Die Reiseetikette zum Internationalen Tag des Kusses am 6. Juli
Berlin, 1. Juli 2011 – Er stärkt das Immunsystem, baut Stresshormone ab, beugt durch die Aktivierung der Gesichtsmuskulatur der Faltenbildung vor, verbrennt bei fünfminütiger Ausübung bis zu 80 Kilokalorien und wird von zwei Dritteln aller Menschen bevorzugt mit nach rechts geneigtem Kopf praktiziert: der Kuss. Bei so viel positiver Energie ist es kaum verwunderlich, dass dem spontanen Lippenbekenntnis ein eigener Gedenktag gewidmet wird. Doch nicht nur zum Internationalen Tag des Kusses am 6. Juli wird gebusselt, sondern auch als Begrüßungs- und Abschiedsritual steht der Kuss weltweit hoch im Kurs. Um hierbei nicht ins Fettnäpfchen zu treten, klärt der Hotelexperte Hotels.com über die internationalen Feinheiten auf.
Franzosen am variantenreichsten, Engländer eher unterkühlt
In der hierarchisch organisierten deutschen Arbeitswelt ist ein Begrüßungskuss mit dem Vorgesetzten ausgeschlossen. Auch abseits dieser offiziellen Zwischenmenschlichkeit ist der beseelte Wangenknutsch zur Begrüßung oder Verabschiedung von Familienmitgliedern oder Freunden unüblich, denn hier wird eine innige Umarmung bevorzugt. Dennoch lassen sich hierzulande auch busselnde Menschen sichten, die erst ihre rechten, dann ihre linken Wangen aneinanderlegen, um jeweils einen zartbesaiteten Lufthauch auszustoßen. Dies gilt jedoch nur geschlechterübergreifend oder unter Frauen. Männer unter sich bevorzugen nach wie vor den Handschlag.
Die Franzosen gelten nicht nur als die leidenschaftlichsten Liebhaber, sondern auch als die eifrigsten Küsser. Dies zeigt sich auch bei deren Begrüßungszeremoniell, das im Nord-Süd-Vergleich unterschiedlichste Formen annehmen kann. Während im Norden des Landes die Zweifachakkolade, also zwei angedeutete Wangenküsse in der Kombination links-rechts bevorzugt wird, gilt beispielsweise in Südfrankreich das Ritual erst nach der Kombination links-rechts-links als vollendet. Noch zeitaufwendiger verhält es sich in Paris, denn in der Stadt der Liebe bedarf es einer Umarmung gefolgt von einer Kussstafette links-rechts-links-rechts. Bei der Wahl der innig Geherzten verhalten sich die Franzosen ähnlich den Deutschen, sodass nur näherstehende Personen gebusselt werden, allerdings unabhängig vom Geschlecht.
Wer in Spanien zur Begrüßung nicht die Wange reicht, outet sich entweder als fremd oder arrogant. Es entspricht dem Begrüßungsnaturell der Spanier, dem Mann die Initiative zu überlassen. Dieser haucht der Dame, ihre Taille fest umklammernd, einen herzhaften doch bewusst trockenen Kuss auf die linke und dann auf die rechte Wange. Unter Männern ist dieser Brauch unüblich, beim Chef und bei Angestellten im Büro sogar tabu. Hier genügen ein fester Händedruck und ein jovialer Klaps auf die Schulter.
In Portugal gilt es, dem Gegenüber je nach Grad der Bekanntschaft mit dem passenden Begrüßungsritus aufzuwarten. So werden gute Freunde beiderlei Geschlechts zum Beispiel mit einer Umarmung geherzelt, wohingegen alle anderen zum Doppel-Wangenküsschen greifen, außer Männer unter sich, solange sie nicht verwandt sind. Gemäß dem europäischen Standard geschieht dies auch in Portugal erst links und dann rechts. Von Kindern wird im Familienkreis sogar erwartet, die Erwachsenen zur Begrüßung zu küssen, um ihre Höflichkeit zu präsentieren.
Im europaweiten Vergleich gelten die Engländer eher als Begrüßungsmuffel und weniger gefühlsbetont, das allmorgendlichen „How are you?“ wird bei Fremden und Männern untereinander mit souveränem Handschlag erledigt. Langsam, aber sicher tauen aber auch die etwas unterkühlten Briten auf und passen sich dem Rest der Europäer in Sachen Begrüßungsritualen immer mehr an. So begrüßen sich enge Bekannte und Freunde -zumeist weiblichen Geschlechts- in einigen Teilen des Königreichs auch hier mit zwei Wangenküssen, Umarmungen werden allerdings immer noch nur unter sehr engen Freunden und Verwandten genutzt.
Brasilianer per Handschlag, Japaner berührungsscheu
Entgegen der feurigen Bilder, die aus Brasilien zur Karnevalszeit in alle Welt ausgestrahlt werden, begrüßen sich die Brasilianer allgemein recht konventionell per Handschlag. Nur besonders gut Befreundete begegnen sich fernab dieser Begrüßungstristesse mit einem Bussi links und einem Bussi rechts auf die Wange. Hierbei ist jedoch stets der Adressat zu berücksichtigen. Bei Eltern gilt die Zweier-Kombination links-rechts, während Freundinnen bei der Küsschen-Stückzahl auf drei erhöhen. Männer bleiben auch im Kreise der Engsten distanziert, ein fester Händedruck genügt.
In Ägypten wird Männerfreundschaft groß geschrieben, denn entweder umarmen sich die Herren der Schöpfung oder es gibt einen Schmatzer auf die Wange. Unüblich unter Männern ist der Handschlag. Demnach sollten männliche Reisende nur, wenn der Gegenüber die Hand ausstreckt, diese Geste erwidern, jedoch nie selbst initiieren. Frauen hingegen dürfen bei der Begrüßung nicht berührt werden. Die Damen sollten sich also auf ein zurückhaltendes Lächeln und Nicken beschränken, dabei jedoch auf keinen Fall sitzen.
Die Japaner sind berührungsscheu. Vor allem Küsse sind in der Öffentlichkeit tabu, da sie als Ausdruck höchster Intimität gelten und somit hinter verschlossene Türen gehören. Doch selbst der Handschlag ist im Land der aufgehenden Sonne eine Ausnahmeerscheinung. Wer sich gesellschaftskonform verhalten möchte, sollte sich bei der Begrüßung auf eine leichte Verbeugung beschränken, bei Fremden wird jedoch auch ein leichtes Kopfnicken als ausreichend erachtet. Dieses kontaktfreie Begrüßungsverhalten ist tief in der japanischen Kultur verankert, denn schließlich gab es im alten Japan nicht einmal ein Wort für den Kuss.
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