Ex-DFB-Präsident Zwanziger rügt Löw-Einspielung

Der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger hat sich in die Diskussion um Joachim Löws angeblichen Scherz mit dem Balljungen während des Spiels Deutschland gegen die Niederlande eingeschaltet. Zwanziger, der im März sein Amt als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) an Wolfgang Niersbach abgetreten hatte und weiterhin im Exekutivkomitee der Uefa sitzt, hat die Szene am Bildschirm mitverfolgt: „Ich habe noch gedacht: `Hoppla, der Jogi ist aber gut drauf`“, sagte er der „Welt am Sonntag“. Auch er bekam erst später mit, dass die Szene aufgezeichnet worden war.

„Ich muss sagen, dass ich es nicht in Ordnung finde, aktuelle Beiträge mit Aufzeichnungen zu mischen, ohne das kenntlich zu machen. Der Fernsehzuschauer zieht daraus die falschen Schlüsse.“ Es müsse das Motto „Live ist live“ gelten, sagte Zwanziger. Ein bisschen habe er sich an 1986 erinnert gefühlt, als statt der aktuellen Neujahrsansprache des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl die Rede des Vorjahres eingespielt wurde. In der kommenden Woche wird Zwanziger zur EM reisen und „dort das Thema sicher in dem ein oder anderen Gespräch behandeln“. Um es offiziell in den Komitees zur Sprache zu bringen, dafür halte er die Angelegenheit allerdings für nicht wichtig genug: „ARD und ZDF haben ja zu Recht protestiert. Ich denke, die öffentliche Diskussion reicht aus, um die Uefa zu sensibilisieren.“ Im Fernsehen wurde die Szene, in der der Bundestrainer einem Balljungen schelmisch den Ball von hinten aus den Armen spitzelt, in der 22. Minute eingespielt. Wie die Uefa auf „Welt am Sonntag“-Anfrage noch einmal bestätigte, ereignete sich Löws Schabernack allerdings etwa 15 Minuten vor dem Anpfiff. „Wie bei jeder Zeitlupe ist auch vor dieser Szene eine kurze Sequenz eingespielt worden, an der der Zuschauer erkennen kann, dass es sich hierbei nicht um ein Livebild handelt“, sagte ein Uefa-Sprecher der Zeitung.