Friedensnobelpreisträger ElBaradei fordert Friedenstruppe für Syrien

Friedensnobelpreisträger Mohamed ElBaradei hat eine Friedenstruppe für Syrien gefordert und mahnt zu neuen Verhandlungen mit dem Iran über das Atomprogramm „Es muss sofort eine Friedenstruppe nach Syrien geschickt werden, die sich zwischen die Fronten stellt“, sagte ElBaradei im Interview des Nachrichtenmagazins „Focus“. Am besten eigne sich „eine arabische Truppe, die aber ein Mandat des UN-Sicherheitsrates bekommt. Wir müssen einen Mechanismus finden, die Zivilbevölkerung zu schützen.“

Zugleich warnte der frühere Chef der Atomenergiebehörde vor einer Eskalation des Atom-Konflikts mit dem Iran. Ein Krieg zwischen Israel und Iran werde es nicht geben, denn der wäre eine Katastrophe für die Region. „Man würde das Tor zur Hölle aufstoßen.“ Er rief zu neuen Verhandlungen mit Teheran auf: „Das Einzige, was hilft, ist sich zusammenzusetzen und miteinander zu reden; das passiert nicht“, sagte ElBaradei „Focus“. „Die Iraner verhandeln mit den Europäern, aber sie werden mit den Europäern nicht Klartext reden, denn sie wissen, dass sie nur mit den USA zum Ziel kommen. Die USA können jedoch nicht mit den Iranern reden, denn das würde im Wahlkampf sofort als Schwäche ausgelegt. Ähnliches gilt für die iranische Regierung.“ Als Vorbild für die neue ägyptische Verfassung hält ElBaradei die deutsche Verfassung für geeignet: „Ich habe kürzlich vorgeschlagen, dass wir uns das deutsche Grundgesetz zum Vorbild nehmen sollten“, sagte er. „Darin sind die Rechte der Bürger und die Freiheitsgarantien sehr stark.“ Am Montag verleiht ElBaradei in Berlin den von Jan Philipp Reemtsma ausgelobten Liberty-Award. Der Preis zeichnet Auslandsjournalisten aus, die sich um die Freiheit verdient machen.