Bei dem Staatsbesuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan wurden alle Ehrungen des diplomatischen Protokolls voll ausgeschöpft. Empfang mit militärischen Ehren sowie ein Staatsbankett, nichts wurde ausgelassen. Früher statteten Monarchen anderen Staaten nur einen einzigen Staatsbesuch ab. Heute werden aber auch die Folgebesuche von allen Beteiligten der Staatsführung als Staatsbesuch bezeichnet.
Pressekonferenz in Berlin.
Erdogan und Merkel wollen erklären, wie gut es um die deutsch türkische Freundschaft bestellt ist. Der ordentlich akkreditiert Journalist Ertugrul Yigit, hat sich ein weißes T-Shirt mit einem Schriftzug übergestreift: „Pressefreiheit für Journalisten in der Türkei“ steht darauf. Zwei Ordner packen ihn sofort und führen ihn ab. Erdogan hätte das verhindern können. Tut es aber nicht!
Wer jetzt ein Zeichen der Solidarität der anderen anwesenden Journalisten mit ihrem Kollegen erwartet hat, wird bitter enttäuscht.
Kein Protest, kein gemeinsames Verlassen der Pressekonferenz, nichts, gar nichts passiert. Es lässt sich offensichtlich leichter über Solidarität berichten, als sie selbst zu praktizieren.
Journalisten sollen berichten, das ist ihr Job.
„Aber wenn der für das weltweit größte Journalistengefängnis Verantwortliche, so einfach einen Kollegen aus ihren eigenen Reihen abführen lässt und kein Protest rührt sich, dann hat das meiner Meinung nach mit professionellem Journalismus nichts mehr zu tun“. sagt Horst Roosen, Vorstand des BSZ Bund für soziales und ziviles Rechtsbewußtsein e.V.
Unter Präsident Recep Tayyip Erdogan sind in der Türkei seit dem gescheiterten Putschversuch im Juli 2016 mehr als 150 Journalisten inhaftiert. Mehr als 180 Medienunternehmen wurden geschlossen und schätzungsweise 2.500 Journalisten und andere Medienarbeiter haben ihren Arbeitsplatz verloren. Von allen inhaftierten Journalisten der Welt sitzt ein Drittel in türkischen Gefängnissen.
Die Journalisten, die ihrem Kollegen Ertugrul Yigit die Solidarität verweigert haben, blenden offensichtlich aus, dass Erdogan nicht nur türkische Journalisten einsperrt. So verbrachte die Welt- Journalistin Deniz Yucel mehr als ein Jahr in einem türkischen Gefängnis, nachdem sie der Verbreitung von Propaganda beschuldigt wurde.
Wo Journalisten einen Maulkorb umgehängt bekommen oder eingesperrt werden zeigt der totalitäre Staat seine hässliche Fratze. Da nutzt es auch nichts wenn man behauptet man verteidige demokratische Werte. „Eine freie Presse ist für eine demokratische Gesellschaft unerlässlich. Um dieses hohe Gut zu bewahren ist Solidarität die Grundvoraussetzung,“ sagt Roosen.
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Der aus dem Fachbereich Wissenschaft und Technik bekannte Journalist
Holger Douglas ist Autor des folgenden Beitrags
Unterwerfung: Offenbarungseid von Journalisten
Niemand von den so tapferen und kritischen »Journalisten« protestiert, niemand steht auf, schon gleich gar nicht verlassen sie geschlossen den Saal, wie es sich eigentlich gehört.
Ein unerhörter Vorgang: Pressekonferenz in Berlin. Erdogan und Merkel wollen erklären, wie gut es um die deutsch türkische Freundschaft bestellt ist. Da entsteht, wie BILD schildert, Unruhe im Saal. Vorn steht ein türkischer Journalist, Ertugrul Yigit, streift sich ein weißes T-Shirt mit einem Schriftzug über.
»Pressefreiheit für Journalisten in der Türkei« steht darauf. Er postiert sich in der ersten Reihe. Fotografen halten auf den Schriftzug. Zwei Ordner packen ihn sofort und führen ihn ab. BILD berichtet, dass er ruft: »Ich habe nichts getan.« Er sei ordentlich akkreditiert.
Man sieht, wie andere »Medienschaffende« im Saal dem Geschehen verständnislos nachschauen. Vorn greift eine Frau zu ihrem Handy und hält drauf. Ein anderer Teilnehmer läuft im Gang filmend hinter Ordnern und abgeführtem Journalisten hinterher.
Da lacht der Diktator und schaut zur Seite wo Merkel steht, lacht sie an.
Die lächelt leicht zurück, ihr schwant gleich die Gefahr solcher Bilder und dreht sich schnell weg.
Yigit lebt seit 35 Jahren in Hamburg und gilt als Kritiker des türkischen Präsidenten, wie BILD meldet.
Der eigentliche Skandal: Keiner der »Medienschaffenden« stört sich daran, völlig normal, dass ein Kollege aus ihren Reihen abgeführt wird. Die Show geht weiter. Steffen Seibert, Regierungssprecher, verteidigt den Vorgang.
Die Bundesregierung hofiert einen Diktator, der Menschenrechte mit Füßen tritt, und hofft, dass der im Gegenzug für Deutschland den »Flüchtlings«-Schleusenwärter gibt.
Doch der fährt mit seinem speziellen Islamistengruß durch Berlin und droht damit, die Pressekonferenz abzusagen, wenn Can Dündar daran teilnimmt, ein echter kritischer Journalist aus der Türkei. Der lebt seit zwei Jahren in Deutschland im Exil, war zuvor Chefredakteur einer der ältesten türkischen Zeitungen »Cumhuriyet«. Dündar ging daraufhin nicht zur Pressekonferenz.
Niemand von den so tapferen und kritischen »Journalisten« protestiert, niemand steht auf, schon gleich gar nicht verlassen sie geschlossen den Saal, wie es sich eigentlich gehört.
Nochmal: Da wird ein Kollege vor laufenden Kameras abgeführt – und keiner rührt sich. Unvorstellbar!
Es hätte niemand mehr bei der Pressekonferenz anwesend sein dürfen, der sich Journalist nennt. Schon bei den heftigen Sicherheitskontrollen vor der Pressekonferenz hätte jeder gestandene Journalist absagen MÜSSEN. Gefragt wurde sogar, ob ein AFP-Reporter eine Frage stellen wolle – und wenn ja, welche.
Sie sind nur mutig, wenn sie bei der AfD geschlossen aufstehen und rausgehen. Sie können Merkel nur devot ein Geburtstagsständchen bringen, wie das jener unselige ZDF-Mann seinerzeit in Brüssel in einem peinlichen Auftritt getan hat.
Wenn es um die echte Pressefreiheit geht, dann kneifen sie und rühren sich nicht. Da muss Erdogan grinsen, das kennt er von daheim. Doch dort muss er mitunter hässlichen Zwang anwenden, hier machen sie es freiwillig. Er kann noch viel von Merkel lernen.
Ein peinliches Schauspiel von »Hauptstadtjournalisten«. Sie »haben fertig«. Zum Fremdschämen.
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