Veränderung des Indexes dennoch für „nicht wesentlich“. Branchenkenner in Brüssel sind erstaunt. Schließlich trete Glencore bei Zink nicht nur als Produzent auf, sondern verkaufe auch signifikante Mengen anderer Zinkhersteller wie der belgischen Nyrstar. Zuletzt wurde spekuliert, Glencore könne den Wettbewerbshütern anbieten, von der Exklusivvereinbarung mit Nyrstar abzusehen. Die Stahlbranche warnt, die Fusion schwäche die Position der Rohstoffabnehmer. „Ich hoffe, die Wettbewerbshüter schauen genau hin“, sagte Reinhard Bütikofer, Rohstoffexperte der Grünen im EU-Parlament, dem „Handelsblatt“. Eine kurzfristige Unbedenklichkeitsbescheinigung für die Fusion hält er angesichts der Zahlen aus dem Bundeswirtschaftsministeriums für ausgeschlossen. Zentral für ihre Bewertung wird für die Kommission sein, ob sie bei der Berechnung des HHI den weltweiten oder den europaweiten Zinkmarkt zugrunde legt. Fusionsexperten verweisen auf zwei Präzedenzfälle: 2001 hatte Brüssel bei der Fusion von Outukumpu-Norzink den Europäischen Zinkmarkt für sich allein definiert. Gleiches war 2006 bei der Fusion von Xstrata und Falconbridge der Fall. „Daran dürfte man sich im Haus von Wettbewerbskommissar Almunia erinnern“, sagt ein Fusionsrechtler. Die Konzerne hatten bereits in der Vergangenheit wissen lassen, dass sie bei der Genehmigung der Fusion durch die internationalen Aufsichtsbehörden keine Schwierigkeiten erwarten.