Der FDP-Bundestagsabgeordnete Erwin Lotter wertet das Fernsehinterview von Bundespräsident Christian Wulff als weiteren Beleg dafür, dass er als Staatsoberhaupt gescheitert ist. „Eltern haften für ihre Kinder und die CDU-Vorsitzende zunehmend für ihren Präsidenten“, sagte Lotter der Onlineausgabe des „Handelsblatts“. Also habe sie ihm ein TV-Interview als Befreiungsschlag verordnet.
„Das Fazit: Mission gescheitert.“ Für Lotter stellt der Weg, den Wulff mit seinem TV-Auftritt zu seiner Verteidigung gewählt hat „keine vertrauensbildende Maßnahme“ dar, „sondern nur einen weiteren Akt in dem quälenden Staatsdrama“. Aufgezeichnet und zeitversetzt gesendet, was der Präsident vor gerade einmal zwei ausgewählten Journalisten zu sagen bereit gewesen sei, habe Wulff „aufgesagt, was Berater vorher sorgsam aufgeschrieben haben“, kritisierte der FDP-Politiker. Harsche Kritik an Wulff kommt auch aus der CDU. In dem Gespräch mit ARD und ZDF habe der Bundespräsident „nochmals stark an Glaubwürdigkeit und Souveränität eingebüßt“, sagte der frühere Wirtschaftsminister von Schleswig-Holstein, Werner Marnette (CDU), „Handelsblatt-Online“. Statt eines „ehrlichen“ Befreiungsschlages habe Wulff die Bürger um Entschuldigung gebeten, ohne wirklich Schuld einzugestehen: nicht beim Hauskredit, nicht bei den Amigo-Geschichten und auch nicht im Umgang mit der Pressefreiheit. „Es war der Auftritt eines Provinzpolitikers, aber nicht der eines Staatsmannes“, sagte Marnette weiter. Amt und Person seien daher schwer beschädigt. „Die Vorbildrolle insbesondere gegenüber unserer Jugend ist verloren“, sagte der CDU-Politiker. „Bis zum Ende seiner Amtszeit beziehungsweise bis zum Ende dieser Legislatur kann der Bundespräsident deshalb nur noch am Tropf des Kanzleramts überleben.“