+++ Diabetes – Die unterschätzte Gefahr
+++ Ausstrahlung am 08.08.2011 um 21:00 Uhr in der ARD
Bad Oeynhausen, 03. August 2011
Im Winter und Frühjahr 2011 hatte das Herz- und Diabeteszentrum NRW in Bad Oeynhausen (www.hdz-nrw.de) für mehrere Monate ein Kamerateam der ARD zu Gast. In dieser Zeit hatte die Fernseh-Mannschaft, unter der Leitung des Kölner Wissenschaftsjournalisten, Lars Westermann, Einblicke in den Arbeitsalltag des Ärzte- und Pflegeteams in Bad Oeynhausen. Das Anliegen der Filmemacher: Anhand mehrerer Patientenschicksale verdeutlichen, was es heißt, an Diabetes zu erkranken und mit dieser Krankheit zu leben.
Der Film begleitet Patienten bei ihrem monatelangen Kampf um ein Stück Fuß oder beim verzweifelten Versuch, bedrohliches Übergewicht los zu werden. Die Diagnose „Zucker“ klingt anfangs harmlos. Diabetes tut nicht weh. Nur die wenigsten Betroffenen ahnen, wie gefährlich die Krankheit ist. So ging es auch Horst B., als er vor 20 Jahren seine Diagnose bekam. Seitdem nimmt er Tabletten. „Ich habe das nicht richtig ernst genommen“, sagt er heute. Als er zu Fachärzten in der Fußambulanz eines Diabeteszentrums kommt, geht es zunächst nur um eine offene Wunde am Zeh. Doch dann wird klar: Der Diabetes hat über die Jahre seine Blutgefäße verstopft und zerstört – ihm droht die Amputation mehrerer Zehen, wenn nicht sogar des ganzen Fußes.
28.000 Amputationen werden in Deutschland jährlich als Folge von Diabetes durchgeführt. Die meisten davon an Füßen und Beinen. Tendenz: steigend. Zehen und Fuß werden nicht mehr ausreichend durchblutet. Auch fehlt den Patienten das Schmerzempfinden in den unteren Gliedmaßen, weil auch die Nerven geschädigt sind. Kleinste Verletzungen werden zu spät erkannt und ernst genommen Je später die Diagnose, desto schlechter heilen die Wunden. Häufig bleibt den Medizinern nichts anderes übrig, als die betroffenen Gliedmaßen abzutrennen. „Doch viele Amputationen könnten vermieden werden, wenn die Patienten rechtzeitig zum Spezialisten gingen“, weiß Oberarzt Dr. Dirk Sommer vom Wundheilungszentrum im HDZ NRW in Bad Oeynhausen. Etwa 1.000 Beine und Füße werden jedes Jahr von den Bad Oeynhausener Spezialisten im Diabeteszentrum behandelt und zum großen Teil gerettet.
Diabetes ist Ursache für viele Erkrankungen, die auf den ersten Blick gar nicht damit in Zusammenhang gebracht werden: Schlaganfall, Herzinfarkt, Nierenversagen, Blindheit. Ursache sind fast immer verschlossene Gefäße, oft liegen mehrere Erkrankungen gleichzeitig vor. „Diabetes entwickelt sich meist schleichend, richtet aber schon in frühem Stadium erste Schäden im Körper an“, erklärt der Leiter des Diabeteszentrums, Prof. Dr. Dr. Diethelm Tschöpe, der zudem Ärztlicher Direktor des Gesamtklinikums ist. Gut zehn Prozent der Deutschen haben einen diagnostizierten Diabetes. Und die Experten gehen davon aus, dass auf jeden bekannten Diabetiker einer kommt, der nichts von seiner Krankheit weiß. Nach ihren Schätzungen sind das 16 Millionen Diabetiker allein in Deutschland. Übergewicht gilt als einer der Hauptrisikofaktoren für Diabetes. Seit fast zehn Jahren kämpft Elke D. gegen ihr Übergewicht. Von 140 auf 96 kg hat sie es mit einer Diät geschafft. Mehr geht nicht. Elke D. kann sich auf Grund anderer schwerer Erkrankungen kaum bewegen. Aber sie muss weiter abnehmen, damit der entgleiste Blutzucker in den Griff zu bekommen ist. Ihre Hoffnung: Ein Magenballon. Mit dessen Hilfe ist der Magen gefüllt und das Hungergefühl kann unterdrückt werden. Im Vergleich zu anderen Behandlungsmethoden, wie zum Beispiel der Magenverkleinerung oder einem Magenbypass ist der Magenballon ein jederzeit wieder rückgängig machbarer Eingriff. Sollten sich Komplikationen oder Veränderungen in den Lebensumständen ergeben, kann er wieder entfernt werden.
Die meisten Patienten, über 90 Prozent der Diabetiker in Deutschland leiden am Typ-2-Diabetes. Bei ihnen wirkt das eigene Insulin nicht mehr richtig. Aber im Diabeteszentrum in Bad Oeynhausen werden natürlich auch Patienten mit Typ-1-Diabetes behandelt. Von dieser Autoimmunerkrankung sind meist Kinder und Jugendliche betroffen. Dem Körper fehlt das Insulin. Die betroffenen Kinder sind ein Leben lang auf Insulin und eine engmaschige Kontrolle angewiesen. So wie der sechsjährige Erik, der erst Anfang 2011 die Diagnose bekam. Doch junge Diabetiker können ein Vorbild für ältere Patienten sein: Erik nimmt seinen Diabetes ernst, richtet seinen Alltag nach ihm aus. Nach dem Aufstehen muss er am Morgen als erstes seinen Blutzucker messen. Seine Eltern wissen, dass er ohne regelmäßige Blutzuckerkontrollen und Insulinspritzen keine Chance im Kampf gegen seine Krankheit hätte. Also muss Erik lernen, selbst Verantwortung für die Krankheit zu übernehmen – und damit zu leben.
„Ich bin allen Beteiligten sehr dankbar für die Zusammenarbeit“, sagt Prof. Dr. Dr. Diethelm Tschöpe als Direktor des Klinikums.“Der Diabetes entwickle sich weltweit wie ein Tsunami, wobei noch nicht klar ist, wie hoch dieses Welle am Ende sein wird. Darum müsse alles getan werden, um die Menschen über die Folgen der Diabeteserkrankung mit all ihren Facetten aufzuklären.“
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Das Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen ist seit über 25 Jahren eine der international führenden Einrichtungen im Bereich Herz-, Kreislauf- und Diabeteserkrankungen. Weit über 100.000 erfolgreich durchgeführte herzchirurgische Operationen dokumentieren die große Erfahrung des Herz- und Diabeteszentrums Nordrhein-Westfalen.
Mehr als 1.800 Mitarbeiter setzen sich mit ganzem Herzen und vollem Engagement für die jährlich über 37.000 Patienten ein. Als Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum steht das Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen seit 25 Jahren für medizinische Spitzenleistungen, Hochleistungsmedizin und -technologie.
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