Der Chef des französischen Energiekonzerns GDF Suez, Gérard Mestrallet, kritisiert den Alleingang der Bundesregierung bei der Energiewende. „Schade ist, dass Deutschland sich entschieden hat, ohne sich mit den Nachbarn und Partnern auszutauschen“, sagte Mestrallet im Gespräch mit dem „Handelsblatt“ (Donnerstagausgabe). Die Entscheidung habe schließlich kurz- und mittelfristig „große Konsequenzen für den europäischen Strommarkt“.
„Das Risiko eines Blackouts ist größer geworden – und zwar auch für andere Länder.“ Mestrallet verweist auf den großen Stromausfall vor fünf Jahren Damals sei nach einem Problem mit Höchstspannungsleitungen in Norddeutschland nicht nur in Deutschland, sondern auch im Norden und Westen Frankreichs der Strom ausgefallen. „Für die Stabilität des Netzes ist eine gewisse Solidarität zwischen europäischen Ländern nötig.“ Mestrallet respektiert die deutsche Entscheidung gegen Kernenergie, lässt sich davon aber nicht beeindrucken: „Wir glauben an einen diversifizierten Energiemix, in dem auch die Kernenergie eine Rolle spielt. Unser Unternehmen produziert derzeit zehn Prozent des Stroms mit Kernenergie, ein Verhältnis, das wir langfristig beibehalten wollen.“ Nach seinen Worten erschwert der deutsche Sonderweg die Suche nach einer europäischen Energiepolitik. „Einfacher wird es sicher nicht. Dabei brauchen wir dringend eine gemeinsame europäische Energiepolitik.“ Die Staaten müssten viel besser kooperieren und dürfen nicht nur einseitig auf den Klimaschutz achten. Die anderen beiden Ziele, die Sicherheit der Versorgung und die Wettbewerbsfähigkeit, seien auch wichtig Mestrallet bestätigte, dass sich GDF Suez für das Gasnetz interessiert, das Eon zum Verkauf gestellt hat. „Unsere Tochtergesellschaft GRTgaz, ein Gastransporteur, prüft den Erwerb des Gasnetzes, das Eon zum Verkauf gestellt hat. Wir wollen ein Konsortium zusammenstellen, in dem GRTgaz gleichzeitig minderheitlich am Kapital beteiligt und operativ federführend ist.“