Experten sehen die zunehmende Zersplitterung des Schulsystems kritisch, die durch größere Entscheidungsfreiheiten auf der lokalen Ebene entsteht. „Die Output-Kontrolle durch Bildungsstandards und Vergleichsarbeiten ist heute stärker, die Freiheit, wie die Schulen dorthin kommen, dafür umso größer. Die Nichtvergleichbarkeit ist der Preis für diese Freiheit“, sagte Bildungsforscher Wilfried Bos dem Magazin „Focus-Schule“.
Er glaube nicht, „dass Schulleitungen für diese neuen Aufgaben genug fortgebildet und unterstützt werden. Das ist eine große Baustelle.“ Die stellvertretende Vorsitzende der Lehrergewerkschaft GEW, Marianne Demmer, sieht vor allem die Problematik für Familien, wenn Kinder die Schule wechseln. „Die Verantwortung kann man nicht mehr einfach den Familien aufhalsen, wenn die Bildungslandschaft immer weiter zersplittert“, sagte sie „Focus“-SCHULE. Benötigt werde ein „Auffangsystem für einen Schulwechsel, in dem die Lehrer genau schauen: Wo steht das Kind? Und was können wir tun, um es in unsere Schule einzugliedern?“ Um wenigstens einen gewissen Grad an Chancengleichheit zu sichern, forderte der Bildungsforscher Dieter Lenzen. „Langfristig muss der Bund die lebensentscheidenden Dinge regeln, also ein Kernabitur für alle Bundesländer oder den Übergang in die weiterführende Schule. Der Rest wird vor Ort entschieden. Die Länderebene wird dabei immer unwichtiger.“