Der Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, Hans-Jörg Bullinger, hat das Ansinnen von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU), einzelne Fraunhofer-Institute könnten sich mit Universitäten verbinden, kategorisch abgelehnt. „Das ist für mich nicht denkbar, denn ich werde weder die Unabhängigkeit der Fraunhofer-Institute noch unseren Markennamen gefährden“, sagte der Chef der größten anwendungsorientierten Forschungsorganisation Europas dem „Handelsblatt“ (Freitagausgabe). Eine Anbindung an eine Uni würde „dem effektiven Fraunhofer-Management schaden“ und „uns langsamer machen“.
Fraunhofer ist der wichtigste Forschungspartner für die deutsche Wirtschaft. Damit reagiert Bullinger auf die von der Bundesregierung anvisierte Grundgesetzänderung, die zumindest für die Wissenschaft das Kooperationsverbot von Bund und Ländern kippen soll. Damit wäre erstmals eine organisatorische Verbindung von länderfinanzierten Universitäten einerseits und anderen, hauptsächlich vom Bund finanzierten Forschungseinrichtungen wie Fraunhofer- oder Max-Planck-Instituten andererseits möglich. Ein Modell-Projekt ist der Zusammenschluss der Uni Karlsruhe mit dem dortigen Helmholtz-Zentrum zum Karlsruhe Institute of Technology (KIT). Schavan hatte im „Handelsblatt“-Interview erklärt, sie strebe ähnliche Verbindungen auch mit Fraunhofer- und Max-Planck-Instituten an. Bullinger verweist jedoch darauf, dass die gut 20.000 Fraunhofer-Mitarbeiter mehr als 70 Prozent des 1,8-Milliarden-Euro-Budgets mit Forschung für Dritte verdienen, Bund und Länder tragen weniger als 30 Prozent. Jede organisatorische Anbindung an die „schwerfälligen Strukturen einer Universität würde unsere effektive, industrienahe Arbeit gefährden“, so Bullinger. Die zahlreichen Kooperationen der 60 Fraunhofer-Institute mit Universitäten funktionierten zwar sehr gut, sagte Bullinger. Das liege auch daran, dass jeder Leiter eines Fraunhofer-Instituts zugleich Professor einer Hochschule ist. Jede weitergehende Anbindung sei jedoch „nicht denkbar“.