EHFG 2012: European Health Award geht an das Health Literacy Project

Gut informierte Menschen, die eigenverantwortlich die Regie über ihre
Gesundheit übernehmen, entwickeln weniger chronische Krankheiten, fühlen sich
gesünder und leben länger. Doch bei dieser Gesundheitskompetenz gibt es in
Europa noch große Lücken, warnten Experten/-innen beim European Health Forum
Gastein. Der European Health Award 2012 geht an das „European Health Literacy
Project“, das die soziale und politische Bedeutung von Gesundheitskompetenz
aufzeigt und nach Formen ihrer Förderung sucht.

Bad Hofgastein, 3. Oktober 2012 – Das European Health
Literacy Project (HLS-EU) wurde heute mit dem mit 10.000 Euro dotierten European
Health Award ausgezeichnet. Das der Erforschung und Förderung von
Gesundheitskompetenz gewidmete Projekt setzte sich damit gegen fünf andere
länderübergreifende Initiativen durch, die für den renommierten Preis des
European Health Forum Gastein (EHFG) nominiert waren.

„Im Namen aller Projektpartner/-innen bedanke ich mich für diese
Auszeichnung. Sie ist ein wichtiges Signal, denn die Herausforderungen in Sachen
Gesundheitskompetenz sind in Europa leider nicht unerheblich. 47 Prozent der
Menschen in acht von uns untersuchten europäischen Ländern haben eine
unzureichende oder problematische Gesundheitskompetenz. Sie haben also Probleme
damit, Gesundheitsinformationen zu verstehen, zu beurteilen, sie auf
gesundheitsbezogene Entscheidungen im Alltag anzuwenden und Gesundheitsangebote
in adäquater Weise in Anspruch zu nehmen“, sagte HLS-EU-Koordinatorin Kristine
Sørensen von der Universität Maastricht. „Mit dem European Health Award werden
unsere breit angelegte Zusammenarbeit und unser Engagement für die Erforschung
und Förderung von Gesundheitskompetenz in Europa anerkannt.“

Nachteile durch fehlende Gesundheitskompetenz

Wie es um diese Schlüsselkompetenz steht, hat das European Health Literacy
Project (HLS-EU) in einem Survey in acht europäischen Ländern  erhoben.
Gesundheitskompetenz verteilt sich äußerst ungleich zwischen den Ländern. Aber
auch innerhalb der Länder sind bestimmte Gruppen benachteiligt, vor allem
Senioren/-innen und Menschen mit niedrigem Bildungsniveau oder
sozio-ökonomischem Status, sowie tendenziell auch Personen, die ihren eigenen
Gesundheitszustand als schlecht bezeichnen. In manchen Gruppen beträgt die
Vulnerabilität mehr 60 als Prozent. Das Fehlen von Gesundheitskompetenz hat
weitreichende Folgen: Menschen mit wenig Health Literacy werden öfter
hospitalisiert, erleiden häufiger Verschreibungs- und Behandlungsfehler und
betreiben selten Vorsorge.

„Wir haben den Stand der Gesundheitskompetenz in Europa erhoben, ein
europäisches Netzwerk zu diesem Thema aufgebaut und bereits in acht Ländern
nationale Expertengremien etabliert. Der European Health Award ist nicht nur
eine Anerkennung für diese bisherige Arbeit, sondern motiviert uns auch dazu,
weiter an der Verbesserung der Gesundheitskompetenz zu arbeiten“, so Kristine
Sørensen.

Förderung grenzüberschreitender Initiativen

Mit dem European Health Award werden Projekte und Initiativen gewürdigt, die
zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung in Europa beitragen. Maßgebliche
Kriterien: Es müssen mehrere europäische Staaten beteiligt sein, die Ergebnisse
müssen auf andere Länder übertragbar sein und für einen wesentlichen Teil der
Bevölkerung oder für größere Gruppen von Menschen einen unmittelbaren Nutzen
haben. Unterstützt wird der Preis vom österreichischen Gesundheitsministerium
sowie dem Forum der Forschenden Pharmazeutischen Industrie (FOPI).

„Es ist ein zentrales Anliegen des European Health Award, intelligente,
wirksame und umsetzbare Initiativen zu fördern, die für eine
grenzüberschreitende Kooperation besonders geeignet sind“, betonte
EHFG-Präsident Prof. Dr. Günther Leiner. „Das European Health Literacy Project
tut dies in vorbildlicher Weise. Mehr als je zuvor müssen Menschen heute
selbständig und eigenverantwortlich in gesundheitspolitischen Fragen
entscheiden. Es geht unter anderem darum, Empfehlungen für die eigene Gesundheit
zu verstehen und entsprechende Konsequenzen daraus zu ziehen, aber auch zu
erkennen, welche Informationen relevant und qualitativ zuverlässig sind. Das ist
keine einfache Aufgabe angesichts der Informationsflut. Diese Kompetenz zu
fördern ist auch eine entscheidende Voraussetzung dafür, dass die Ressourcen des
Gesundheitssystems in effizienter und effektiver Weise genutzt werden.“

In das Finale für den European Health Award 2012 kamen insgesamt sechs
grenzüberschreitende Projekte zu einer breiten Palette von Themen wie
Brustkrebsvorsorge, Epidermolysis bullosa, Diabetes, Kinderernährung oder
Tabaksteuern.

Das EHFG ist der wichtigste gesundheitspolitische Kongress der Europäischen
Union, mehr als 600 Entscheidungsträger aus 45 Ländern diskutieren vom 3. bis 6.
Oktober 2012 bereits zum 15. Mal zentrale Zukunftsthemen der europäischen
Gesundheitssysteme.

Fotos zum diesjährigen European Health Forum Gastein finden Sie unter http://www.ehfg.org/940.html.

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