Ein regelmäßiger Besuch beim Zahnarzt ist bekanntermaßen empfehlenswert, da durch Vorsorgeuntersuchungen Zahnerkrankungen, wie z.B. Karies, frühzeitig erkannt werden können. Weniger bekannt ist hingegen, dass der Zahnarzt auch Symptome für Erkrankungen entdecken kann, die auf den ersten Blick nichts mit den Zähnen gemein haben. Darauf machte kürzlich die Landeszahnärztekammer Brandenburg aufmerksam.
Ein Zahnarzt überprüft während einer Untersuchung nicht allein die Zähne, sondern auch den Zustand des Zahnhalteapparats und der Mundschleimhaut. Hierdurch festgestellte Anomalien können durchaus zu einer Überweisung zum Hausarzt führen, denn Erkrankungen wie die Gingivitis (Entzündung des Zahnfleischs) und vor allem aber die Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparats) stehen nicht selten in Wechselwirkung mit einer der häufigsten Volkskrankheiten, dem Diabetes mellitus.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation waren im Jahre 2006 mindestens 8 Millionen Menschen in Deutschland an einem Diabetes mellitus erkrankt, Tendenz steigend. Etwa 90 % der Diabetiker leiden an einem Typ 2-Diabetes, dessen Symptome relativ unspezifisch sind und leicht übersehen oder anderen Krankheiten zugeordnet werden können, so dass die Dunkelziffer vermutlich weitaus höher ist.
Im Gegensatz zum Typ 1, bei dem die insulinproduzierenden Langerhanszellen der Bauchspeicheldrüse durch Autoimmunprozesse zerstört werden, ist der Typ 2-Diabetes durch eine Insulinresistenz gekennzeichnet. Das Ergebnis beider Typen ist ein erhöhter Blutglukosespiegel.
Internationale Studien zeigen, dass das Risiko an einer schweren Parodontitis zu erkranken, für Patienten beider Typen im Vergleich zu gesunden Menschen, um das bis zu 3,5-fache erhöht ist. Patienten mit einem schlecht eingestellten Diabetes bekommen dabei ausgeprägtere Erkrankungen des Zahnfleischs, als gut kontrollierte Diabetiker.
Wie jede Erkrankung beeinflusst auch Diabetes das Immunsystem. Die körpereigene Abwehr wird, z.B. durch eine herabgesetzte Zahl der T-Lymphozyten, geschwächt. Eine krankheitsbedingte Änderung des Zellstoffwechsels führt außerdem zu einem langsameren Blutfluss, wodurch die Abwehrzellen des Immunsystems schlechter als gewöhnlich transportiert werden.
Bei der Parodontitis handelt es sich um eine durch Bakterien hervorgerufene Erkrankung. Bis zu 500 verschiedene Bakterienarten können im menschlichen Mundraum vorkommen, von denen nur wenige gefährlich sind. Ungenügende Zahnpflege führt jedoch dazu, dass sich bestimmte Bakterienarten vergesellschaften und Zahnbelag bilden. Stoffwechselprodukte der Bakterien verursachen, durch in das Zahnfleischgewebe eingewanderte Botenstoffe des Immunsystems, zu Entzündungen, wodurch sich Vertiefungen im Bereich des Zahnfleischs bilden, die Zahnfleischtaschen. Dort finden die Bakterien nun weiteren Raum, sich zu vermehren, wobei sie durch o.g. Gründe bei einem Diabetespatienten schlechter durch das Immunsystem bekämpft werden, als bei einem gesunden Menschen. Weiterhin gibt es Enzyme, die durch Entzündungen aktiviert werden und zum eigentlichen Schutze vor weiteren Infektionen, die Knochen des Zahnhalteapparats abbauen. Zusätzlich dient der erhöhte Glukosewert im Speichel eines Diabetespatienten vermutlich als Nahrungsquelle für Mikroorganismen, wodurch deren Vermehrung begünstigt wird.
Diabetespatienten leiden häufig auch an weiteren Erkrankungen des Mundbereichs und des Zahnfleischs, wie Zahnfleischabszessen, Zahnfleischentzündungen in Verbindung mit Geschwüren und Rissen in den Mundwinkeln. All das kann durch Mundtrockenheit, oft ein Symptom eines nicht erkannten Diabetes, verstärkt werden.
Eine regelmäßige Vorsorge durch den Zahnarzt ist deshalb von besonderer Bedeutung, um gegebenenfalls frühzeitig Diabetes zu erkennen, wie es umgekehrt wichtig ist, bei bereits diagnostiziertem Diabetes Zahnerkrankungen frühzeitig zu erkennen, da diese auch den Status einer Diabeteserkrankung verschlechtern können.
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