Deutsche gegen OECD-Forderung nach höherem Rentenalter

Wir werden immer älter und immer weniger – für das Rentensystem ein echtes Problem. Die OECD fordert, das Rentenalter an die Lebenserwartung zu koppeln. Die Bundesbürger halten laut einer forsa-Umfrage davon nichts.

Seit Mitte des letzten Jahrhunderts ist die Lebenserwartung in Deutschland um ca. 15 Jahre gestiegen. In den kommenden 50 Jahren wird sie alle 7 Jahre um ein weiteres Jahr steigen. Um ein Kollabieren der Rentensysteme zu verhindert, fordert die OECD in ihrem Rentenausblick 2012, das Renteneintrittsalter wie in Dänemark und Italien formell an die Lebenserwartung zu koppeln.
Dies würde zu einer schrittweisen, kontinuierlichen Anhebung des Rentenalters führen und die sozialen Sicherungssysteme entlasten. „Wir brauchen entschlossenes Handeln“, sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurría, auch wenn dies häufig schmerzhaft und bei der Bevölkerung unbeliebt sei.
In der Tat halten laut einer repräsentativen forsa-Umfrage im Auftrag von stern und Körber-Stiftung 70 Prozent der Bundesbürger das Renteneintrittsalter mit 67 bereits für zu hoch. Freiwilligkeit könnte punkten: 59 Prozent sind für eine Abschaffung der „Pflichtverrentung“ – ob nun mit 65 oder 67. Die jüngere Generation von 14 bis 29 Jahren gibt sich beim Thema Rente schon keinen Illusionen mehr hin: Nur 43 Prozent glauben an den Renteneintritt zwischen 65 und 67 Jahren, 20 Prozent denken, er wird bei über 68 Jahren liegen. Nur 8 Prozent erwarten den Renteneintritt unter 65 Jahren, der (große) Rest von 29 Prozent traut sich nicht, eine Aussage zu treffen.
Aus Sicht der OECD ist allein die Erhöhung des Rentenalters jedoch nicht ausreichend. Im Kampf gegen drohende Altersarmut müssten die Staaten außerdem die private Vorsorge ankurbeln. In Ländern wie z. B. Deutschland, in denen die private Rentenvorsorge keine Pflicht ist, müssten weite Teile der Bevölkerung nach Renteneintritt mit einem deutlich niedrigeren Einkommen rechnen und die Altersarmut würde entsprechend steigen, so der Bericht. „Ein späterer Renteneintritt und besserer Zugang zu privaten Renten könnte der Schlüssel sein, um diese Versorgungslücke zu schließen“, heißt es im OECD-Rentenbericht. Denn wer heute zu arbeiten beginne, würde nach einem kompletten Berufsleben nur ca. die Hälfte seines vorherigen Nettoeinkommens erhalten.
Auch das ist bei der Jugend schon angekommen. Laut der zitierten forsa-Umfrage meinen 75 Prozent der Jüngeren, dass die gesetzliche Rente nicht ausreicht, weitere 16 Prozent, dass sie nur knapp ausreicht. Von allen Nicht-Rentnern zwischen 14 und 75 Jahren in Deutschland haben 65 Prozent eine private Altersvorsorge, zwischen 30 und 44 Jahren sind es bereits 79 Prozent. Die Jüngeren haben also verstanden, dass sich unsere Vorstellungen und Bilder von Alter und Ruhestand gewaltig ändern müssen.
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dpa/kst/mz

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