Deutsche Kliniken können 200 Mio. Euro Energiekosten sparen

– Durch Modernisierung Einsparpotenzial von bis zu 10 Prozent

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Kehl, 5.6.2012 – Deutschlands Kliniken könnten Energiekosten in Höhe von bis zu 10 Prozent einsparen, so das Ergebnis der jüngsten Analyse der Energie Consulting GmbH – ECG. Das macht deutschlandweit rund 200 Mio. Euro im Jahr aus. Hierfür ist unter anderem der Investitionsstau verantwortlich, der die öffentlichen Kliniken belastet. Insbesondere das in der Industrie seit etlichen Jahren genutzte Energiecontracting, also der langfristige Betrieb der Energieversorgungsanlage durch einen privaten Dienstleister, könnte Abhilfe schaffen. Auch jenseits der technischen Modernisierung würden flexiblere und klug terminierte Energielieferverträge jährliche Einsparungen von bis zu 60.000 Euro pro Klinik ermöglichen.

Deutschlandweit gibt es rund 2.000 Kliniken; je ein Drittel davon ist in öffentlicher Hand, in freigemeinnütziger Trägerschaft oder privat geführt. Bei knapp der Hälfte der Häuser handelt es sich um Klein- und Kleinstkrankenhäuser mit weniger als 150 Betten, gut ein Drittel sind Krankenhäuser mittlerer Größe mit bis zu 400 Betten, und nur 11 bzw. 8 Prozent sind größere Krankenhäuser mit bis zu 600 bzw. noch mehr Betten (Quelle: Statistisches Bundesamt, Grunddaten der Krankenhäuser – Fachserie 12 Reihe 6.1.1 – 2010). Sehr vielen ist gemein, dass die Haustechnik der noch aus den 80er-Jahren stammt, was sich in den Energiekosten niederschlägt: Im Jahr 2010 haben alle Kliniken insgesamt 2 Mrd. Euro für Wasser, Energie und Brennstoffe aufgewendet.

Dr. Wolfgang Hahn, Geschäftsführer der Energie Consulting GmbH (ECG), sieht zwei Wege, die im Interesse der Steuerzahler und Patienten zu einem spürbaren Kostenrückgang führen:
– Erstens: Den Ausweg aus dem Investitionsstau bildet das in der Industrie bereits etablierte Contractingmodell, bei dem ein externer Anlagenbauer die Investition tätigt und die Klinik – ähnlich wie bei einem Kredit – die Kosten über einen längeren Zeitraum in monatlichen Zahlungen begleicht: „Eine zukunftsfähige Energie-Architektur muss mittels Contracting nicht teurer sein als die bisherige Energieversorgung. Denn eine moderne Anlage kann allein durch den um 5-10 Prozentpunkte geringeren Verbrauch den vom Contractor berechneten Finanzaufschlag ausgleichen. Da das Betreiben von Energieanlagen nicht zu den Kernkompetenzen eines Krankenhauses gehört, dürfte Contracting im Klinikbereich in den nächsten Jahren immer häufiger zum Einsatz kommen.“
– Zweitens: Kliniken, die nicht umfassend in neue Anlagen investieren, können selbst mit einer veralteten Energie-Technik jährlich bis zu 60.000 Euro einsparen, indem sie die Lieferverträge für Strom, Gas und Wärme so umgestalten, dass sie optimal zum Betrieb der eigenen Anlagen passen. In der Vergangenheit wurde häufig zur falschen Zeit zu viel gekauft, die Beschaffungsstrategie nicht den volatilen Märkten angepasst, ungeeignete Preisindices gewählt und bisweilen wurden auch langfristige Abnahmeverpflichtungen eingegangen, ohne deren wirtschaftliche Bedeutung ausreichend analysiert zu haben.

Dr. Wolfgang Hahn: „Die im Weltvergleich hochmoderne deutsche Volkswirtschaft hat einen dringenden Nachholbedarf in der Infrastruktur, wie die EU-Kommission kürzlich analysierte: Seit 10 Jahren verfällt mehr, als saniert oder neu gebaut wird. Im Interesse der Patienten und Steuerzahler, die letztlich für die Folgen der veralteten Krankenhaus-Technologien aufkommen müssen, sollten die Krankenhausträger dieses Thema schnellstmöglich angehen, um einen weiteren Kostenanstieg auf diesem Sektor nachhaltig zu unterbinden. Dies vor allem auch deswegen, weil insgesamt stark steigende Energiekosten auf lange Sicht kaum vermeidbar sein werden.“

*** ANLAGE ***

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Ausgewählte Analyse-Ergebnisse
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1. Kostenstruktur in Kliniken

Im Jahr 2010 haben Krankenhäuser in Deutschland rund 2 Mrd. Euro für Wasser-, Energie- und Brennstoffkosten ausgegeben (Quelle: Statistisches Bundesamt, Kostennachweis der Krankenhäuser – Fachserie 12 Reihe 6.3 – 2010). Das sind pro Krankenhaus je nach Trägerschaft und Größe zwischen 0,4 Mio. Euro und 1,8 Mio. Euro. Energiekosten machen an den Gesamtkosten eines Krankenhauses damit zwar nur ca. drei Prozent aus. Sie stellen aber eine der wenigen Stellschrauben dar, mit denen Kliniken ihre Kosten senken können, denn Löhne, Medikamentenkosten etc. sind größtenteils festgeschrieben.

2. Einsparpotenzial bei Energiekosten

Der Einsatz neuer Energietechnik kann Krankenhäusern nicht zuletzt dank staatlicher Förderung im Durchschnitt 10 Prozent ihrer Energiekosten ersparen: So fallen etwa für die Nutzung selbsterzeugten Stroms keine Stromsteuer, keine EEG-Abgabe und keine Netznutzungsgebühren an, was sich bei einem für ein mittelgroßes Krankenhaus typischen Verbrauch von 2-3 Mio. kWh Strom pro Jahr auf jährlich 100.000-150.000 Euro Ersparnis aufsummiert.

Drei Haupt-Ursachen sind für das hohe Einsparpotenzial verantwortlich:
1. Investitionsstau mit veralteter Haustechnik (Klimaanlagen, Lüftungen und Heizungen) sowie eine mangelhafte Wärmedämmung von Fassaden, Dächern und Fenstern.
2. Die Technologie zur eigenen Energieversorgung ist bei vielen Kliniken am Bedarf vorbei konzipiert und entwickelt oder von der Realität überholt worden. Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK) wurden zu groß dimensioniert oder installierte Kraft-Wärme-Kälte-Kopplungs-Anlagen waren von vornherein ungeeignet und nicht rentabel. Auch hat sich durch gewandelte Betriebsmodelle wie z.B. das Outsourcing von Wäschereien der Energiebedarf vieler Kliniken gravierend verändert, so dass die alte Energie-Architektur nicht mehr zeitgemäß ist.
3. Falsche Energielieferverträge zwingen den Kliniken überhöhte Ausgaben auf.

Ganz besonders betrifft die Investitions- und Finanzierungsnot Kliniken in den „neuen“ Bundesländern, die vor der Wiedervereinigung gebaut bzw. zuletzt saniert wurden.

3. Finanzierungsproblematik

Öffentliche Kliniken verfügen in der Regel nicht über die finanziellen Ressourcen, ihre teils 30-40 Jahre alten Anlagen komplett zu modernisieren. Sie müssen sich daher meist mit den zwingend erforderlichen Reparaturen begnügen, da ihnen in Anbetracht knapper Kassen von Land und Kommunen keine ausreichenden Investitionsmittel zur Verfügung stehen.
Doch auch Privatinvestoren müssen angesichts der Höhe der nötigen Modernisierungsinvestitionen, die z.B. für eine neue Heizanlage schnell eine Größenordnung von 1 Mio. Euro erreichen können, geeignete Finanzierungsmodelle auftun, um nicht in wenigen Jahren einer enormen Kostenlawine gegenüber zu stehen.

4. Energiecontracting als attraktive Lösung

In der Industrie hat sich in den letzten Jahren das sogenannte Energiecontracting durchgesetzt. Dieses Finanzierungsmodell, das Kliniken bislang noch nicht ausreichend berücksichtigen, kann auch bei dem dortigen Investitionsstau Abhilfe verschaffen: Das Krankenhaus bindet sich für 15-20 Jahre an einen so genannten Contractor, der dem Krankenhaus mit einer neuen Energieerzeugungsanlage die erforderliche Energie (Strom und Wärme) zur Verfügung stellt, die Anlage betreibt und wartet. In der Summe ist dieses Vorgehen zwar teurer als eine Eigenfinanzierung, da auch der Contractor an diesem Geschäft verdienen will. Doch die Investition wird häufig überhaupt erst möglich, indem man die finanzielle Belastung für die Klinik auf viele Jahre streckt. So können optimale Anlagen installiert werden, die mit eigenen Finanzmitteln oder im Rahmen unternehmensinterner Kapitalrückflussregeln nicht realisierbar wären.
Hinzu kommt, dass die Kliniken sich lediglich einmal mit der Thematik auseinandersetzen müssen. Im Hinblick auf die Effizienz des eingesetzten Kapitals ist ein solches „Outsourcing“ der Energieversorgung letztlich doch die richtige Lösung.

5. Bei der Modernisierung zu beachten

Damit eine neue Anlage auch wirklich Kosten spart, muss sie allerdings klug dimensioniert werden. Häufige Konzeptionsfehler bei Großverbrauchern wie Kliniken sind:
– Bei Blockheizkraftwerken sollte immer ein Mindestnutzungsgrad von 70 Prozent sichergestellt sein, da andernfalls nicht die maximale staatliche Förderung in Anspruch genommen werden kann und damit die Wirtschaftlichkeit leidet.
– Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK) sind nur wirtschaftlich, wenn der gleichzeitige Bedarf von Wärme und Strom ausreichend groß ist. Sinkt der Wärmebedarf unter 6.000 oder bei geförderten Anlagen gar unter 3.000 Betriebsstunden pro Jahr, so wird die KWK schnell unwirtschaftlich.
– Adsorptionskälteanlagen, die aus Wärme Kälte erzeugen, sind nur dann rentabel, wenn die Wärme wirklich kostenlos zur Verfügung steht, sprich nicht extra durch Brennstoffeinsatz erzeugt wird. Kompressionskälte ist daher fast ohne Ausnahme im Klinikbereich das günstigere Verfahren.

Die letzten Jahre haben außerdem gezeigt, dass ähnlich wie in der industriellen Fertigung auch bei den Kliniken der Heizbedarf immer weiter sinkt – Experten gehen von einer Halbierung innerhalb der nächsten 10 Jahre aus, was es bei der Neuplanung von Heizanlagen zu berücksichtigen gilt. Der Kühlbedarf hingegen steigt, denn die Zunahme der Hightech-Apparate führt nicht nur zu einem erhöhten Strombedarf, sondern auch zu enormer Abwärme, die häufig unterschätzt wird.

Über die Energie Consulting GmbH (ECG):
Die 1986 gegründete ECG mit Sitz in Kehl ist das größte unabhängige Beratungsunternehmen in Energiefragen in Deutschland und Europa. Das Unternehmen betreut gegenwärtig den Einsatz und Einkauf von rund 20.000 GWh Strom sowie rund 15.000 GWh Erdgas. Über 2.000 Kunden in Deutschland sowie im europäischen Ausland sind derzeit unter Vertrag; der Fokus liegt dabei auf mittelständischen Betrieben aus produzierenden Gewerben. Aber auch große Industrieunternehmen wie Henkel, Axel-Springer, Berliner Zeitungsverlag, Wieland-Werke gehören zur Kundschaft. Mit rund 40 Mitarbeitern erwirtschaftet ECG einen jährlichen Umsatz von ca. 4,5 Mio. Euro. Geschäfts¬führer sind Dr. Wolfgang Hahn und Dr. Jürgen Joseph.

Kontakt:
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