Die Zunahme und Verstärkung von Kopfschmerzen aufgrund von Übergebrauch von Schmerzmitteln oder Triptanen müssen immer dann vermutet werden, wenn Akutmedikamente an mehr als zehn Tagen pro Monat erforderlich werden, gleichgültig, welche Dosis dabei verwendet wird.
Prof. Hartmut Göbel, Chefarzt der Schmerzklinik Kiel (www.schmerzklinik.de) hat daher die »10-20 Regel« zum Vermeiden und Erkennen von Medikamentenübergebrauchs-Kopfschmerz (MÜK) entwickelt: -Schmerzmittel und spezifische Migränemittel (die sog. Triptane) sollten maximal an 10 Tagen pro Monat verwendet werden. 20 Tage im Monat sollten also frei von deren Einnahme sein. Bei dieser Regel werden nicht die an den 10 Tagen verwendeten Tabletten gezählt, sondern nur der jeweilige Tag, unabhängig von der eingenommen Menge.
Das bedeutet auch: Besser einmal richtig behandeln, als häufig nur ein bisschen. Aus diesen Gründen ist die Erfassung der Kopfschmerzen im Monatsverlauf mit einem Schmerzkalender für eine zeitgemäße Kopfschmerztherapie unerlässlich.
Die wenigsten Menschen kommen auf die Idee, dass ihr Kopfschmerz durch die regelmäßige Einnahme von Kopfschmerzmedikamenten in seiner Häufigkeit, Hartnäckigkeit und Dauer zugenommen haben könnte. Im Gegenteil versuchen die Betroffenen sogar ständig, das eine Medikament zu finden, das all ihre Beschwerden löst. Aus diesem Grunde werden sehr häufig die Medikamente gewechselt und neue Substanzen ausprobiert.
Sollte es doch zum „MÜK“ gekommen sein, ist eine Medikamentenpause unerlässlich. Im englischen Sprachraum wurde dafür das Wort “drug-holiday”, Medikamentenferien, geprägt. In der ersten Phase der Behandlung wird der Patient sehr ausführlich über die Mechanismen der Kopfschmerzentstehung und die Effekte der Dauereinnahme der Medikamente aufgeklärt. Darüber hinaus wird der Patient natürlich ausführlich über die weitere Behandlung während der Medikamentenpause informiert.
In spezialisierten Kliniken – wie z.B. in der Schmerzklinik Kiel – wird die Dauereinnahme der Kopfschmerzmedikamente beendet. Zur Beseitigung des darauf einsetzenden Umstellungskopfschmerzes erhält der Patient Medikamente, welche die verbrauchten Botenstoffe wieder vermehrt zur Verfügung stellen. Begleitend werden dem Patienten in einem intensiven verhaltensmedizinischen Programm Konzepte vermittelt, um den Kopfschmerzen durch nicht-medikamentöse Maßnahmen vorzubeugen. Darüber hinaus lernt der Patient auch den angemessenen Umgang mit Kopfschmerzmedikamenten, so dass der Betroffene anschließend in der Lage ist, Medikamente gezielt und richtig dosiert einzusetzen. Ein Nachsorgeprogramm, auch unter Mitwirkung von Austausch im Internet (www.headbook.me), vermittelt Wissen und schützt gegen erneutes Entstehen eines MÜK.