Fusion von EADS und BAE Systems: Rösler fordert Wahrung deutscher Interessen

Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) fordert bei einer Fusion der Luftfahrt- und Rüstungskonzerne EADS und BAE Systems die Berücksichtigung deutscher Interessen. „Eine Fusion von EADS und BAE Systems bietet unbestreitbare Chancen, gleichwohl muss auch Deutschland bei einem Zusammenschluss seine Interessen wahren“, sagte Rösler der „Welt am Sonntag“ (30. September). Damit bezieht erstmals ein deutsches Regierungsmitglied öffentlich Stellung zu der geplanten Mega-Fusion.

Deutschland, Frankreich und Großbritannien müssen dem Vorhaben zustimmen. Bei EADS handele es sich mit Blick auf die Besonderheiten des Rüstungs- und Flugzeugmarktes nicht um einen mit anderen Unternehmen vergleichbaren Konzern, erklärte der Wirtschaftsminister. „Wenn die Bedingungen allerdings stimmen, dann kann eine Fusion durchaus sinnvoll sein.“ Insbesondere die mit einer Fusion verbundene Öffnung des nordamerikanischen Markts für europäische Luft- und Raumfahrtprodukte biete Wachstumschancen, sagte Rösler. EADS hofft, zusammen mit BAE in den USA, dem größten Rüstungsmarkt der Welt, besser Fuß fassen zu können. Der Vizekanzler nannte allerdings eine Reihe von Bedingungen, die aus Sicht der Bundesregierung bei einem Zusammenschluss erfüllt sein müssen. „Ein europäischer Luft- und Raumfahrtkonzern wird aber nur dann erfolgreich sein, wenn die beteiligten Länder ihre jeweiligen Standortstärken einbringen können“, sagte Rösler. „Dazu zählen zum Beispiel auch die Forschungs- und Entwicklungsleistungen Deutschlands.“ EADS beschäftigt hierzulande rund 50.000 Mitarbeiter an 29 Standorten. „Deutschlands Stärke liegt vor allem in der Produktion von Hochtechnologie“, sagte der Wirtschaftsminister. „Diese Kapazitäten dürfen nicht beschnitten, sondern müssen weiter gestärkt werden.“ Zudem pocht Rösler darauf, dass Deutschland gegebenenfalls berücksichtigt wird, wenn darüber entschieden wird, wo die Konzernzentralen angesiedelt werden. „Auch die Konzernzentralen müssen gleichberechtigt zwischen den beteiligten Ländern verteilt sein.“ Es gibt die Befürchtung, dass der zivile Luftfahrtbau am Airbus-Hauptsitz Toulouse konzentriert wird, während das Militärgeschäft aus London gesteuert wird. Die Bundesregierung möchte ferner das deutsch-französische Gleichgewicht im fusionierten Unternehmen wahren. „Auch im neuen Konzern muss die Balance zwischen Deutschland und Frankreich gesichert sein“, sagte Rösler der Zeitung. Frankreich ist mit 15 Prozent an EADS beteiligt. Die deutschen Anteile liegen beim Autokonzern Daimler und bei einem Konsortium aus privaten und öffentlichen Banken. Wenn Paris seine Aktien behält, will sich die Bundesregierung über die staatliche KfW-Bankengruppe ebenfalls an dem Luftfahrt- und Rüstungskonzern beteiligen.