Die Schwabenkinder – Arbeit in der Fremde

Museen und Kultureinrichtungen aus fünf Ländern befassen sich mit dem sozialgeschichtlichen Phänomen der „Schwabengängerei“

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Die neue Dauerausstellung im Bauernhaus-Museum Wolfegg ab dem 24. März 2012

Bereits seit dem 17. Jahrhundert bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts zogen Kinder zwischen 6-14 Jahren aus den angrenzenden Alpenländern nach Oberschwaben, um sich auf Gesindemärkten als saisonale Arbeitskräfte an die dortigen Bauern zu verdingen. Das Bauernhaus-Museum im baden-württembergischen Wolfegg setzt sich in seiner aktuellen Dauerausstellung mit diesem sozialgeschichtlichen Phänomen der über 300 Jahre andauernden „Schwabengängerei“ auseinander.

Zum Saisonstart am 24. und 25. März präsentiert das Bauernhaus-Museum Wolfegg die Ergebnisse der mehrjährigen Forschungsarbeiten zu dem von der EU grenzüberschreitend geförderten Projekt „Die Schwabenkinder“. Zusammen mit 26 Projektpartnern aus Baden-Württemberg, Vorarlberg, Tirol, Graubünden, Liechtenstein und Südtirol begaben sich Historiker aus den fünf Ländern auf deren Spuren, und verbinden die Herkunftsgebiete der Kinder aus dem Alpenraum mit deren ehemaligen Arbeitsstätten in Oberschwaben.

Auf dem Weg ins Schwabenland – Analog

Dazu wurden die historischen Wege der Schwabenkinder rekonstruiert und als Themenwanderweg ausgewiesen. Auf den ehedem meist beschwerlichen Routen der Schwabenkinder führen diese über die Alpen nach Oberschwaben, und laden zum Nachwandern ein. Eigens hierfür erscheinen im Bergverlag Rother themenspezifische Wanderführer. Autor dieser „Wanderlesebüchlein“ ist Elmar Bereuter, aus seiner Feder stammt auch der Bestseller-Roman „Die Schwabenkinder – Die Geschichte des Kaspanaze“.

…und Digital

Mit einer speziellen „Schwabenkinder-App“ sind ausgewählte Touren auf den Routen der Schwabenkinder abrufbar. Weiters können Wanderer auf den historischen Wegen, den Erzählungen und Erlebnissen der Schwabengänger folgen. An ausgewiesenen Foto-Fixpunkten hat der Wanderer die Möglichkeit, sein Motiv an das Museum zu übermitteln, wo es in einer monumentalen Fotowand zu einem Teil der Schwabenkinder-Ausstellung wird.

Schicksale offenbaren sich interaktiv und crossmedial

In zwei historischen Gebäuden zeigt das Museum in Wolfegg eine umfassende Dauerausstellung zur Historie der Schwabengängerei. In vier Ausstellungskuben (Heimat / Weg / Markt / Alltag) wird das Phänomen dieser temporären Abwanderung ins Schwabenland thematisiert. Die Einbindung des Besuchers ist zentrales Element der Ausstellung. Via iPod, und der Biographie eines Schwabenkindes im „Gepäck“, begibt sich der Besucher multimedial geführt, auf den Weg durch die Ausstellung. So werden die Schicksale „personalisiert“, vom Aufbruch in der Heimat, bis zum Arbeitsalltag auf einem oberschwäbischen Hof, erlebbar. Sechzehn Biographien vermitteln auf diese Weise ein genauso bewegendes wie differenziertes Bild von der Lebenswirklichkeit der Schwabenkinder. Erst im Dialog mit anderen Ausstellungsbesuchern offenbart sich die vielschichtige Historie der Schwabenkinder.

Weiterführende Informationen zur Ausstellung und dem Projekt unter: www.schwabenkinder.eu

Bauernhaus-Museum Wolfegg

Der Grundstein für das Bauernhaus-Museum Wolfegg wurde 1976 durch die ?Fördergemeinschaft zur Erhaltung des ländlichen Kulturgutes e.V.? gelegt. Ziel der Fördergemeinschaft war es, in einem Freilichtmuseum die regionaltypische Hauslandschaft mit historisch bedeutsamen Gebäuden darzustellen. Gleichzeitig wurde damit der Bewahrung bauhistorischer Denkmäler, die am ursprünglichen Standort nicht zu halten waren, gewährleistet. Bereits 1978 konnte das Freilichtmuseum nach der Sanierung zweier Gebäude der ehemaligen Hoffischerei eröffnet werden. Ein weiteres Gebäude wurde noch im selben Jahr fertig gestellt. Von 1981 bis 1995 folgte eine rege Aufbauphase, in der mehrere Hofanlagen samt Nebengebäuden errichtet wurden. Gleichzeitig wurde unter wissenschaftlicher Leitung eine umfangreiche Sammlung von Objekten ländlicher Alltagskultur angelegt. Seit Bestehen des Bauernhaus-Museums Wolfegg unterstützte der Landkreis Ravensburg die Arbeit der Fördergemeinschaft durch finanzielle Zuschüsse zu Bauvorhaben und Personalkosten. Im Jahr 2003 ging die Trägerschaft auf den Landkreis über. Seitdem wird das Bauernhaus-Museum Wolfegg zusammen mit Schloss Achberg als Eigenbetrieb Kultur des Landkreises Ravensburg geführt.

Kontakt:
Bauernhaus-Museum Wolfegg
Ernst H.R. Büttner
Vogter Straße 4
88364 Wolfegg
ernst.buettner@schwabenkinder.eu
+49(0)177-3276101
http://www.bauernhaus-museum.de