Von Janina Kück – OPTIMUS Redaktion
„Die dicke Gesellschaft“ oder „Generation XXL“, titelten Focus und Stern einst, um eine unerfreuliche Entwicklung in unserer Gesellschaft zu beschreiben: Immer mehr Menschen, insbesondere Kinder und Jugendliche, leiden an Übergewicht und damit verbundenen gesundheitlichen Einschränkungen. Wissenschaftliche Publikationen der letzten Jahre berichten ebenfalls von einer abnehmenden motorischen und körperlichen Leistungsfähigkeit bei Kindern und Jugendlichen (u.a. Wissenschaftliches Institut der Ärzte Deutschlands: Bewegungsstatus von Kindern und Jugendlichen in Deutschland). Woran es liegen mag? Als mögliche Ursachen werden neben Bewegungsmangel oft die Zunahme elektronischer Medien und die Funktionalisierung städtischer Bereiche, etwa das Verschwinden von Spielplätzen, Sportplätzen und Jugendeinrichtungen, angeführt.
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken und Kinder wieder mehr für Bewegung zu motivieren, sind effektive und kindgerechte Trainingsprogramme notwendig, so Jennifer Helmholdt in ihrem Buch „Förderung der allgemeinen Fitness im Schulsport“. Helmholdt setzt dort an, wo alle Kinder und Jugendliche mit einem umfassenden Bewegungsangebot erreicht werden – in der Schule. Ihr Konzept basiert auf der Idee den schulischen Bildungs- und Erziehungsauftrag mit dem Training der Fitness zu verbinden und Jugendliche so für die eigene Gesundheit zu sensibilisieren. Hauptaugenmerk legt die Autorin auf die Frage, wie sich Kraft- und Ausdauertraining altersadäquat in den Schulsport und darüber hinaus in die individuelle Freizeitgestaltung der Schüler und Schülerinnen integrieren lässt.
Was Helmholdts Buch auszeichnet, ist die besondere Nähe zur Praxis: Nach einer Auseinandersetzung mit fitnesstheoretischen Grundlagen zu Beginn der Arbeit erläutert die Autorin ihr Konzept vom Fitnessprogramm anhand einer eigenständig durchgeführten Unterrichtssequenz in der neunten Klasse des Felix-Klein Gymnasiums in Göttingen. Bei der Durchführung ihres Unterrichtsvorhabens setzte Helmholdt insbesondere auf die Eigenständigkeit der Schüler und deren aktive Teilhabe an der Unterrichtsgestaltung. Im Sinne eines handlungs- und produktionsorientierten Konzepts erarbeiteten die Neuntklässler in Partner- und Gruppenarbeiten spielerisch eigene Bewegungsformen und lernten diese im Hinblick auf die eigene Fitness zu reflektieren.
Jennifer Helmholdts Arbeit richtet sich vor allem an niedersächsische Schulen, da ihre Ergebnisse im Rahmen der curricularen Vorgaben des Bundeslandes präsentiert werden. Angesprochen werden sämtliche Sportpädagogen, die den Bewegungsmangel von Kindern und Jugendlichen als pädagogisches Problem begreifen und Fitnesstraining deswegen in ihren Sportunterricht einbinden möchten.