Das Klimagift als Wertstoff: Forscher binden C02 in verwertbaren Produkten

Das Steyrer Forschungsunternehmen PROFACTOR will aus dem Klimagift CO2 industrielle Rohstoffe gewinnen. Das könnte vor allem für energieintensive Industrien interessant sein, die von hohen Kosten für Emissionsrechte betroffen sein werden.

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Manfred Reiter leitet bei PROFACTOR den Bereich Innovative Energiesysteme

Außerdem ist es eine nachhaltige Alternative zur vieldiskutierten, aber wissenschaftlich äußerst umstrittenen C02-Lagerung (CCS, Carbon Capture and Storage).

Für energieintensive Industriezweige droht der Zertifikathandel eine teure Angelegenheit zu werden. Alleine in der Zementindustrie könnte der Anteil der Kosten für die CO2-Emissionen 15 Prozent des Verkaufspreises ausmachen. Und dabei wird von einem sehr vorsichtig geschätzten Kosten von 30 Euro pro Tonne C02-Verschmutzungsrechten ausgegangen.

In jedem Fall droht ein massiver Nachteil für die globale Wettbewerbsfähigkeit der Industrie in Europa, neben der Zementindustrie auch für die Stahl- und einzelne Sektoren der chemischen Industrie.

Aber die Industrie selbst hat es in der Hand, mit neuen Technologien die stoffliche Kreislaufnutzung zu etablieren. „Wir forschen intensiv an Lösungen, CO2 in industriell verwertbaren, hochwertigen Chemikalien und Produkten zu binden“, sagt Manfred Reiter vom Bereich Innovative Energiesysteme bei PROFACTOR. „Der große Vorteil zu den herkömmlichen Verfahren, die auf einer Abtrennung und Verwahrung des CO2 basieren: Die Herstellung von industriell nutzbaren Rohstoffen wie Methan, Methanol, Lösungsmitteln, oder Kunststoffen aus dem Klimagift bedeutet eine zusätzliche Wertschöpfung.“

Dabei verfolgt PPROFACTOR zwei technologische Stoßrichtungen: Biotechnologischesowie chemisch-physikalische Prozesse und Verfahren.

Im Projekt CCP (Carbon Capture in Products) entwickelt PROFACTOR gemeinsam mit einem Zementwerk ein dreistufiges Verfahren: 1. CO2 wird aus dem Abgas aufkonzentriert. 2. Das reaktionsträge Gas wird in reaktive Bestandteile umgewandelt. 3. Endprodukte werden erzeugt. Reiter: „Eine der Herausforderungen ist es, die 1.000 Tonnen CO2, die bei einem mittleren Zementwerk täglich anfallen, zu verarbeiten.“ Ziel der Forschungen ist eine industriell akzeptable Energiebilanz des CCP-Verfahrens für den Industriebetrieb mit einer betriebswirtschaftlich positiven Bewertung.

Beim Projekt Bio-CCP werden CO2 und Wasserstoff mit Hilfe Kohlenddioxid-verwertender Mikroorgansimen zu hochwertigen Grundstoffen für die chemische Industrie umgesetzt.
„Der von uns entwickelte Prozess ist technologisch einfach handhabbar, gut skalierbar und wirtschaftlich umsetzbar, weder hohe Temperaturen noch hohe Drücke sind nötig“, sagt Reiter. „Die Investitions- und Betriebskosten sind gering, der Flächenbedarf ist vernachlässigbar.“ Das CO2 stammt aus Industrieabgasen oder wird aus der Atmosphäre entnommen. Der notwendige Wasserstoff steht teilweise als Nebenprodukt eines chemischen Prozesses zur Verfügung oder wird durch Elektrolyse aus regenerativer Energiequellen wie Wind, Wasser oder Sonnenkraft erzeugt.

Die vor allem in Deutschland vieldiskutierte Lagerung (CCS – Carbon Capture and Storage von C02 in unterirdischen Lagerstätten) wie stillgelegten Bergwerken sieht Reiter skeptisch: „Da gibt es zu viele Fragezeichen, was die Sicherheit, Risiken und die zeitliche Reichweite betrifft.“ Außerdem ist ein hoher Energieaufwand zur Verdichtung des CO2 nötig.

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