Michel Barnier, EU-Kommissar für Binnenmarkt und Dienstleistungen, erwägt neue schärfere Regeln gegen hohe Bonuszahlungen an Bankmitarbeiter. „Ich denke zum Beispiel über die interessante Idee nach, dass das höchste Gehalt in einer Bank ein bestimmtes Verhältnis zum niedrigsten Lohn dort nicht übersteigen darf“, sagte der Franzose im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ (Donnerstagsausgabe). „Wir brauchen mehr Gleichheit und Fairness in der Gesellschaft – und zwischen den Mitarbeitern einer Firma oder Bank.“
Schließlich habe die Finanzkrise schwerwiegende Folgen gehabt wie Belastungen der Steuerzahler und Arbeitslosigkeit. Da seien hohe Bankerboni ungerechtfertigt. Er prüfe gerade, wie die EU-Regeln für Boni in den einzelnen Ländern umgesetzt wurden. „Danach werde ich vielleicht neue Regeln vorschlagen. Die Banker müssen verstehen, dass sie wie ein Teil der Gesellschaft handeln müssen – und nicht wie ihr Feind“, sagte der frühere französische Außenminister. Außerdem will Barnier Gesetzesvorschläge machen, denenzufolge Banken und Versicherer ihre Kunden besser über Finanzprodukte und ihre Gebühren informieren müssen. „Ich habe die Banken aufgefordert, ein System zu präsentieren, durch das Verbraucher Bankgebühren leicht vergleichen können. Sie haben ein Jahr nichts getan. Also werde ich Gesetze vorschlagen, damit Kunden endlich die Wahl bekommen. Es muss einen Standard geben“, sagte der 61-Jährige. Außerdem möchte er Ratingagenturen, die die Kreditwürdigkeit von Staaten und Firmen bewerten, schärfer regulieren. Mit deren Arbeit zeigte er sich unzufrieden: „Die Agenturen stufen Frankreich, Spanien und Italien genau in dem Moment herab, da diese ihre Schulden reduzieren wie noch nie – und in der Fiskalunion Schuldenbremsen in die Verfassung schreiben. Warum haben die Agenturen nichts gesagt, als diese Länder in guten Zeiten all diese Schulden anhäuften? Die Agenturen haben einen Haufen Fehler gemacht, sie ziehen Schlüsse aus der Vergangenheit und sahen die Finanzkrise nicht voraus.“