Göttingen/Stade. Seit zwei Wochen trägt Jan Hugenberg den Titel „Bachelor of Engineering“. Er ist Absolvent des CFK-Studiengangs „Verbundwerkstoffe/Composites“ am Campus Stade der PFH Private Hochschule Göttingen. Wenige Tage zuvor konnte er sich im kalifornischen Santa Rosa noch über einen anderen Erfolg freuen: Bei der „Green Flight Challenge“, einem Wettbewerb der US-Weltraumbehörde NASA, belegte sein Team mit dem Composite-Leichtflugzeug „e-Genius“ den zweiten Platz.
Die NASA suchte, unterstützt von Hauptsponsor Google, das umweltfreundlichste Flugzeug der Welt. Es galt zu beweisen, dass ein Flieger, der eine Distanz von 200 Meilen (320 km) in weniger als zwei Stunden überbrücken kann, keine Energieschleuder sein muss. Wichtigstes Siegkriterium war deshalb der Durchschnittsverbrauch pro Flugzeuginsasse, aber auch Maximalgeschwindigkeit und Lärmpegel flossen in die Bewertung ein. Zugelassen waren Flugzeuge mit Benzin-, Biodiesel-, Wasserstoff- oder Elektroantrieb.
Das Team e-Genius der Universität Stuttgart trat gegen drei Wettbewerber aus den USA, Slowenien und Tschechien an. Zum Stuttgarter Team war Hugenberg eher zufällig auf Anfrage eines ehemaligen Arbeitskollegen gestoßen. Dieser meinte, dass Hugenberg als gelernter Leichtflugzeugbauer und zugleich studierter CFK-Spezialist (CFK steht für kohlenstofffaserverstärkte Kunststoffe) eine ideale Ergänzung der Projektgruppe sei. Der PFH-Absolvent, der bereits eine Stelle bei Airbus in Hamburg angetreten hat, nahm das Angebot an und reiste ab Februar 2011 regelmäßig nach Stuttgart, um bei Konstruktion und Bau des Flugzeugs mitzuwirken. Airbus, Hauptsponsor des Projektes e-Genius, unterstützte auch seine Projektteilnahme. Hugenberg konstruierte unter anderem die Flugzeughaube sowie Versteifungselemente im Cockpit, die die Sicherheit des Piloten gewährleisten.
Nach Bau und vielen Testflügen des Zwei-Personen-Fliegers, der mit einem Elektromotor angetrieben wird, reiste Hugenberg Mitte September mit 17 anderen Teammitgliedern zur Green Flight Challenge nach Kalifornien. Vor Ort musste sich das Team der slowenischen Gruppe „Pipistrel“ dann knapp geschlagen geben. Der e-Genius flog mit einem Durchschnittsverbrauch von 4,75 Kilowattstunden (entspricht 0,6 l Benzin) pro Passagier und pro 100 Kilometer. Die slowenische Konkurrenz konnte allerdings bei vier Flugzeuginsassen einen etwas geringeren Verbrauch pro Person vorweisen und erreichte auch eine leicht höhere Maximalgeschwindigkeit.
Nur in puncto Lärmbelastung blieb der e-Genius ungeschlagen: Das Team erhielt eine Sonderauszeichnung für das leiseste Flugzeug, die mit 10.000 Dollar dotiert war. Für den zweiten Platz in der Gesamtwertung erhielt die Gruppe außerdem ein Preisgeld von 120.000 Dollar, das Siegerteam Pipistrel freute sich über 1,35 Mio. Dollar.