Experten-Interview: So klappt die Haussanierung günstig und effizient

Berlin, den 26.07.2023: Ein altes Haus zu sanieren, das klingt nach großen Investitionen – dabei reichen oft kleine Schritte aus, um gesetzliche Vorgaben zu erfüllen oder eigene Vorstellungen vom Energiesparen umzusetzen. Wie das klappt und welche Maßnahmen sich besonders für Häuser aus verschiedenen Jahrzehnten lohnen, erklärt Dieter Bindel, stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbands Gebäudeenergieberater Ingenieure Handwerker (GIH) und Energieeffizienzberater im Raum Stuttgart im Interview mit dem Verbraucherportal Vergleich.de.

Vergleich.de: Ich möchte mein Haus sanieren – wie gehe ich am besten vor?

Dieter Bindel: Zuerst suchen Sie nach Energieeffizienzexperten in Ihrer Region und vereinbaren ein Kennenlerngespräch. Weil Sie eine Weile zusammenarbeiten werden, kommt es darauf an, ob Sie einen Draht zu Ihrem Berater oder Ihrer Beraterin finden und ob er oder sie mit guten Ideen überzeugen kann! Gemeinsam erarbeiten Sie Ihren Sanierungsfahrplan, der aufzeigt, mit welchen Maßnahmen Sie zu einem Effizienzhaus kommen können. Auf dieser Basis legen Sie den Umfang fest, den Sie tatsächlich umsetzen möchten. Ihr Energieberater berät Sie zu Fördermöglichkeiten und stellt mit Ihnen die Förderanträge.

Vergleich.de: Beauftrage ich die Handwerker dann selbst oder zusammen mit meinem Energieberater?

Dieter Bindel: Sie können den Auftrag erweitern, sodass Ihr Berater auch die Baubegleitung übernimmt. Dann holt er Angebote von Handwerkern ein, die Sie beauftragen. Er kontrolliert auch die Arbeiten und prüft, ob die Auflagen für die Förderfähigkeit eingehalten werden. Nach Abschluss der Arbeiten können Sie dann die beantragten Zuschüsse abrufen bzw. in Ihrer Steuererklärung angeben. Und leben in Ihrem frisch sanierten Haus!

Vergleich.de: Was sind denn typische Sanierungsmaßnahmen bei älteren Bestandsimmobilien?

Dieter Bindel: Bei Häusern bis in die 70er Jahre lohnt sich oft eine Kernsanierung, wenn Sie das Geld dafür haben. Denn oft ist die Raumaufteilung auch nicht mehr zeitgemäß. Heizung, Fenster und Dach sollten hier auf jeden Fall erneuert werden, außerdem sollten Sie prüfen, ob Fassade und Keller eventuell feucht sind.
In den 80er Jahren gab es die erste Wärmeschutzverordnung mit Anforderungen an die Gebäudehülle. Damals kam sogar schon der Begriff Niedrigenergiehaus auf. In den 90er Jahren nannte man ein Haus so, wenn es die Wärmeschutzverordnung um 30 % übertraf. Nach heutigem Standard wäre das allerdings ein Effizienzhaus 115 – also es übersteigt die Vorgaben der Energieverordnung um 15 %. Hier lohnt es sich in aller Regel die Fenster zu tauschen und Fassade und Kellerdecke zu dämmen.
Bei Häusern aus den 2000er Jahren muss man genau schauen. Je neuer sie sind, desto besser ist in der Regel die Gebäudehülle. Hier haben wir meist schon eine gute Dämmung drin. Investitionen amortisieren sich deutlich langsamer. Davon ausgenommen ist die Heizungsanlage, die man gut gegen eine Wärmepumpe tauschen könnte. Auch eine Wohnraumlüftungsanlage lohnt sich oft.

Vergleich.de: Welche Maßnahmen sind leicht umzusetzen?

Dieter Bindel: Kleine Schritte können schon viel ausmachen: Lassen Sie zum Beispiel Ihre Heizung optimieren. Ein Heizungsbauer kann unter anderem Volumenströme und Vorlauftemperatur so regeln, dass sie Energie spart. Schauen Sie danach Ihre Fenster an: Sind sie wirklich dicht? Dafür gibt es einen einfachen Trick: Klemmen Sie ein Blatt Papier in den Fensterrahmen ein und schließen Sie das Fenster. Können Sie das Blatt nun ohne Beschädigung herausziehen, gibt es Handlungsbedarf. Vielleicht sind die Fenster nur verzogen oder brauchen neue Dichtungen. Man kann sie auch nacharbeiten lassen oder nur die Gläser austauschen, wenn Sie bestehende Rahmen behalten möchten. Lassen Sie vor der Entscheidung aber besser einen Energieberater draufschauen, was sich in Ihrem Fall lohnt. Drittens kann ich empfehlen, wassersparende Armaturen einzubauen und unter Umständen in eine neue Pumpe für eine optimierte Wasserzirkulation zu investieren.

Vergleich.de: Welche Sanierungsmaßnahmen lohnen sich besonders?

Dieter Bindel: Alles, was viel Energie spart und wenig kostet. Dazu gehört zum Beispiel das Dämmen der Kellerdecke und der Warmwasserrohre. Das amortisiert sich bereits nach 2 Jahren, man kann es sogar gut selbst machen. Auch die Dämmung der obersten Geschossdecke bringt einen sehr hohen Dämmeffekt. Und nicht zu vergessen: Es wirkt sich auch direkt auf ein besseres Wohnklima aus.

Vergleich.de: Wie kann man Geld sparen?

Dieter Bindel: Viele Fördermaßnahmen lassen sich gut kombinieren – allerdings wissen das viele nicht. Selbst Baufinanzierungsberater schwächeln hier oft. Suchen Sie sich also einen guten Berater und sprechen Sie mit Energieeffizienzexperten.

Das gesamte Interview mit Dieter Bindel ist unter www.vergleich.de/altes-haus-sanieren.html abgebildet. Hier werden zudem die Kosten und Fördermaßnahmen einer Altbausanierung aufgezeigt sowie praktische Tipps für die Sanierung gegeben.

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