Nach Ansicht von Sportdirektor Matthias Sammer hat die deutsche Fußballnationalmannschaft gute Chancen auf den EM-Sieg. „Die Nationalmannschaft hat unter Jogi Löws Führung eine exzellente Entwicklung genommen, die längst auch höchste internationale Anerkennung findet. Die Komponenten im deutschen Spiel passen, wir dürfen uns also berechtigte Hoffnungen auf den Titel machen“, sagte der Chefplaner des Deutschen Fußball-Bundes in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Focus“ kurz vor dem Beginn der Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine.
Der 44-jährige Ex-Profi und Europameister von 1996 erwartet allerdings, dass die deutsche Elf schon bei ihren Gruppen-Spielen gegen Portugal, die Niederlande und Dänemark auf starken körperlich-rustikalen Widerstand treffen wird. „Dass die Gangart eine andere wird, ist zu vermuten, denn weltweit hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die deutsche Mannschaft über echte Qualität verfügt und die genannten Siege keinesfalls nur zufällige Ausreißer waren. Die anderen Teams werden wahrscheinlich kompromisslos in die Zweikämpfe einsteigen, extrem kompakt stehen und uns wenig Platz zum Spielen lassen“, so Sammer zu „Focus“. Positiv stimmt den ehemaligen Dortmunder Meistercoach der jüngste Entwicklungssprung von Nationaltorhüter Manuel Neuer. „Seine großartige Leistung im Halbfinale bei Real Madrid, die dem FC Bayern den Weg ins Champions-League-Finale freigemacht hat, war enorm wichtig für Manuels Selbstbewusstsein“, betonte Sammer. Als der Keeper vor einem Jahr von Schalke 04 nach München wechselte, erklärte der DFB-Sportdirektor, habe er „mit Feindseligkeiten aus dem Lager seines alten Vereins – und auch aus der Fanszene des neuen Clubs“ umgehen müssen. „Neuers grandiose Leistung im Bernabéu-Stadion war nun ein Schlüssel – für neues Selbstvertrauen und Wohlbefinden“. Selbst, wenn Deutschland – entgegen allen Erwartungen – frühzeitig ausscheiden sollte, drohe Bundestrainer Joachim Löw keinesfalls der Rauswurf. „Natürlich ist so ein Turnier sehr, sehr wichtig, aber am Ende ist es doch immer nur ein kurzfristiger Zeitraum eines langen Arbeitszyklus, und das Ergebnis kann doch gar nicht so katastrophal sein, dass der qualitativ hochwertige Job, den Jogi nun schon über einen langen Zeitraum abliefert, ohne EM-Erfolg völlig anders bewertet wird. Nein, wir müssten in einem solchen Fall auch mal mit dem Bundestrainer durch eine schwierige Phase gehen“, unterstrich Sammer in „Focus“. Löw sei – auch bei einem negativen Verlauf der EM – seine „hundertprozentige Unterstützung gewiss“. Auf Titelverteidiger und Weltmeister Spanien sei Deutschland zudem nach den Niederlagen bei den Turnieren 2008 und 2010 bestens vorbereitet. „Ich weiß, dass Jogi eine passende Strategie parat hat, sollten wir erneut auf Spanien treffen“, so Sammer optimistisch.