Fechtweltmeister Elmar Borrmann: „Die deutschen Fechter sind derzeit gut aufgestellt“

München, im September 2011: Er fesselte die TV-Zuschauer bei der Fecht-WM 1986 vor den Fernseher. Heute äußert sich der Fechtweltmeister von 1983, Elmar Borrmann, im Interview über seine Nachfolger. In einem aktuellen Interview spricht er mit der Online-Journalistin Ines Kallbach über die aktuell anstehende Fecht-Weltmeisterschaft und die deutsche Fechtwelt im Allgemeinen. Des Weitern unterscheidet er den Fechtsport der Vergangenheit von dem der Gegenwart und erklärt, wie er zu seinem legendären Titel „Meister der Defensive“ kam.

Herr Elmar Borrmann, im Oktober steht mit der Fechtweltmeisterschaft in Catania, Sizilien, das in diesem Jahr wohl wichtigste Event des internationalen Fechtsports auf dem Programm. Was meinen Sie: Wie wird sich das deutsche Team auf der WM 2011 gegen die starke Konkurrenz behaupten können?

Elmar Borrmann: Ich denke, die deutschen Fechter sind derzeit gut aufgestellt und haben im Herrenflorett, im Damendegen und im Herrendegen mit dem aktuellen Europameister Jörg Fiedler gute Medaillenchancen. Auch Britta Heidmann, sowie Peter Joppich gehören seit Jahren zu den  Besten der  Besten.

Sie waren Fechtweltmeister im Einzel 1983, gewannen 1984 und 1992 olympische Goldmedaillen. Viele fragen sich: Welche sportlichen Triumphe waren für Elmar Borrmann eigentlich ganz persönlich die wichtigsten?

Elmar Borrmann: Der Traum eines jeden Leistungssportlers ist es, einmal in seiner Disziplin Weltmeister oder Olympiasieger zu werden. Daher sind mein WM-Titel 1983 in Wien und der Gewinn der Goldmedaillen bei den olympischen Spielen in Los Angeles und Barcelona mit der Degenmannschaft meine größten Erfolge.

Viele Sportinteressierte erinnern sich noch an das dramatische mehrstündige Finale der WM 1986. Sie setzten sich damals mit 5:0 gegen Sergej Krawtschuk aus der UdSSR durch und sicherten der deutschen Mannschaft den dritten Titelgewinn in Folge. Wie bewerten Sie die Ereignisse heute, 25 Jahre später?

Elmar Borrmann: Das war ein dramatischer Wettkampf, an den ich immer gerne zurückdenke. Mein Mannschaftskamerad Volker Fischer hatte die Sache in der Hand. Mit einem Sieg gegen seinen russischen Gegner hätte er alles klar machen können. Ich wusste: verliert er, würde die Entscheidung im letzten Kampf entschieden. Volker Fischer ging schnell in Führung, führte  4:1 – noch ein Treffer und wir sind Weltmeister. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt schon meine Fechtjacke ausgezogen. Nun passierte das Unfassbare: Der Russe glich aus und gewann den Kampf noch mit 5:4! Nun lag es bei mir, für die Mannschaft und mich, den Titel zu holen. Ich war sehr konzentriert und siegessicher. Ich gewann schließlich mit 5:0.

Bei vielen Sportkommentatoren galten Sie in der 80er Jahren als „Meister der Defensive“. Wie kam es zu diesem Titel?

Elmar Borrmann: Ich hatte Momente in meiner Fechtlaufbahn, bei denen ich lange zuwartete und dann im richtigen Augenblick den entscheidenden Treffer setzte. Das brachte mir dieses Image ein.

Ihr ehemaliger Teamkamerad Volker Fischer bewertet die aktuelle Fechterszene kritisch. Ein Erfolgsteam wie damals sei heute nicht mehr denkbar, es fehle an der Bereitschaft zu hartem Training. Wie bewerten Sie die deutsche Fechtwelt? Und welchen Rat würden Sie jungen Fechttalenten mit auf den Weg geben?

Elmar Borrmann: Im Gegensatz zu heute waren wir damals bereit, den Sport in den absoluten Mittelpunkt unseres Lebens zu stellen. Heute wollen die Menschen diese Eindimensionalität in diesem hohen Maße nicht mehr zulassen. Ausnahmen gibt es aber auch heute: Zum Beispiel Peter Joppich, unser viermaliger Weltmeister.

In welcher Form sind Sie dem Fechtsport verbunden geblieben? Schauen Sie zum Beispiel im Fechtzentrum Tauberbischofsheim ab und zu vorbei?

Elmar Borrmann: Leider bin ich heute beruflich sehr eingespannt und lebe auch nicht mehr in Tauberbischofsheim. Daher ist mein Kontakt eher selten, aber ich beobachte die Szene nach wie vor.

Thomas Gerull, Arnd Schmitt und natürlich Sie, Elmar Borrmann: Die prominenten Olympia-Fechter von einst, waren auch nach dem Ende ihrer sportlichen Karriere erfolgreich. Lehrt der Fechtsport Tugenden, auf die es auch im Berufsleben ankommt – zum Beispiel Disziplin und Selbstbeherrschung?

Elmar Borrmann: In jedem Fall. Man hat gelernt, sich Ziele zu setzen und für deren Erreichung alles  zu tun. Um im Leben erfolgreich zu sein, gelten die gleichen Regeln wie im Sport.

Herr Elmar Borrmann, wir danken Ihnen für das Interview.

 

Über Elmar Borrmann

Der Olympiasieger und mehrfache Fechtweltmeister Elmar Borrmann gehört zu den erfolgreichsten deutschen Fechtern der vergangenen Jahrzehnte. Elmar Borrmann lebt heute im Großraum München.

Über Ines Kallbach:

Online-Journalistin. Schreibt seit 2008 im Internet über die Bereiche Sport und Lifestyle.

 

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