Das verlassene Kind stellt den Menschen in den Mittelpunkt und wirft einen neuen Blick auf die Biografie der Betroffenen
(NL/1179136118) Die deutsche Übersetzung des erfolgreichen französischen Buches La blessure dabandon: Exprimer ses émotions pour guérir von Dr. med. Daniel Dufour eröffnet Patienten und Therapeuten neue Perspektiven bei der Betrachtung eines Phänomens, das die Medizin bislang noch nicht als die Ursache zahlreicher psychischer und sozialer Probleme begriffen hat: die Erfahrung des frühen Verlassenwerdens.
Ein Kind zu verlassen ist wie Mord
Das Verlassenwerden kommt einem Mord gleich, ob er nun geplant ist oder nicht. Und die Folge davon ist: Ein verlassenes Kind ist das Opfer eines Mordversuchs. Mit dieser drastischen Einschätzung umschreibt der Arzt und Therapeut Dr. med. Daniel Dufour ein Phänomen, unter dessen Auswirkungen zahlreiche Menschen leiden, obwohl ihnen selbst die Ursache ihrer Ängste, Aggressionen und Beziehungsprobleme meist gar nicht bewusst ist. Dabei besteht diese immer in einer reellen oder gefühlten Erfahrung des Verlassenwerdens, die während der fötalen Phase oder in der oft frühen Kindheit stattgefunden hat. Ein Kind braucht nun einmal Liebe, um gedeihen zu können. Aber nur eine bedingungslose Liebe kann bei ihm das Gefühl verstärken, um seiner selbst willen da zu sein, und demzufolge auch das Gefühl, ein wichtiger Mensch zu sein, ein Mensch, der einen Wert hat. Das Kind braucht also nicht nur die aktive Unterstützung seiner Eltern, die sich um sein körperliches Wohl kümmern, weil es unfähig ist, selbst auf sich aufzupassen; es braucht auch in psychologischer Hinsicht ihre Zuwendung, denn ihre Liebe ist unerlässlich für seine Seele. Gänzlich oder teilweise fehlende Zuneigung hat somit entscheidende Auswirkungen auf die fötale und kindliche Entwicklung, und zwar sowohl physischer als auch psychischer Natur.
Absage an den klassischen medizinischen Weg
Die frühe Erfahrung des Verlassenwerdens wird von den an Verlassenheit Leidenden selbst meist als harmlos erachtet. Sie halten diese sogar für so harmlos, dass sie sich oft nicht mehr bewusst daran erinnern. Wenn dieses Ereignis aber wieder ins Bewusstsein des- oder derjenigen tritt, die es durchgemacht haben, dann kommen sie sofort und fast unausweichlich immer zur selben Schlussfolgerung: Von einem rationalen Standpunkt aus betrachtet kann das, was geschehen ist, nie und nimmer der Grund einer solchen Wut oder einer anderen Emotion sein, egal welcher. Und selbst wenn man das Gegenteil zugibt, erscheint die Emotion auf jeden Fall als unangemessen, also als anormal, verglichen mit dem, was als Empfindung normal wäre. Solange also jemand bei seiner Analyse rein intellektuell vorgeht, wird er nicht verstehen, welchen Einfluss dieses Ereignis auf ihn hatte. Dies ist auch der Grund dafür, dass Dufour dem klassischen medizinischen Weg, der eine Krankheit als Verhängnis begreift und dieses zu bekämpfen versucht, eine alternative Methode der Behandlung gegenüberstellt. Die klassische Strategie geht von den Symptomen aus, versucht diese medikamentös zu unterdrücken und empfiehlt schließlich eine Psychotherapie, um den Normalzustand wiederherzustellen. Gerade diese vermeintliche Normalität ist aber erst für die Leiden verantwortlich, denn sie beeinflusst als Erziehung das, was Dufour als Denke oder Ego bezeichnet. Sie schneidet uns von unserer ursprünglichen Natur ab. Diese Gedanken, die festlegen, was gut und was schlecht ist, sind der Ausgangspunkt unserer Werturteile. Sie nisten sich ein und beschränken ein Individuum dahingehend, was anderen zufolge annehmbar und normal ist. So machen sie aus einem einzigartigen Wesen ein braves und gedrilltes Schaf, das allerdings aufgrund dessen sofortiges Leid und Unwohlsein empfindet.
Genesung liegt im Patienten selbst
Der alternative Ansatz begreift die Krankheit dagegen als Chance, die Symptome als Signale dafür, dass etwas unterdrückt wird und der Körper Alarm schlägt. Wenn wir uns gestatten, diese Emotionen auszuleben, gibt unser Körper uns sofort eine entscheidende Information: Eine deutlich fühlbare körperliche Entspannung breitet sich in uns aus, ein Zeichen dafür, dass wir auf dem besten Wege sind, uns selbst zu respektieren, und dass unsere Denke eine Zeitlang aufgehört hat, dazwischenzufunken. Das verlassene Kind ist ein Buch, das den Patienten zum alleinigen Experten macht und nicht den Arzt und die Diagnose in den Mittelpunkt stellt. Es fügt sich ein in den Paradigmenwechsel der derzeitigen Psychologie, die die Salutogenese in den Vordergrund rückt und in den Ressourcen des Patienten das entscheidende Element der Gesundung sieht. Viele Leser werden sich in den zahlreichen anschaulichen Fallbeispielen Dufours wiederfinden und ihre eigene Lebensgeschichte mit anderen Augen betrachten.
BUCHTIPP:
Dr. med. Daniel Dufour: Das verlassene Kind. Gefühlsverletzungen aus der Kindheit erkennen und heilen. Mankau Verlag, 1. Aufl. Juni 2012, Broschur, 163 S., ISBN 978-3-86374-047-4.
LINK-EMPFEHLUNGEN:
* Informationen und Leseprobe zum Buch „Das verlassene Kind“: <a href="http://www.mankau-verlag.de/verlagsprogramm/besser-leben/dufour-dr-daniel-das-verlassene-kind/„>http://www.mankau-verlag.de/verlagsprogramm/besser-leben/dufour-dr-daniel-das-verlassene-kind/
* Mehr zum Autor Dr. med. Daniel Dufour: <a href="http://www.mankau-verlag.de/autoren/autoren-a-e/dufour-daniel-dr/„>www.mankau-verlag.de/autoren/autoren-a-e/dufour-daniel-dr/
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