Die Deutsche Bahn hat im Fernverkehr deutlich zugelegt und ihre Auslastung gesteigert. „Unsere Auslastung im Fernverkehr liegt aktuell bei 48 bis 49 Prozent. Das ist besser als im vergangenen Jahr, und wir nähern uns der Marke von 50 Prozent. In dem ein oder anderen Monat hatten wir das sogar schon“, sagte Personenverkehrsvorstand Ulrich Homburg der „Welt am Sonntag“.
Es sei aber noch eine Menge zu tun, um die Ziele zu erreichen, die der DB-Vorstand der Sparte verordnet habe. Vor allem die ICE-Flotte hatte in den vergangenen Jahren immer wieder durch Ausfälle der Klimaanlagen oder ganzer Züge in harten Wintern für Aufsehen gesorgt. „Wir haben noch lange nicht alle Probleme im Fernverkehr überwunden. Es fehlen uns weiterhin Züge, weil die Hersteller die vereinbarten Liefertermine nicht einhalten“, räumte Personenverkehrsvorstand Homburg ein. „Und wir müssen weiterhin die Achsen in kurzen Intervallen auf mögliche Schäden überprüfen. Das ist zeitaufwendig, und während dieser Prozedur können die Züge natürlich nicht eingesetzt werden.“ Siemens will Ende des Jahres endlich einen Teil der ursprünglich 16 neuen ICE-Züge liefern, dennoch müssen sich Fahrgäste weiterhin auf Engpässe und volle Züge einstellen – denn zusätzliche Bahnen bringen nur begrenzt Entlastung. „Deutschlands Schienenwege sind heute schon auf den Korridoren mit dem stärksten Verkehrsaufkommen hoch ausgelastet. Wir haben einige hoch frequentierte Bahnhöfe im Land, da bekommen wir zu den aus Kundensicht attraktiven Zeitlagen kaum noch mehr Züge durchgeleitet“, sagte Homburg der Zeitung. Die Auslastung der Fernzüge will Homburg weiter steigern – wobei die Deutsche Bahn anders als die Staatsbahnen in Frankreich oder Spanien rasch an Grenzen stoßen kann. „Wir haben in Deutschland ein sogenanntes offenes System. Das heißt, jeder kann jederzeit in fast jeden Fernzug steigen, ohne Vorausbuchung oder Reservierung, wie das in anderen Ländern der Fall ist. Das ist praktisch, bereitet aber Probleme, wenn man die Auslastung steuern will“, erklärte Homburg. Als der damalige Bahnchef Hartmut Mehdorn dieses System nach seinen Antritt kippen wollte, hätte ihn das fast den Job gekostet. Nun versucht die Bahn verstärkt, ihren Kunden möglichst viele Tickets zu verkaufen, die an bestimmte Züge gekoppelt sind, um so die Auslastung wenigstens im Ansatz zu steuern – aber die Deutschen sind und bleiben beim Bahnfahren spontan. „Nur ein Drittel der Passagiere fahren bei uns mit Zugbindung, legen sich also frühzeitig auf einen bestimmten Zug fest“, sagt Homburg und lockt: „Wir könnten viel mehr von den zuggebundenen und daher günstigeren Tickets verkaufen.“