PA zu den 14. Österreichischen Schmerzwochen der Österreichischen Schmerzgesellschaft
Wien, 3. November 2014 – Europäische Krebspatienten sind zufriedener mit der Therapie ihrer Durchbruchschmerzen und erleben eine bessere Schmerzkontrolle als Krebspatienten in Kanada. Zu diesem Ergebnis kommt eine kürzlich veröffentlichte Studie der Universität Toronto, berichtet die Österreichische Schmerzgesellschaft aus Anlass der 14. Österreichischen Schmerzwochen. Ein möglicher Hintergrund: Deutlich mehr Krebspatienten in den beobachteten europäischen Ländern (19,1 Prozent) als in Kanada (2,9 Prozent) erhielten gegen ihre Durchbruchschmerzen spezielle Applikationsformen des starken Opioids Fentanyl, die über die Mund- und Nasen-Schleimhaut wirken.
Durchbruchschmerzen sind bei onkologischen Patienten sehr verbreitet, rund 60 bis 70 Prozent aller Tumorpatienten klagen trotz ausreichender Basisschmerztherapie über derartige Attacken, die zu einer massiven Beeinträchtigung der Lebensqualität führen. Das Maximum der Schmerzintensität wird in der Regel nach drei bis zehn Minuten erreicht, die Dauer liegt bei durchschnittlich 30 bis 40 Minuten. Ein Problem der herkömmlichen Opioid-Medikamente, die für onkologische Schmerzen eingesetzt werden: Wenn ihre Wirkung nach 30 bis 40 Minuten endlich eintritt, ist die Schmerzattacke meist schon wieder vorüber. Als schneller wirksam erweisen sich spezielle Fentanyl-Applikationsformen, die direkt über die Schleimhaut wirken, zum Beispiel Sticks, Schleimhautfolien, Buccaltabletten, Sublingualtabletten oder Nasensprays. Sie haben einen raschen Wirkeintritt innerhalb von 10 Minuten und eine kurze Wirkdauer und werden daher den Charakteristika einer typischen Durchbruchschmerz-Attacke besser gerecht.
„Die aktuellen Vergleichsdaten legen nahe, dass es einen Zusammenhang zwischen Schmerzkontrolle und Patientenzufriedenheit und der Verfügbarkeit von speziellen Durchbruchschmerz-Medikamenten gibt“, so o.Univ.-Prof. DDr. Hans Georg Kress, Past President der Europäischen Schmerzföderation EFIC (AKH/MedUni Wien). „Umso bedauerlicher ist es, dass in Österreich der Zugang zu diesen wirksamen Fentanyl-Applikationen nach wie vor durch bürokratische Hürden erschwert wird. Eine chefärztliche Genehmigung ist, je nach Bundesland, nicht immer gesichert und die Verschreibung mit erhöhtem Aufwand verbunden. Dadurch wird die Behandlung von Durchbruchschmerzen bei Tumorpatienten oft unnötig erschwert. Diese Erstattungssituation ist angesichts der kleinen Zielgruppe von Tumorpatienten und deren bedauerlicherweise oft begrenzten Lebenserwartung unbefriedigend und unverständlich.“
Eine soeben veröffentlichte Europa-weite Untersuchung, an der Prof. Kress als Senior-Autor beteiligt war, befasste sich mit der Dosierung von Fentanyl-Buccaltabletten bei Patienten mit Durchbruchschmerzen. Bei ihrem Einsatz wird eine schrittweise Dosisanpassung (Titration) bis zur optimalen Wirkdosis empfohlen. Die Studie, in die 442 Patienten in 135 Schmerzzentren aus sieben Europäischen Ländern eingeschlossen waren, untersuchte, wie viele Patienten abhängig von der Startdosis von 100 bzw. 200 Mikrogramm des starken Opioids Fentanyl eine optimale Wirkdosis erreichen. Einige Ergebnisse: 81,4 Prozent der Patienten mit einer Startdosis von 200 Mikrogramm erreichten eine optimale Wirkdosis, bei den Patienten mit einer Startdosis von 100 Mikrogramm waren es nur 75,2 Prozent. Am häufigsten lag die optimale Wirkdosis bei 200 Mikrogramm (39,6 Prozent ) und bei 400 Mikrogramm (26,9 Prozent).
Quellen: Bedard et al. Breakthrough cancer pain: a comparison of surveys with European and canadian patients. Support Care Cancer. 2014 Sep 6. (Epub ahead of print); Kleeberg et al. Pan-European, open-label dose titration study of fentanyl buccal tablet in patients with breakthrough cancer pain. European Journal of Pain 2014 DOI:10.1002/ejp577
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