Dass Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble nach dem Willen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) neuer Chef der Eurogruppe werden soll, stößt bei deutschen Finanzpolitikern auf ein positives Echo. Der finanzpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Gerhard Schick, verlangte allerdings für diesen Fall, dass Schäuble sein Ministeramt aufgibt. Schon vor längerer Zeit habe Jean-Claude Juncker vorgeschlagen, dass sein Nachfolger als Chef der Euro-Gruppe diese Aufgabe hauptamtlich übernehmen solle, sagte Schick „Handelsblatt-Online“.
Junckers Begründung sei gewesen, dass die Arbeit als Luxemburger Regierungschef zeitlich nicht mit der sehr anstrengenden Arbeit für die Eurogruppe vereinbar sei. „Wenn das für einen Regierungschef eines sehr kleinen Landes gilt, dann gilt das sicher auch für einen Bundesfinanzminister“, betonte der Grünen-Politiker. Schick fügte hinzu: „Wenn das Vorhaben der Bundesregierung ist, dass Wolfgang Schäuble zusätzlich zu seiner jetzigen Aufgabe Euro-Gruppen-Chef wird, lehne ich das ab. In dieser Krise kann sich Deutschland keinen Teilzeit-Finanzminister leisten.“ Zuspruch für Schäuble kam auch von der finanzpolitischen Sprecherin der SPD-Fraktion, Nicolette Kressl. „Sollte der Luxemburger Regierungschef Jean-Claude Juncker den Vorsitz der Euro-Gruppe abgeben, käme auch der deutsche Finanzminister als Nachfolger in Frage“, sagte Kressl „Handelsblatt-Online“. Die Besetzung müsse aber im Einvernehmen mit den anderen Euro-Staaten erfolgen. „Wenn Schäuble bei den anderen Mitgliedstaaten auf Bedenken stößt, ist dies vor allem auf den Zick-Zack-Kurs der deutschen Europapolitik zurück zu führen“, sagte Kressl. Verhalten reagierte der Finanzexperte der FDP-Bundestagsfraktion, Frank Schäffler. „Die Nominierung Schäubles wird den beschrittenen Weg in die unbegrenzte Haftungsunion nicht ändern, deshalb darf man diese Personalentscheidung nicht überbewerten“, sagte Schäffler „Handelsblatt-Online“.