Das Leben eines Scheibenwischers ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Gewitterstürme, bittere Kälte, Eis, Schnee und Dreck aller Art, gegen all das müssen sie sich wehren können. Prinz Heinrich, seines Zeichens Bruder von Kaiser Wilhelm II hat ihn erfunden und als Patent mit dem Namen handbetätigtes Abstreiflineal angemeldet. Gerade einmal 18 Jahren später gelang es Robert Bosch aus dem handbetätigten Abstreiflineal einen elektrischen Wischer zu konstruieren, der sich über die Scheiben der ersten Autos mühte. 1930 kamen die ersten Wasserspritzer aus Düsen hinzu, worauf sich der Durchblick weiter verbesserte.
Diese Leistung traut man ihm gar nicht zu
Während seines recht intensiven Lebens von durchschnittlich zwei Jahren legt ein Scheibenwischer derzeit rund 800 Kilometer zurück und reinigt dabei insgesamt 78 Fußballfelder, man würde es ihm eigentlich gar nicht zutrauen. Ein Scheibenwischer soll insbesondere schlierenfrei putzen und nicht mit irgendwelchen Geräuschen dabei nerven. Mehr muss er nicht schaffen, der Scheibenwischer. Einige Forscher haben herausgefunden, dass sich beim Wischen die besten Ergebnisse erzielen lassen, wenn der Wischer mit Schwung und einer Wellenbewegung über die Scheibe einer Limousine geführt wird.
Wichtig bei der Arbeit des Scheibenwischers ist, dass er gezogen und nicht geschoben wird. Beim Schieben würde er nicht nur rubbelnd über die Scheibe zwitschern, sondern sich obendrein noch verletzen. Selbst wenn er gezogen wird, haben manche Wischer noch arge Probleme durch autofahrende Zeitgenossen, die trockene Scheiben mit trockenen Wischern von angetrockneten Insektenpanzern und Taubendreck befreien wollen. Idealerweise läuft die Gummikante des Scheibenwischers, vom Wischerarm gezogen, in einem Winkel von 45 Grad über die Glasscheibe, wobei die Auflagefläche lediglich zehn bis fünfzehn tausendstel Millimeter beträgt. Die Mikrokante schiebt mit jedem Wischvorgang insgesamt ein Schnapsglas voll Wasser vor sich her. Dabei muss gleichmäßiger Druck auf der Wischerkante liegen, da nur dann ein optimales Ergebnis erzielt werden kann. Eine Aufgabe, die immer mit steigender Geschwindigkeit eines Fahrzeuges immer anspruchsvoller wird. Außerdem handelt es sich um einen Punkt, auf den Kunden, die eine Limousine kaufen, inzwischen immer mehr achten.
Der Wischer muss auf der Scheibe bleiben
Ein Scheibenwischer muss fortlaufend gegen Turbulenzen, Winddruck und sich verändernde Unterdruckeffekte ankämpfen. Bei einem geparkten Fahrzeug im Regen betragen diese Kräfte 0,2 Newton, bei eine Fahrt von 180 km/h sind es 2,4, mehr als das Zehnfache. Früher wurden deshalb auch Spoiler auf den Wischerarm gesteckt, damit dieser nicht ab Tempo 120 abhebt. Durch erfolgreiche Weiterentwicklungen ist der Scheibenwischer heute gleichzeitig sein eigener Spoiler. In Klimakanälen wurden die verschiedensten Scheibenwischer in Bezug auf Form, Art, Luftwiderstand und viele andere Dinge getestet. Seit diesen Tests sind einige Wischer vollkommen von einem schwarzen Gummimantel umhüllt und so geformt, dass er wie ein Spoiler wirkt. Auf diese Art wird ein Anpressdruck von 15 bis 18 Newton pro Meter über die gesamte Wischerlänge gewährleistet.
Auch die Reibung auf der Scheibe ist, neben dem Anpressdruck, ein wichtiger Aspekt, da der Wischer quietscht, wenn der Reibwert zu hoch ist. Das ist pure Freude für Kunden, die ein Luxusauto kaufen wollen. Dabei handelt es sich um einen Effekt, der ansonsten nur beim Wischen auf trockenen Scheiben entsteht. Da der Gummi gleiten muss und nicht reiben soll, ist auf den Scheiben immer eine leichte Nässe notwendig.