Enormer ehrenamtlicher Einsatz macht die Eröffnung einer Schule in Kempten-Leubas möglich. Mut zum Wagnis gehört dazu.
Das Europäische Jahr des Ehrenamts war ein Reinfall, lamentiert die Bayrische Staatszeitung, bürokratische Hürden ersticken jedes Engagement schon im Entstehen und überhaupt sind wir eine Gesellschaft von Egoisten geworden, die nur um sich und ihren Vorteil kreisen: Da ist etwas dran und es ist doch nicht die ganze Realität. Nur dass bürgerliches Engagement und freiwilliger Einsatz oft nicht den Weg an die große Glocke finden. Wie etwa jetzt das, was seit dem 21. Juni in Kempten-Leubas geschieht.
Dort soll – nach einem geradezu abenteuerlichen bürokratischen Hindernisrennen – mit dem neuen Schuljahr eine private Grundschule, die Josef-Kentenich-Schule, entstehen. Bis dahin ist nun nicht mehr viel Zeit, doch da Genehmigungen erst erteilt werden, wenn Finanzierungen stehen und Finanzierungen erst gewährt werden, wenn der Betrieb läuft, stand das Team engagierter Eltern und Lehrer, das diese Schule tragen will Ende Juni vor der Entscheidung: fangen wir einfach mit den Umbauarbeiten an – oder lassen wir den Schulbeginn aufs folgende Jahr schieben? Die Entscheidung fällt: wir fangen an. Warum? Renate Immler zählt Gründe auf:
Es ist eine Bank gefunden, die einen großen Teil der Kosten finanzieren möchte. Was fehlt, wird kommen. Davon sind wir überzeugt. Die bisherigen privaten Spenden, Darlehen und Bürgschaften sprechen eine deutliche Sprache. Es gibt in unserer Gesellschaft Menschen, die nicht nur an sich selbst denken, mehr als man denkt.
Die Zeit drängt: Es müssen Aufträge an Handwerker vergeben werden, einige Fenster und Flucht- bzw. Rauchschutztüren bestellt und die Vorarbeiten für die Handwerker geleistet werden: „Wenn wir jetzt nicht anfangen, dann haben wir am Ende ein tolles Schulkonzept, Schüler, Lehrer und Geld, aber kein Schulgebäude, in dem unterrichtet werden kann.“
Ein Ehepaar aus demTeam ist derzeit in Südamerika unterwegs. Vom anderen Ende der Welt kam folgende Nachricht: „Wir haben hier in Südamerika einiges lernen dürfen in Sachen Wagnis. Wir wohnen hier in La Paz, Bolivien, bei einem Pfr. Josef Neuenhofer, der in 20 Jahren sieben Heime und ein Krankenhaus für Straßenkinder und Arme aufgebaut hat. Dem erzählten wir von unserem Schulprojekt und unseren Schwierigkeiten. Er sagte, das ist immer so, das geht nur, wenn einige Leute ihr Hab und Gut zur Verfügung stellen und auf Gott vertrauen. Und wir denken wie schon im letzten Mail, dass es jetzt losgehen muss mit der Renovierung!“
Im Ringen um diese schwerwiegende Entscheidung haben die Familien an einem Abend einfach die Bibel aufgeschlagen und sind auf eine deutliche Antwort gestoßen: „Die Wiederaufnahme der Bauarbeiten“ (Esra 5), „Der Weiterbau mit königlicher Unterstützung“ (Esra 6).
Kaum ist die Entscheidung gefallen, nimmt das Projekt sichtlich Fahrt auf.
Ein Schreiner erklärt sich bereit, ehrenamtlich Rückzugsecken zu bauen. Das sind Holzelemente für das Klassenzimmer auf zwei Ebenen. Die Kinder können unten hineingehen oder über eine Treppe auf eine Galerie klettern. Diese Elemente sollen den Unterricht auflockern und den Kindern Abwechslung, Bewegungsfreiheit und Rückzugsmöglichkeit bieten.
Der künftige Schulleiter – Harald M. Knes aus dem Institut der Schönstätter Marienbrüder – leistet voller Freude über den Baubeginn eigenhändig Abbrucharbeiten und geht für die zukünftigen Schulkinder auf die Knie.
Günter Ponkratz, Küchenleiter in Kurzarbeit, rührt nun Mörtel, Estrich und Putz an und arbeitet Vollzeit wie ein Maurer.
Die Pädagogen, die das Konzept entwickelt haben, reisen von Ravensburg, Laupheim und Oberdischingen an und kratzen nun die Farbe von den Wänden, isolieren die Fußböden …
Die eigenen Kinder und Jugendlichen packen mit an und machen daraus einen Spaßeinsatz. Auch Jonas, der fünfjährige Malergehilfe mit Gipshand.
Ein fünfzigjähriger Mann arbeitet über eine ABM-Maßnahme vier Monate kostenlos und Vollzeit für die Schule.
Firmen machen Sonderpreise oder geben das Material zum Einkaufspreis weiter, stellen Mitarbeiter zur Verfügung.
Eine Kindergartenleiterin aus Ravensburg kommt zum Arbeitseinsatz: „Das macht mir Spaß, ich habe Bewegung und das ist sinnvoller als Spazieren gehen.“
Die Eltern der künftigen Drittklässler rufen immer wieder an, oft in wirklich großer Not. Aus den unterschiedlichsten Gründen sind deren Kinder schulisch völlig demotiviert. Das Schulkonzept wird von diesen Eltern mit großer Freude aufgenommen und bietet ihnen wieder eine neue Perspektive für eine positive Schullaufbahn ihres Kindes. Besonders das Stärken der Stärken, das Annehmen der Kinder, wie sie sind, der Verzicht auf das Vergleichen der Kinder, die Individualisierung des Unterrichts, mit „so viel Freiheit wie möglich und so viel Bindung wie nötig“, kommt sehr gut an.
Und die Josef-Kentenich-Schule in Kempten-Leubas wird am 9. September eingeweiht und danach ihre Türen öffnen für die ersten Erst- und Drittklässler… Doch, es gibt es, freiwilliges Engagement und Initiativgeist zum Wohl der Gesellschaft.
Mehr Infos:
Kentenich-Pädagogik e.V.
Feuerschwenden 57
87471 Durach
Tel. 0831/56599284
kentenich-schule@online.de
Josef-Kentenich-Schule
Ligabank Augsburg
BLZ 75090300, Konto 246123
Kentenich-Pädagogik e.V. ist Träger der zukünftigen Josef-Kentenich-Schule in Kempten-Leubas. Sie soll im September 2012 starten. Zur Zeit bemüht sich der Träger um die Anerkennung als kirchliche Privatschzle.
Kontakt:
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