Für Filmemacher Helmut Dietl ist Berlin ein Geschenk für Satiriker. „Für Satiriker ist Berlin ein Geschenk“, sagt der Filmemacher im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“. „So viele Narren auf einem Haufen, das gibt es nirgendwo sonst in Deutschland“.
Es seien auch durchaus „gefährliche Narren“ dabei, „die nicht nur spielen wollen“. Die aktuelle Affäre um Bundespräsident Christian Wulff hält er dabei für einen „Gipfel der Lächerlichkeit“ – und in einem bösen Dietl-Film würde Wulff selbstverständlich Präsident bleiben. Die Medien- und Politiksatire „Zettl“, in der auch Figuren aus Dietls Fernseh-Klassiker „Kir Royal“ wieder auftauchen, startet am 2. Februar. Michael „Bully“ Herbig spielt darin Max Zettl, einen „unschlagbar charakterlosen“ Enthüllungsjournalisten, der die Berliner Republik erobert. „Teile von mir sind vom Virus des Zynismus befallen“, sagt Dietl, seine neue Hauptfigur spiegele den aktuellen Zeitgeist: „Dies ist nicht das Zeitalter der Überzeugungen.“ Positivere Botschaften müsse er sich schon aufgrund der eigenen Lebenserfahrung verweigern, resümiert der Schöpfer von Figuren wie Monaco Franze und Baby Schimmerlos: „Für Figuren, die mit ihren Sehnsüchten durchkommen, gibt es genug andere Filmemacher.“ Nach seinem dreijährigen Ausflug nach Berlin lebt er inzwischen wieder in München, aber nicht ohne eine gewisse Wehmut. „Wenn Sie in München ausgehen, begegnen Sie allmählich gar niemandem mehr.“ In zahllosen Kämpfen mit Produzenten und Geldgebern habe ihn immer ein „Überlebensinstinkt“ geleitet, zieht er Bilanz. „Es begräbt mich keiner lebendig – das war das Gefühl“. Trotzdem habe er sich letztlich als unfähig erwiesen, seine Bekanntheit und seine Erfolge in eine positive Lebenseinstellung umzuwandeln. „Es ist ein schöner Tag. Warum soll ich den auch noch genießen?“