von Julius Burghardt – OPTIMUS Redaktion
Es war der 21. November 1806 als Napoleon Bonaparte seine Kontinentalsperre über Großbritannien verhängte. Nach der katastrophalen Niederlage in der Seeschlacht von Trafalgar 1805 hatte er einsehen müssen, dass seine Eroberungspläne für Großbritannien vorerst gescheitert waren. Doch anstatt aufzugeben entwickelte der ehrgeizige Franzose einen neuen, fast noch kühneren Plan: Mittels einer groß angelegten Handelsblockade wollte er den Feind mit den Mitteln des Wirtschaftskrieges in die Knie zwingen. Darüber hinaus sollte die neue Kontinentalsperre die französische Wirtschaft auch gegen jegliche andere Konkurrenz absichern und die Vormachtstellung Frankreichs in der Welt behaupten. Für viele Handelszentren Europas war die Kontinentalsperre ein Desaster. Zahlreiche Unternehmen hatten unter den Einschränkungen zu leiden und gerade die vom Seehandel lebenden Hansestädte wurden in eine tiefe Krise gestürzt. Doch gab es auch Ausnahmen, wie die Arbeit von Dr. Walter Schubert zeigt: So mancher Firma gelang es durch kluge Strategien und politischen Rückhalt die schwierige Zeit der Kolonialsperre mit einigen Einbußen, jedoch ohne dramatische Verluste zu überstehen. Als zentrales Beispiel für eine solche Entwicklung wählt der Autor, der sowohl Geschichte als auch Betriebswirtschaft studiert hat, den Inhaber der Lübecker Tuchhandelsfirma Joachim Nicolaus Stolterfoht. Sein Einfluss auf die lokale Politik, aber auch die Auswirkungen der französischen Besetzung stehen dabei im Zentrum der Untersuchung. Ein spannendes Werk über einen bisher eher wenig beleuchteten Aspekt der deutsch-französischen Geschichte, das jedem Interessierten empfohlen werden kann.