Im dritten Teil der aktuellen Ausstellungsserie lässt Reinisch Contemporary den Kuratorenblick auf klischeeferne Textilunikate (ab)schweifen und zeigt dabei wenig bekannte Parallelen zur modernen und zeitgenössischen Malerei auf.
Günther Holler-Schuster, Neue Galerie, über Das Bild an der Wand:
Es gibt den Blick auf die Kunst, der profane Bilder außerhalb des eigenen Systems ignoriert. Die Vielzahl der Bilder, sowie die unzähligen Orte an denen sie gegenwärtig vorkommen (von den Massenmedien bis zum Kunstgewerbe), rufen heute einen neuen Bilderstreit hervor. Die Definitionsfrage erscheint jetzt komplexer und drängender als zuvor. Dass ein Teppich neben seiner Funktionalität auch Informationsträger bzw. Bild ist, muss man als Faktum anerkennen. Die abstrakten Formen eines Teppichs, der noch dazu an der Wand hängt, können im Sinne eines globalisierten Kunst- und Kulturtransfers auch unter dem Aspekt der abstrakten bzw. monochromen Malerei wahrgenommen werden. Es liegt somit, heute mehr denn je, im visuellen Bewusstsein des Publikums in welchem Kontext Visualität erlebt wird.
Das Bild an der Wand ermöglicht eine neue Wahrnehmung authentischer Textilkunst als Teil einer zeitlosen Bildersprache, die das Klischee vom blumig-ornamentalen Orientteppich auf den Kopf stellt. Reinisch Contemporary präsentiert erlesener Werke namenloser Künstler, deren Schaffen die Grenzen des zeitgenössischen Kunstbetriebs nie gekannt oder gebraucht hat.
Helmut Reinisch: „Die architektur- und schriftlosen Nomaden haben noch vor siebzig bis hundert Jahren umwerfende Kunstobjekte geknüpft. Muster und Motive, aber auch Proportionen und Farben, eingebettet in Klima, Zeitepoche, Kultur und Religion, stellen ein zum Teil lesbares Piktogramm dar. Diese Teppiche waren nie markt- oder dekorationsorientiert, sondern Gebrauchsgegenstände oder Kultobjekte. Manche erinnern an Werke der klassischen Moderne und zeitgenössischen Kunst und es stellt sich die Frage, wieweit diese anonymen Kunstwerke den berühmten Ölgemälden nachstehen.“
Als Sammler und Händler nimmt Reinisch seit eh und je wenig Rücksicht auf die mitunter breiten Kluften zwischen verschiedenen Kunstformen. Passender Weise findet diese Ausstellung in den selben Räumlichkeiten am Grazer Hauptplatz statt, wo Reinischs Bemühungen, traditionelle Abgrenzungen zwischen Kunstgenres in Frage zu stellen und neu zu definieren, vor mehr als 25 Jahren ihren Ausgang genommen haben.
Seit mehr als 25 Jahren sammelt, zeigt und handelt Helmut Reinisch mit österreichischer und internationaler Gegenwartskunst. Neben aktuellen Werken neuer Talente beinhaltet die Sammlung auch teils frühe Arbeiten von Künstlern wie Arnulf Rainer, Erwin Wurm und Joseph Beuys.
Über formelle Grenzen hinweg beschäftigt sich Reinisch Contemporary mit vermeintlich disparaten Schaffensfeldern und deren Verknüpfungen. Unvermutete Resonanzen zwischen ausgewählten Werken der Malerei, Skulptur, Textilkunst und Fotografie werden mitunter zum Vorschein gebracht und erzeugen Spannung.
Durch Ausstellungen, Aktionen, Künstlerstipendien und interdisziplinäre Projekte ermöglicht Reinisch Contemporary immer wieder Begegnungen auf Augenhöhe zwischen Künstlern, Sammlern und der Öffentlichkeit.
Kontakt:
Reinisch Contemporary
Helmut Reinisch
Hauptplatz 6
8010 Graz
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