„Wenn es um die Zukunft Schleswig-Holsteins geht, um Perspektiven für das Jahr 2020, dann sind die beiden Facetten des Freiheitsbegriffs – Freiheit und Gemeinschaft – gleichermaßen wichtig. Der einzelne Bürger muss seine ganz persönlichen Entfaltungsmöglichkeiten erkennen, die ihm und seinen Ideen Raum lassen. Er muss aber zugleich darum wissen, dass sich viele Ziele nur als Werk einer starken Gemeinschaft verwirklichen lassen und dass dieser Weg auch mit persönlichem Verzicht, Rücksichtnahme, Toleranz, Offenheit und Gemeinsinn gegangen werden muss,“ das erklärte Landtagspräsident Torsten Geerdts in seinem Grußwort beim diesjährigen Jahresempfang des Landesverbandes der Freien Berufe in Schleswig-Holstein (LFB SH) in Kiel.
„Freiberufler nehmen als kleine und mittelständische Unternehmer eine gesellschaftliche Verantwortung wahr, sie sind Arbeitgeber, Ausbilder und nicht zuletzt engagierte Bürger in ihrem lokalen Umfeld. Wir setzen uns in Schleswig-Holstein intensiv für mehr Ausbildungsplätze ein, sind Mitglied im Bündnis für Ausbildung und beteiligen uns an der Landespartnerschaft Schule/Wirtschaft,“ so Hans-Peter Küchenmeister, Präsident des LFB SH. Unter den zahlreichen Gästen des Jahresempfangs konnte Küchenmeister auch die Vizepräsidentin des Bundesverbandes der Freien Berufe, Ute Mascher aus Hamburg, sowie den schleswig-holsteinischen Justizminister Emil Schmalfuß begrüßen. Dabei erinnerte Küchenmeister an die Gründung des Landesverbandes der Freien Berufe vor 30 Jahren im Frühjahr 1982.
Ein Kennzeichen der Freien Berufe sei, dass sie nicht nur im Interesse derjenigen wirken, die sie bezahlen, sondern auch dem Gemeinwohl dienen, führte Küchenmeister aus: der Gesundheit, dem Rechtsstaat, der Sicherheit, der Infrastruktur, der Volkswirtschaft, den Sprachen oder der Kunst. Freiberufler stünden mit ihrem Namen für die Qualität ihrer Arbeit ein und das Verhältnis zum Klienten, Mandanten, Patienten sei immer ein persönlich geprägtes.
„Um die hohe Berufs-Qualität der Freien Berufe zu erhalten, brauchen wir Schulabgänger mit hohem Bildungsniveau. Die Freien Berufe unterstützen die Initiative der Landesregierung und streben ein bundesweit gleichwertiges Bildungsniveau an,“ so Küchenmeister und mahnte zugleich, dass es bei Bachelor- und Master-Studiengängen keine Absenkung der universitären Ausbildungsinhalte geben dürfe. Der LFB SH wolle keine Schmalspurstudiengänge. In den medizinischen, pharmazeutischen und juristischen Studiengängen wollten die Freien Berufe die bewährten und hochqualifizierten Studienstrukturen zum Staatsexamen erhalten wissen.
Als außerordentlich positiv begrüßte der Präsident des LFB SH die jüngste Bundesratsinitiative der schleswig-holsteinischen Landesregierung zur Stärkung des Schutzes von Vertrauensverhältnissen zu Berufsgeheimnisträgern im Strafprozessrecht. Diese Initiative verfolgt das Ziel eines ungeteilten Schutzes von Vertrauensverhältnissen zu Berufsgeheimnisträgern in der Strafprozessordnung. Damit soll der absolute Schutz vor strafprozessualen Beweiserhebungs- und -verwendungsmaßnahmen auf alle in § 53 der Strafprozessordnung genannten Berufsgruppen erstreckt werden, also etwa auch auf Ärzte, Notare, Steuerberater und Journalisten. Die Sicherung und Wahrung der besonderen Bedeutung des Vertrauensverhältnis“ zu Berufsgeheimnisträgern sei ein zentrales Anliegen der Freien Berufe.
Landtagspräsident Geerdts forderte in seinem Grußwort unter Hinweis auf die in die Landesverfassung aufgenommene Schuldenbremse eine geordnete Haushaltsführung des Landes Schleswig-Holstein. Dazu bedürfe es grundsätzlicher und schmerzhafter Einschnitte. Das Jahr 2020 sei mit dem Ziel verbunden, ab diesem Jahr keine neuen Schulden mehr aufzunehmen. Wer dieses Ziel vor Augen habe – ein handlungsfähiges Land und eine zukunftsfähige lebenswertere Gesellschaft – der werde die Einschnitte solidarisch mittragen. Deshalb müssten die finanziellen Kürzungen den Bürgerinnen und Bürgern erklärt werden.
Flexibilität und Offenheit mahnte Geerdts auch zum Thema Integration an. „Wir brauchen Menschen, die bereit sind, bei uns und mit uns zu leben und zu arbeiten. Wer mit dem Ziel nach Deutschland, nach Schleswig-Holstein kommt, sich hier einzubringen, der muss sich nicht sein Leben lang für diesen Schritt rechtfertigen, der hat ein Recht darauf, als Teil der Gemeinschaft akzeptiert zu werden.“
Küchenmeister schloss mit einem Appell an die Abgeordneten des Landtages und die schleswig-holsteinische Landesregierung: „Grenzen Sie die Handlungsspielräume der Freien Berufe nicht durch noch mehr Bürokratie, Gesetze und Verordnungen ein, stärken Sie unsere Selbstverantwortung ebenso wie unsere Selbstverwaltung.“
Der LFB Landesverband der Freien Berufe in Schleswig-Holstein ist die
Spitzenorganisation der freiberuflichen Kammern und Verbände. In
Schleswig-Holstein gibt es rund 40.000 selbstständige Freiberufler. Diese
beschäftigen über 82.000 Mitarbeiter – darunter ca. 5.300 Auszubildende
– und erwirtschaften rund 10 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.
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