Familienunternehmen-Ranking: Vor einem schweren Jahr

Zum Jahresabschluß 2019 ist der neueste Stand des Rankings der größten Familienunternehmen von DDW erschienen. Die Frage schwingt mit: Wer wird im kommenden Jahr zu den Gewinnern und Verlierern zählen?

Noch einmal konnten in der jetzt erschienenen Version acht neue Unternehmen in die Liste der 1.000 umsatzstärksten Familienunternehmen neu einsteigen und 127 Unternehmen in ihren Platzierungen steigen. 265 Millionen Euro Jahresumsatz und über 1.000 Mitarbeiter braucht es nunmehr für den Einstieg auf Platz 1.000 (er gehört aktuell der Streck Transportgesellschaft mbH aus Lörrach).

Noch mehr Bewegung findet sich wie immer in den ebenfalls von DDW herausgegeben Listen der 2.000 und 5.000 größten Familienunternehmen: Hier konnten 13 bzw. 63 Unternehmen neu einsteigen. Platz 2.000 benötigt jetzt über 122 Millionen Umsatz (Brohl Wellpappe GmbH & Co. KG aus Mayen), Platz 5.000 glatte 50 Millionen Umsatz (Verpoorten GmbH & Co. KG aus Bonn).

Keine Veränderung hingegen gibt es bei den Top-Platzierten. Das größte Familienunternehmen Deutschlands ist und bleibt die Volkswagen AG, gefolgt von der Schwarz Gruppe, BMW GROUP, Aldi Diskounter (Nord+Süd) und Robert Bosch GmbH.

Mit Sorgenfalten in das neue Jahr

Wie aber wird die Rangliste 2020 aussehen, wenn mit den diesjährigen Umsatzzahlen die ersten Auswirkungen eines durch beginnende Umbrüche gekennzeichneten Geschäftsjahres einfließen? Die Konjunktur, speziell im Industriesektor, lahmt. Der Auslandsumsatz ist durch Handelskonflikte beeinträchtigt. Handfeste politische Vorgaben treffen den Energie- und vor allem den Automobilsektor. Und über allem schweben ein tiefgreifender technologischer Wandel und neue, starke Wettbewerber aus aufstrebenden Ländern.

„Vor allem die industriellen Hersteller von Vorleistungs- und Investitionsgütern gehen mit tiefen Sorgenfalten in das neue Jahr. Rund 40 Prozent dieser auch stark im internationalen Geschäft aktiven Firmen sehen für 2020 eine niedrigere Produktion als in 2019“, skizziert Professor Dr. Michael Grömling, Leiter der Forschungsgruppe Gesamtwirtschaftliche Analysen und Konjunktur beim Institut der deutschen Wirtschaft, die Lage.

6 Prozent der Unternehmen haben seit Jahresbeginn das Ranking verlassen

Dass hieraus Auswirkungen auf die Top-1000-Unternehmen erwachsen können, lässt die Branchenverteilung des Rankings vermuten: der Maschinen-, Anlagen- und Werkzeugbau ist mit 86 Unternehmen am häufigsten vertreten, gefolgt von Automobilzulieferern (56), Autohandel (47) und Chemie und Pharma (38). Zudem sind alleine 321 der 1.000 Unternehmen Weltmarktführer und machen durchschnittlich 68 Prozent ihres Umsatzes im Ausland.

Blick zurück: Bereits gegenüber der Version von Beginn des Jahres wurde das Familienunternehmen-Ranking in diesem Jahr erheblich durcheinandergewirbelt. Knapp 6 Prozent der Unternehmen haben seitdem das Ranking verlassen bzw. kamen neu hinein. Kumuliert wuchs der Gesamtumsatz des Rankings von 1,85 auf jetzt 2 Billionen Euro – wohlgemerkt bezogen auf die Umsätze 2018 zu 2017. Die Gesamtzahl der weltweit Beschäftigten blieb konstant bei 7,5 Millionen.

In der aktuellen letzten Version des Jahres vermeldet die DDW-Researchredaktion folgende Veränderungen:

Die Neueinsteiger

Acht Unternehmen konnten von der DDW-Rankingredaktion neu recherchiert, neu bewertet oder mit aktuellen Umsatzzahlen erfasst werden. Hierzu gehören unter anderem die Getränke Ahlers GmbH (Achim), Herbert Kannegiesser GmbH (Vlotho) und die EMKA Gruppe aus Velbert. Und die Erdrich Umformtechnik aus Renchen. Als kleines Unternehmen im badischen Oberkirch gegründet, entwickelte sich das Unternehmen in den letzten Jahren stetig zu einem der globalen Player im Bereich der Umformtechnik. Zuletzt legte das Unternehmen erneut von 300 auf 325 Millionen Euro Umsatz zu. Das mittelständische Unternehmen in Familienbesitz entwickelt für Kunden aus der Automobilindustrie Brems-, Fahrwerks- und Antriebsteile. Mehr als 1.870 Mitarbeiter sind an den fünf Standorten tätig, darunter in den USA und in China. Familienunternehmer Nicolas Erdrich bringt die Unternehmensphilosophie auf den Punkt: „Es ist die Begeisterung für die kleinen Dinge, die uns antreibt.“

Die Ranggewinner

127 Unternehmen konnten in ihren Platzierungen steigen. Wie die Helukabel GmbH aus Hemmingen. Seit fast 15 Jahren ist man auf kontinuierlichem Wachstumskurs. Alleine 2018 konnte man den Umsatz von auf 502 auf 592 Millionen Euro steigern und liegt jetzt auf Rang 448 im Ranking – ein Sprung um 81 Plätze. Mit 52 Produktions- und Vertriebsstandorten in 33 Ländern Gruppe produziert und vertreibt man Kabel, Leitungen und Kabelzubehör an Kunden aus Industrie und Infrastruktur. Den Schwerpunkt bilden Produkte für den bewegten Einsatz mit einer hohen Fertigungstiefe. Trotz der internationalen Ausrichtung bleibt man dem Standort bei Stuttgart treu: Mitte des Jahres wurde der Spatenstich der neuen Unternehmenszentrale für 450 Arbeitsplätze in Hemmingen gesetzt. Mit Marc und Helmut Luksch leiten zwei Generationen das Familienunternehmen.

Zu den weiteren Ranggewinnern zählen unter anderem auch die Krüll Holding GmbH (Hamburg), SchwörerHaus KG (Hohenstein) und die DATAGROUP AG aus Pliezhausen.

Veränderungen in der Top-100

27 Unternehmen innerhalb der Spitzengruppe konnten sich in der neuen Version verbessern, 15 sanken. Und es gibt einen Neueinsteiger: Die Düsseldorfer InterSnack Gruppe konnte von Platz 101 auf Rang 90 steigen. Mit der ersten Produktionsanlage für Kartoffelchips in Deutschland gründet die Unternehmerfamilie von Opel auf ihrem Hofgut Petersau bei Frankenthal in der Pfalz im Jahr 1962 die Marke Chio. Der Name setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Namen der Firmengründer Carlo, Heinz und Irmgard von Opel zusammen. Etwa zur gleichen Zeit, 1968, gründet in Köln das Traditionsunternehmen Pfeifer und Langen die Firma Chipsfrisch. 1977 kommt es zum Zusammenschluss der beiden Unternehmen. Wiederum fast 20 Jahre später verbindet sich Convent mit dem Unternehmen Wolf Bergstrasseund es entsteht die heutige Intersnack Knabber-Gebäck GmbH und Co. KG. Der Wachstumsweg führt bis heute zu einem Umsatz von 2,7 Milliarden Euro.

Zu den weiteren Aufsteigern in den Top-100 zählen auch die OTTO FUCHS Gruppe (Meinerzhagen), die Wilh. Werhahn KG (Neuss) und die GOLDBECK GmbH aus Bielefeld.

Das Familienunternehmen-Ranking auf DDW

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