Nürnberg – Wie werden wir in Zukunft arbeiten? In welcher Umgebung? Und vor allem: mit wem? Fragen wie diese beschäftigen derzeit auch die UnternehmerInnen aus dem Nürnberger Raum. Das wurde beim zwölften Nürnberger Unternehmer Kongress (NUK) mehr als deutlich.
Das Team um Veranstalterin Sabine Michel von der Nürnberger Agentur smic! Events & Marketing bot deshalb vor allem zu Zukunftsthemen sechs Gesprächskreise an: „Führungswechsel mit Weitblick“, „KI im Mittelstand – mehr als ein Buzzword“, „The Sound of Service“, „Nachhaltigkeit im Büro der Zukunft“ sowie „Neue Führungskultur“. Das Angebot wurde gerne und gut angenommen.
Besonders der Mangel an Fachkräften macht den Unternehmen in Deutschland derzeit schwer zu schaffen. So war auch beim Gesprächskreis „Neue Führungskultur“ nahezu jeder Platz besetzt. Viele Firmen könnten wachsen – wenn sie nur das Personal dafür hätten. Dass neue MitarbeiterInnen zu finden und zu halten allerdings auch in diesen Zeiten möglich ist, berichteten Andreas C. Fürsattel, Geschäftsführer von BEI Business Education International GmbH, sowie Andreas Künstler sowie Thomas Auer, beide Geschäftsführer der Ingenieurgemeinschaft Dess+Falk GmbH.
Andreas Künstler und Thomas Auer übernahmen vor rund drei Jahren die Leitung des mittelständischen Unternehmens und konnten seitdem kräftig zulegen: um zwei weitere Standorte und mehr als 30 MitarbeiterInnen. Heute beschäftigt das Ingenieurbüro für technische Gebäudeausrüstung insgesamt 73 Menschen an den drei Standorten Nürnberg, Bayreuth und Neumarkt. Unterstützt wurden sie auf diesem Weg von BEITRAINING©.
Nach Angaben von Andreas C. Fürsattel kann sich eine neue Führungskultur als Gamechanger für eine außergewöhnliche Unternehmensentwicklung erweisen. „Es geht um den Faktor Mensch und die Frage: Wie bekomme ich den richtigen Menschen für mein Team.“ Dazu ist es laut Andreas C. Fürsattel notwendig, sich erst einmal mit den Trends des Arbeitsmarktes auseinanderzusetzen wie „VUCA“ oder „Work-Life-Balance“. Der Begriff VUCA stammt aus dem Englischen und beschreibt die hohe Veränderungsgeschwindigkeit des Marktes, die zunehmende Ungewissheit, die wachsende Komplexität, die Entscheidungen erschwert, sowie Ambiguität, die Ursache und Wirkung immer mehr verwischt.
Klar benennen ließen sich hingegen die Auswirkungen: MitarbeiterInnen binden sich immer weniger an Unternehmen, Zielgruppen sind schwerer zu analysieren, die Marktentwicklung wird somit immer schwerer vorhersehbar. Auch dieser Umstand lasse den Innovationsdruck, der auf Firmen lastet, steigen. Sowohl beim Management wie auch bei den Lösungen werde ein hohes Maß an Flexibilität abverlangt, schnelle Entscheidungen sind gefragt. Das gelinge, indem Entscheidungen und Verantwortung mehr auf die MitarbeiterInnen-Ebene verlagert werden. „Das setzt jedoch voraus, dass jedem Mitarbeiter und jeder Mitarbeiterin die eigenen Aufgaben und Kompetenzen klar sind“, so Andreas C. Fürsattel.
Das Thema Balance werde von zwei verschiedenen Haltungen grundlegend bestimmt: „Work-Life-Balance“ oder „Life-Work-Balance“. Um den Ansprüchen der MitarbeiterInnen Raum zu geben, sei es notwendig, eine Analyse zu machen, Wachstumsziele zu definieren, notwendige Voraussetzungen zu schaffen und dann auch operativ umzusetzen. All das sieht Andreas C. Fürsattel bei der Dess+Falk GmbH gegeben.
Hier hat man sich bewusst für eine neue Führungskultur entschieden, die schon bei der Rollenverteilung der Geschäftsführung und einer guten internen Kommunikation beginne. Während Thomas Künstler HR und Marketing verantwortet, hat Andreas Künstler den Bereich Projektentwicklung übernommen. Für die Finanzen wurde zudem Elisabeth Peter in die Geschäftsführung geholt. „Das bedingt aber auch, Themen loslassen und abgeben sowie zugleich andere Themen annehmen zu können“, wie Andreas Künstler und Thomas Auer aus der Praxis erzählen. „Und man muss gemeinsame Visionen, Werte und Leitbilder in der Führung haben.“
In einem nächsten Schritt wurden die Organisationsstrukturen neu gedacht. Heute gibt es bei Dess+Falk kleine flexible Teams, die projektspezifisch leichter eingesetzt werden können. Rollen und Zuständigkeiten wurden neu geordnet und klarer beschrieben, interne Prozesse optimiert, zum Teil ausgelagert oder in die Geschäftsführung zurückgeholt. Zudem wurde das Arbeitsumfeld umgebaut und verbessert, beispielsweise durch eine neue IT, die auch in Zeiten hoher Krankenstände Wertschöpfung ermöglicht. Wichtig ist nach Aussagen von Thomas Auer und Andreas Künstler auch, „dass bei Neueinstellungen der Personalstamm nicht benachteiligt wird. Dafür eignen sich klare Regeln und Transparenz sowie eine offene, ehrliche Kommunikation.“
Gerade letzteres kann nach Angaben von Andreas C. Fürsattel dazu beitragen, dass MitarbeiterInnen, die ein Unternehmen verlassen haben, wieder zurückkehren. „Die Quote der Rückkehrer liegt in deutschen Unternehmen inzwischen bei rund 25 Prozent. Draußen auf dem Markt stellen viele Menschen fest, dass das Gras auf der anderen Seite auch nicht grüner ist.“ Zugleich schafften es viele Unternehmen, durch die Struktur und die Kommunikation in ihrem Unternehmen beziehungsweise durch den Mangel an selbigem, MitarbeiterInnen direkt nach der Einstellung wieder zu vergraulen. „Etwa 17 Prozent der Menschen kündigen innerlich bereits am ersten Arbeitstag.“
Bei der Dess+Falk GmbH versucht man, solchen Tendenzen mit verschiedenen Rezepten entgegenzuwirken. „Eine wichtige Erkenntnis für uns ist, dass alle MitarbeiterInnen eigene Wünsche haben.“ Natürlich ließen sich nicht alle erfüllen. Aber es werde versucht, darauf einzugehen. „MitarbeiterInnen müssen sich wohlfühlen“, weiß Andreas Künstler. Und das kann bei einem Mittelständler auch zu einem wichtigen Wettbewerbsvorteil gegenüber großen Konkurrenten werden. Außerdem gibt es beim Ingenieurdienstleister Dess+Falk flexible Arbeitszeiten, flache Hierarchien und ein Miteinander auf Augenhöhe. „Allein“, sagt Thomas Auer, „kann man schnell gehen, zusammen aber weit“.
Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie unter www.unternehmer-kongress.de.