Der Knusprigmacher – Bäckermeister Mieth verkauft weltweit Ladenbacköfen für Wiesheu aus Wolfen

Ein Bäcker ohne eigenen Backofen und ein Chef, der sagt: „Wir sind keine Bäcker“: Beim Maschinenbauer Wiesheu in Wolfen passt das gut zusammen. Der Hersteller von Ladenbacköfen schickt Backmeister wie Olaf Mieth in die ganze Welt, um seine Produkte, gepaart mit dem Duft frischer Brötchen, an den Kunden zu bringen.

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„Bei mir fließt Mehl durch die Adern.“ Olaf Mieth reibt sich die Hände. „Das liegt bei uns in der Familie. Mein Vater und mein Großvater waren Bäcker.“ Auch der 35-Jährige hat seinen Meisterbrief in der Tasche, aber er steht mitnichten um zwei Uhr nachts auf. Mieth arbeitet als Anwendungstechniker für Maschinenbauer Wiesheu, man könnte auch sagen: Er backt die ganz großen Brötchen. Auf Messen in Amerika, Asien oder Europa und natürlich direkt bei potenziellen Kunden präsentiert er die Wiesheu-Ladenbacköfen, schiebt blecheweise Teiglinge in die Geräte und erklärt die Steuerung. Alles für den Moment, in dem der Kunde erkennt: Wiesheu-Öfen können so exakt programmiert werden, dass sie wirklich jedes Produkt eines Discounters oder Backshops punktgenau ausbacken.

Olaf Mieths Weg führte von der Bäckerlehre recht schnell in die Industrie: Erst testete er bei einem Ofenhersteller die Backleistung neuer Öfen, dann ging es schon raus zum Kunden: als Reisebackmeister. Als solcher kam er vor fünf Jahren zu Wiesheu. „Ich liebe diese Arbeit, immerhin darf ich jetzt in vielen Ländern unterwegs sein.“ Auch wenn er dadurch tage- und wochenlang auf seine Töchter Lisa und Elena verzichten muss, weil er in Shanghai, Hamburg oder im Herbst in München auf den Fachmessen arbeitet. Man müsse das Reisen schon mögen, sagt Mieth, und sich mit seiner Frau einig sein. „Aber da habe ich Glück“, meint er augenzwinkernd.

Das Engagement der Wiesheu-Anwendungstechniker, gepaart mit Innovationskraft und dem Label „Made in Germany“, trägt Früchte. Der Umsatz des Unternehmens mit seinem Sitz in Affalterbach (Baden-Württemberg) und dem Produktionsstandort in Wolfen steigt kontinuierlich. Wiesheu beliefert ganz Europa und zunehmend auch Asien und Russland mit Ladenbacköfen, die als technische Meisterleistungen mit patentierten, versenkbaren Türen und einer USB-Schnittstelle zum Kunden kommen.

Das Unternehmen bedient damit den Trend, auch im Supermarkt jederzeit ofenfrische Backwaren anzubieten. Dazu kombinieren die Ofenbauer den Service umfangreicher Schulungen. So können auch Angestellte ohne Bäckerausbildung die Geräte bedienen. Olaf Mieth konzipiert solche Schulungen, die er sowohl im Haus in Wolfen als auch direkt bei den Kunden durchführt. Sie finden größtenteils in Deutschland statt, aber manchmal muss Mieth auch in den Flieger steigen.

Das Backen und Programmieren der Öfen in anderen Ländern kann dabei durchaus zur Herausforderung werden. Wenn vor einem ein Blech mit Teiglingen steht, die mit einem Brei aus grünem Tee oder süßen Bohnen gefüllt sind, kann einem schon mal ganz anders werden. Mieth rutscht erst das Wort Pampe heraus, weil die Füllung wirklich unappetitlich für einen Mitteleuropäer ausgesehen habe, aber dafür entschuldigt er sich sofort. Denn Respekt vor jedem Gesprächspartner und der Esskultur des jeweiligen Landes, das ist für ihn Grundsatz und oberstes Gebot. Nicht nur deshalb übt der gebürtige Bautzner auch immer eine Begrüßung und einen Abschied in der Landessprache ein. Das gehört für mich dazu. Genauso wie ein offenes Lächeln.

Olaf Mieth nennt seine Arbeit einen Traumjob und möchte ihn gern jungen Menschen empfehlen. Man sieht etwas von der Welt und lernt mehr, als wenn man nur in der Backstube steht. Die Arbeit genau dort, wo die Bedürfnisse und Fragen derjenigen entstehen, die mit den Öfen arbeiten, das sei spannend und herausfordernd. Und: Wir sind ein mittelständisches Unternehmen, da ist niemand irgendeine kleine Nummer.

Das zeigt auch ein Besuch des Wolfener Produktionsstandortes. Hier werde jeder Mitarbeiter geschätzt und individuell gefördert wird, betont Chef Pero Antolovic. Wir investieren kontinuierlich in einen modernen Maschinenpark, um den Kollegen zum Beispiel die schwere Arbeit mit großen Blechen zu erleichtern. Ein Kantroboter, der die Bleche eigenständig aufnimmt und biegt, gehört genauso dazu wie eine vollautomatische Stanzanlage. 2,8 Millionen Euro hat Wiesheu allein den vergangenen zwei Jahren in den Standort investiert, dazu gehört auch eine Lehrwerkstatt. Und schon plant Antolovic den Bau einer weiteren Halle.

Aber es gibt ein großes Problem: Uns fehlt der Nachwuchs. Obwohl wir uns intensiv bemühen, auf Bildungsmessen und in Schulen präsent sind, konnten wir in diesem Jahr keinen Lehrling einstellen. Und beinahe gebetsmühlenartig spricht es Antolovic aus: Wir sind keine Bäcker. Immer wieder würden sie mit diesem Irrtum konfrontiert, weil Wiesheu automatisch mit frischgebackenen Brötchen assoziiert werde. In Wolfen sollen vielmehr Konstruktionsmechaniker und Industriekaufleute ausgebildet werden, damit das 95-Mann-Team weiter wachsen kann. Wir bieten hier beste Übernahmebedingungen und Aufstiegschancen. Eigengewächse nennt Antolovic das und zeigt auf die Kollegen in der zentralen Steuerung und Programmierung. Viele hier bei Wiesheu seien die Karriereleiter hochgeklettert und neue Mitarbeiter müssten nun dringend nachrücken.

Olaf Mieth kann darüber nur den Kopf schütteln. Wiesheu sei für ihn ein Glücksgriff gewesen. Meine Kollegen, das ist einfach eine tolle Mannschaft. Ich fühle mich hier wohl.

Autorin: Kathrin Wöhler

Kontakt (auch für Anfragen zur Ausbildung):
Wiesheu GmbH
Standort Wolfen
Pero Antolovic
Kekulestr. 1
06766 Wolfen
Telefon: 03494/ 669630

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