Der Theologe und frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hält eine „vorsichtige und bedachte Forschung“ in der grünen Gentechnik für akzeptabel. Diejenigen, die sich für die grüne Gentechnik einsetzen, sollten aber „ehrlich zugeben, wo es auf bestimmte Fragen noch keine abschließenden Antworten gibt“, sagte Huber im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ (Montagsausgabe). „Wir wissen doch noch gar nicht, was es für die Umwelt bedeutet, wenn wir Pflanzen züchten, die gegen Unkrautbekämpfungsmittel resistent sind“, sagte er.
Dass der Chemiekonzern BASF die grüne Gentechnik nun in Deutschland aufgibt, sei nicht nur eine Reaktion auf die rechtlichen Bedingungen, sondern auch eine Reaktion auf die ablehnende Haltung der Bürger. Gentechnisch veränderte Lebensmittel mögen zwar billiger sein, doch die Verbraucher ließen sich „nicht alleine vom Preis ihr Verhalten diktieren“, sagte Huber. Eine Verbindung der Gentechnik mit dem „großen Agro-Business“ hält Huber für gefährlich. Die Verheißung, dass gentechnisch veränderte Pflanzen zur Lösung des Welternährungsproblems beitragen, habe sich nicht erfüllt. Der größte Beitrag zur Lösung von Ernährungsproblemen liege in der Stärkung lokaler Strukturen. Nahrungsproduktion sollte nah bei den Menschen stattfinden. „Da haben die gentechnisch veränderten Saatgüter genau den gegenteiligen Effekt. Die Kleinbauern können diese Produkte nicht bezahlen“, kritisierte Huber. In Indien nähmen sich Bauern in erschreckend hoher Zahl das Leben, „weil sie damit nicht klarkommen“.