Deutsches Rentensystem nur Mittelmaß

Internationale Studie Melbourne Mercer Global Pension Index 2012 zeigt: Das deutsche Altersversorgungssystem liegt im Gesamtranking nur im unteren Mittelfeld (Platz 12 von 18). Studie fordert Anhebung der Mindestrenten für Niedriglohn-Rentner und höhere Erwerbsquote Älterer in Deutschland

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(ddp direct) Im direkten Vergleich der Rentensysteme in 18 ausgesuchten Ländern liegt Deutschland nur auf Rang 12 und damit im unteren Mittelfeld. Den Spitzenplatz im Ranking belegt Dänemark, gefolgt von den Niederlanden und Australien; die Schlusslichter bilden Indien, Japan und Südkorea.

Dies ist das Ergebnis des heute veröffentlichten Melbourne Mercer Global Pension Index 2012. Im Rahmen der Studie, die das internationale Beratungsunternehmen Mercer zusammen mit dem Australian Centre for Financial Services bereits zum vierten Mal durchgeführt hat, wurde in diesem Jahr die Altersversorgung von 18 Ländern weltweit, darunter die wichtigsten Industriestaaten, im Hinblick auf ihre Angemessenheit, Nachhaltigkeit und Integrität untersucht und bewertet. Berücksichtigt wurden jeweils sowohl die staatlichen Rentensysteme als auch die ergänzende betriebliche Altersversorgung.

Mit Dänemark, das in diesem Jahr erstmals bewertet wurde, liegt nun ein Land an der Spitze des Rankings, dessen Rentensystem mit einer soliden Finanzierung sowie einem hohen Vermögens- und Beitragsniveau überzeugt. Darüber hinaus punktet Dänemark mit einem gut regulierten privaten Vorsorgesystem.

Das deutsche System hat in den Bereichen Angemessenheit und Nachhaltigkeit im Vergleich zum vergangenen Jahr Punkte gut gemacht. Insgesamt hat sich die Bewertung der deutschen Altersversorgung im Vergleich zum Vorjahr leicht verbessert. Deutschland hat sich damit im Gesamtranking vor Frankreich geschoben.

Die Studie macht deutlich, dass für das deutsche System weitere Reformen nötig sind, damit es den Herausforderungen einer alternden Gesellschaft besser gerecht werden und im weltweiten Vergleich mit den Systemen anderer Länder bestehen kann. Verbesserungen sind inbesondere in folgenden Bereichen gefordert:

– Anhebung der Mindestrenten für Niedriglohn-Rentner
– Verpflichtung, die betrieblichen Versorgungsleistungen ganz oder zu einem wesentlichen Teil in Form einer lebenslänglichen Rente zu gewähren
– Weitere Erhöhung der Erwerbsquote älterer Arbeitnehmer
– Pflicht zur laufenden Information der Arbeitnehmer über die erreichten Leistungen der betrieblichen Altersversorgung

Der Melbourne Mercer Global Pension Index leistet einen wichtigen Beitrag für die aktuelle Rentendiskussion. Er zeigt die Merkmale eines nachhaltigen Rentensystems auf und gibt wertvolle Anregungen zur Weiterentwicklung der gesetzlichen und betrieblichen Altersversorgung in den betrachteten Staaten, sagt Achim Lüder, Geschäftsführer von Mercer in Deutschland. Die von Bundesarbeitsministerin von der Leyen initiierte Debatte zum Thema Mindestrenten sowie die in den letzten Jahren gestiegene Erwerbsquote älterer Mitarbeiter in Deutschland zeigt, dass wesentliche Anforderungen an das deutsche Rentensystem auch von der Politik erkannt wurden. Wir hoffen, dass der Melbourne Mercer Global Pension Index mithilft, das Reformtempo in Deutschland zu beschleunigen, so Achim Lüder weiter.

Noch nicht begonnen hat in Deutschland die Diskussion über die Notwendigkeit lebenslänglicher Rentenzahlungen bei der betrieblichen Altersversorgung. Mit der Möglichkeit, die gesamte betriebliche Altersversorgung mit einer steuerlichen Förderung in Form eines einmaligen Versorgungskapitals bei Eintritt in den Ruhestand zu gewähren, geht Deutschland im internationalen Vergleich einen Sonderweg, erklärt Achim Lüder. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass künftig auch die Europäische Kommission dies hinterfragt, zumal sie in ihrem Grünbuch jüngst für Nachhaltigkeit bei der Altersversorgung sowie für kollektive Risikoteilung eingetreten ist.

Zur Methodik der Studie:
– Der Melbourne Mercer Global Pension Index wurde erstmalig im Jahr 2009 mit einem Ranking für 11 Länder erstellt. Inzwischen umfasst der Index 18 Länder.
– Jedes Land ist auf einer Skala von 0 bis 100 bewertet. Der Gesamtindex ist der gewichtete Durchschnittswert der drei Sub-Indices Angemessenheit, Nachhaltigkeit und Integrität.
Der Sub-Index Angemessenheit untersucht die derzeit gewährten Versorgungsleistungen und einige wichtige Gestaltungsmerkmale, wie z. B. Versorgungsniveau, steuerliche Anreize, Gestaltung der Altersversorgungsmodelle, Sparquote. Er wird als wichtigster Index mit 40 % gewichtet.
Der Sub-Index Nachhaltigkeit untersucht anhand mehrerer Indikatoren, ob das gegenwärtige System in Zukunft aufrechterhalten werden kann. Bei diesem Sub-Index spielen Faktoren wie z. B. Rückdeckung, Finanzierung, Demographie, Staatsverschuldung und flexible Arbeitszeitmodelle für ältere Arbeitnehmer eine Rolle. Dieser Sub-Index wird mit 35 % gewichtet.
Der Sub-Index Integrität konzentriert sich auf den Bereich der Privatvorsorge und untersucht anhand verschiedener Indikatoren, wie vertrauenswürdig und beständig das Vorsorgesystem ist. Hier spielen staatliche Aufsicht, Governance, Risikosteuerung und Kommunikation eine entscheidende Rolle bei der Beurteilung. Die Gewichtung liegt bei 25 %.
– Zur Bewertung der einzelnen Länder wurden über 40 Indikatoren für erstrebenswerte Merkmale in allen Altersversorgungssystemen berücksichtigt.

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