Deutsche Experten laufen Sturm gegen Forschungszensur aus den USA

Deutsche Infektionsexperten laufen Sturm gegen die Forderung US-amerikanischer Sicherheitsbehörden, keine Details über ein im Labor geschaffenes Super-Virus zu veröffentlichen. Der Koordinator des bundesweiten Influenza-Forschungsnetzes, der Mikrobiologe Stephan Ludwig, sagte dem Nachrichtenmagazin „Focus“, derartiges müsse schon deshalb allen Wissenschaftlern zugänglich gemacht werden, damit sie ihre Aufgabe erfüllen könnten, „Vorhersagen zu der Gefährlichkeit von Krankheitserregern zu treffen“. Den Zeitschriften „Science“ und „Nature“, die durchblicken ließen, dass sie dem Verlangen nach „Reglementierung“ nachkommen wollen, warf der Münsteraner Mikrobiologe „eine Wischi-Waschi-Haltung“ vor.

Gleichzeitig werden nach „Focus“-Informationen Zweifel an der Bedeutung des angeblichen Horror-Erregers laut. Der in Rotterdam tätige Forscher Ron Fouchier hatte ihn im September auf einem Kongress in Malta mündlich vorgestellt. Seine Konstruktion eines Vogelgrippevirus soll sich zwischen Frettchen, also Säugetieren, rasch ausbreiten. In „Focus“ wies der Marburger Virologe Hans-Dieter Klenk allerdings auf eine „im Grunde deckungsgleiche“ Studie hin, die im Magazin „Virology“ erschienen sei. Darin habe sich das Virus als „nicht so direkt infektiös“ erwiesen. Die US-Behörde für Biosicherheit (NSABB) befürchtete durch die Veröffentlichung eines Bauplans für den Virus in „Science“ und „Nature“ einen Missbrauch durch Terroristen. Die US-Behörde, die nach Anschlägen mit dem Milzbrand-Erreger in den USA 2001 ins Leben gerufen wurde, schaltete sich damit erstmals in Forschungsarbeiten ein.